Die Werkrealschule in Ludwigsburg-Eglosheim kann nicht mehr lange überleben, die Lehrer forcieren daher eine Umwandlung zur Gemeinschaftsschule – und erhalten dabei viel Unterstützung. Aber nicht aus dem Rathaus.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Neue Hoffnung für die Hirschberg-Werkrealschule in Eglosheim: Die Fraktionen im Ludwigsburger Gemeinderat haben die Verwaltung aufgefordert, die gewünschte Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule ernsthaft zu prüfen. SPD, Grüne, Freie Wähler und FDP bitten in einem interfraktionellen Antrag zudem darum, das Thema zügig auf die Tagesordnung des Bildungsausschusses zu heben.

 

Die CDU, die der Gemeinschaftsschule traditionell kritisch gegenüber steht, hat einen eigenen Antrag formuliert und darin ebenfalls die Umwandlung der Hirschbergschule ins Spiel gebracht. Offenbar haben die Christdemokraten ihre ablehnende Haltung gegenüber dem grün-roten Vorzeigeprojekt überdacht. Unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen sei in Eglosheim „nur eine Gemeinschaftsschule denkbar“, heißt es in dem Papier.

Nur noch elf Schüler haben sich an der Schule angemeldet

Damit scheinen die Fraktionen auf die Linie des Eglosheimer Stadtteilausschusses einzuschwenken, der unlängst offiziell bei der Stadt die Umwandlung der Hirschbergschule beantragt hat. Die Gründe liegen auf der Hand: Nur elf Schüler haben sich dort für das kommende Schuljahr angemeldet. Wenn sich an dieser Entwicklung nichts ändere, müsse die Werkrealschule mittelfristig abgewickelt werden, sagt die Rektorin Carmen Rückert. Sie sei dankbar für den Vorstoß der Fraktionen. „Wir sind sehr gespannt darauf, wie es jetzt weiter geht und ob sich etwas bewegt.“

Die Gemeinschaftsschule ist für Eglosheim der letzte Strohhalm, denn die Schulform ist populär. Das zeigen die Anmeldezahlen im ganzen Land. Die erste Gemeinschaftsschule in Ludwigsburg wird im September eröffnet, mitten in der City, und auch dort ist die Nachfrage bereits enorm.

Die Stadt sieht den Vorstoß des Stadtteils skeptisch

Dennoch sieht das Rathaus die Avancen aus Eglosheim mit Skepsis. „Ich kann den Wunsch nachvollziehen, aber mit Blick auf die Schulpolitik der Gesamtstadt ist das kritisch zu sehen“, sagt der Bürgermeister Konrad Seigfried. Die Verwaltung steht auf dem Standpunkt, dass langfristig zwei Gemeinschaftsschulen in Ludwigsburg ausreichen, weil wegen des demografischen Wandels in einigen Jahren die Schülerzahlen zurückgehen werden. Als zweiten Standort hat man die Werkrealschule in der Oststadt im Fokus, denn das dortige Gebäude bietet viel Platz. „Bei der Hirschbergschule haben wir ernste Zweifel, ob das Raumangebot ausreicht“, sagt Seigfried.

Die größte Hürde ist ausgerechnet ein alter Beschluss des Gemeinderats, der besagt, dass jede Gemeinschaftsschule in Ludwigsburg mindestens dreizügig sein muss – damit ausreichend Schüler zusammen kommen, um später eine Oberstufe bilden zu können. Diese Vorgabe kann die Hirschbergschule nicht erfüllen. Sie ist zu klein, weshalb dort allenfalls zwei Eingangsklassen denkbar sind.

Die Fraktionen überlegen nun, den Beschluss aufzuweichen. „Es hat sich gezeigt, dass der Stadtteil und die Lehrer eindeutig hinter dem Vorhaben stehen“, sagt die SPD-Chefin Margit Liepins. Vor diesem Hintergrund könne man sich eine Umwandlung gut vorstellen, „auch wenn es nur für zwei Züge reicht“. Zumal Liepins im Gegensatz zu Seigfried überzeugt ist, dass in Ludwigsburg Potenzial für mehr als zwei Gemeinschaftsschulen vorhanden ist. „Die Schule in der Innenstadt ist noch nicht einmal gestartet und schon viel zu klein – das haut hinten und vorne nicht hin.“

In einem Punkt ist das Rathaus den Fraktionen immerhin bereits entgegen gekommen: am 7. Juli wird das Thema öffentlich im Ausschuss beraten.