Damit hatte wohl niemand gerechnet. Die Sanierung der Sport- und Festhalle in Musberg dauert inzwischen schon mehr als vier Jahre. In einem offenen Brief fordert der Vorstand des TSV Musberg die Stadtverwaltung nun zu einem Gespräch dazu auf, wie die Halle rasch wieder genutzt werden kann. Das Rathaus erklärt, dass das Gebäude erst nach einer Abnahme der Bauarbeiten wieder in vollem Umfang zugänglich ist. Wann diese erfolgt, ist derzeit aber völlig ungewiss.
„Der Unmut bei den Sportlern ist nach so vielen Jahren der Improvisation sehr groß“, heißt es in dem Schreiben des Vereins. Die derzeitigen Trainingsmöglichkeiten der rund 2100 Mitglieder beeinträchtigten den Verein „seit Jahren massiv“. Es müsse in einer stark sanierungsbedürftigen Halle im Untergeschoss und in einem zugigen Gymnastikraum trainiert werden, alles ohne Duschen, Umkleiden und Toiletten. „Dies ist unzumutbar“, findet der Verein. Feuchtigkeit und ein muffiger Geruch führten inzwischen sogar zu Klagen über gesundheitliche Probleme bei den Sportlern. Der Gesundheitssport und der Rehabilitationssport wolle die Ersatzhalle jedenfalls nicht mehr nutzen. Die Tischtennisabteilung müsse sich die Klagen von Gastmannschaften gefallen lassen. Die Leichtathleten wüssten nicht mehr, wo sie ihre Übungsgeräte lagern sollen. Zunehmend bereite es Schwierigkeiten, Spieler und Übungsleiter von einem Verbleib im Verein zu überzeugen.
„Eine Missachtung aller sportreibender Bürger“
Immer häufiger kündigten Vereinsmitglieder. Neue Mitglieder könnten unter den derzeitigen Umständen kaum gewonnen werden, „weil die hygienischen Verhältnisse eine Zumutung und untragbar“ seien. Die Verhältnisse seien „eine Missachtung aller sporttreibender Bürger“, schreibt der TSV. Nach viereinhalb Jahren Bauzeit stünden keine Umkleiden mit Duschen zur Verfügung. Die Sportler müssten bei jedem Wetter über das Rasenspielfeld zu den Umkleidecontainern laufen. Die Duschmöglichkeiten seien nicht ausreichend. Die Mitglieder des TSV Musberg hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ehrenamtlich eingebracht in der Stadt. Nun werde erwartet, dass die Sportler in einer zumutbaren Umgebung trainieren könnten.
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Auf dem Gelände der alten Halle in Musberg wurde nach einem Teilabbruch eine neue Sport- und Festhalle inklusive Umkleidebereichen gebaut. Die derzeitigen Kosten beziffert die Stadt auf 10,9 Millionen Euro. Allerdings ist noch nicht alles abgerechnet, sodass sich dieser Betrag noch erhöhen wird.
Verwaltung will sich mit Vereinsvertretern treffen
Weshalb die neue Halle so lange nicht genutzt werden kann, erklärt die Stadt folgendermaßen: „Im Neubauteil kann eine Freigabe aus rechtlichen Gründen erst dann erfolgen, wenn alle Abnahmen (Sachverständigenabnahmen, baurechtliche Abnahme, Gewerkeabnahmen) erfolgt sind. Ein Teil dieser Abnahmen steht noch aus.“ Es seien auch noch Restarbeiten zu erledigen, ergänzt Erster Bürgermeister Benjamin Dihm auf Nachfrage. Die Arbeiten müssen aufwendig koordiniert werden, weil sie zum Teil ineinandergreifen. Das alles koste Zeit.
Eine rasche Antwort auf den offenen Brief hat der TSV Vorstand nicht erhalten. Die Stadtverwaltung sichert allerdings zu, sich mit den Vereinsvertretern treffen zu wollen. „Selbstverständlich werden wir auf das Gesprächsangebot eingehen, um die Hintergründe für die Verzögerung weiter zu erläutern“, heißt es schriftlich aus dem Rathaus. Zuvor sei allerdings noch die Abstimmung mit dem Gemeinderat erforderlich. Sobald diese erfolgt sei, werde man auf die Verantwortlichen des TSV zugehen.