Mit Katrin Schütz als neuer Generalsekretärin der Südwest-CDU will der Landesparteichef seinen Modernisierungswillen belegen. Mit dem Kampf um die Spitzenkandidatur habe das nichts zu tun, versichert er.

Stuttgart - Beim jüngsten Treffen der CDU-Führungsgremien am Montag hat Landesparteichef Thomas Strobl einen Überraschungscoup gelandet: anders als erwartet präsentierte er keinen Zeitplan für die Mitgliederbefragung zur Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016, dafür platzierte er eine Personalie. Die Karlsruher Landtagsabgeordnete Katrin Schütz ist neue Generalsekretärin der Südwest- CDU. Mit der 47-Jährigen gelangt im Landesverband erstmals eine Frau in dieses Parteiamt, das seit der Wahl Strobls zum Landeschef nach dem Machtverlust im Jahr 2011 zunächst vakant geblieben ist.

 

Parteipräsidium und Landesvorstand billigten Strobls Personalvorschlag, allerdings kann Katrin Schütz ihr Parteiamt nur kommissarisch ausüben, so lange sie nicht von einem Landesparteitag gewählt ist. Die Landtagsabgeordnete sagte, Strobl habe sie schon vor längerer Zeit gefragt, ob sie Interesse an der Aufgabe hege. Sie habe dies bejaht. Allerdings ließ Strobl den Landesparteitag zur Kommunal- und Europawahl am 22. März verstreichen, ohne die Delegierten von seinen Absichten zu unterrichten. Strobl begründete dies damit, in Teilen der Partei habe es in der Vergangenheit immer wieder mal Rufe nach Einsetzung eines Generalsekretärs gegeben, er aber habe nicht den Eindruck eines Getriebenen erwecken wollte. „Ich bin da so, wie ich bin.“ Schließlich verfüge der Parteichef das Vorschlagsrecht für den Posten des Generalsekretärs. Daher habe er beweisen wollen, dass er aus freien Stücken handle.

Strobl will ein Zeichen setzen

Strobl beteuerte, er habe die neue Generalsekretärin nicht mit Blick auf den Machtkampf um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016 installiert. Vielmehr wolle er ein „Zeichen“ setzen für die Kommunal- und Europawahl am 25. Mai. Bis dahin sollen alle persönlichen Ambitionen auf die Rolle des Herausforderers des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ruhen. „Wir reden nur gut übereinander“, sagte Strobl. „Wir machen keinen Streit um Pöstle“ Zugleich ließ er durchblicken, dass er die offizielle Anmeldung der Spitzenkandidatur des Landtagspräsidenten Guido Wolf als störend empfand.

Strobl möchte die Berufung von Katrin Schütz als „konsequente Fortsetzung der Modernisierung und Öffnung“ der Landes-CDU verstanden wissen. „Alle, die meinten, dass dies nicht ernst gemeint war, sollten spätestens jetzt ins Grübeln kommen.“ In Katrin Schütz erkennt Strobl deshalb einen Ausdruck seines Modernisierungswillens, weil sie erstens Frau ist und zweitens einen Großstadtwahlkreis vertritt. Zugleich nennt er sie bodenständig und heimatverbunden. „So stelle ich mir die CDU Baden-Württemberg vor.“

Die Männerdominanz brechen

Die neue Generalsekretärin wurde in Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) geboren. Ihr Vater war Amerikaner – fünf Jahre lebte sie mit ihren Eltern in den USA. Sie erwarb einen Abschluss als Damenschneiderin und führte von 1991 bis 2006 als Geschäftsführerin ein Familienunternehmen. Sie ist Mutter zweier erwachsener Söhne, katholisch und geschieden. 2006 zog sie erstmals in den Landtag ein. Sie ist Mitinitiatorin des CDU-internen Projekts „Frauen im Fokus“, mit dem die Männerdominanz in der Partei gebrochen werden soll.

Manche in der Südwest-CDU schielen neidisch auf den rheinland-pfälzischen Landesverband, der nach Jahren des Darbens unter der patent und notorisch fröhlich auftretenden Oppositionsführerin Julia Klöckner wieder auflebt. Diese Stimmung mit der allerdings im Vergleich zu Klöckner zurückhaltender wirkenden Katrin Schütz aufzugreifen – auch dies könnte ein Motiv für Strobls Personalauswahl gewesen sein. Als „Frau fürs Schaufenster“ sieht sich Schütz allerdings nicht. „Ich bin die Älteste von acht Geschwistern“, antwortet sie auf die Frage nach ihrer Durchsetzungskraft, „und habe alle im Griff.“