Äpfel pflücken, um Saft daraus zu machen: Eine Lokale Agenda Gruppe in Gerlingen ist jedes Jahr mit Kindern auf Streuobstwiesen aktiv. Daraus soll 2021 mehr werden.

Gerlingen - Kindergartenkinder sind jedes Jahr bei der Apfelernte dabei, grundsätzlich auch die Grundschüler. Doch die Größeren hätten dieses Jahr pausieren müssen, sagt Lucetta Amos. Die Corona bedingten Einschränkungen zwang die Lokale Agenda-Gruppe, die Zahl der Kinder auf einer Streuobstwiese zu reduzieren. Was im Kindergarten gilt, galt auch beim diesjährigen Projekt „Vom Apfel zum Apfelsaft“: Die Kitagruppen blieben getrennt. 118 Kinder pflückten in den vergangenen Tagen Äpfel und lasen sie auf, um später den daraus gepressten Apfelsaft im Kindergarten zu trinken. Das war rund ein Drittel der sonst üblichen Kinderzahl. Gesammelt wurde das Obst von rund 20 Wiesengrundstücken. Die meisten davon sind in städtischer Hand, lediglich vier waren von Privat. Ginge es nach Lucetta Amos, würde sich die Agenda-Gruppe um weitere Flächen kümmern. „Ich hätte gerne mehr Grundstücke zur Verfügung. Man sieht doch die Wiesen, auf denen die Äpfel liegen bleiben.“

 

Ein Küken unter den Ehrenamtlichen

Die Erfahrung hätte sie, um das Projekt auszuweiten. Ihre Idee: Grundstücksbesitzer melden sich, ebenso jene, die Äpfel und Beeren zum eigenen Verzehr pflücken wollen. Über eine gemeinsame Plattform werden beide zusammengebracht. Sie könne sich vorstellen, diese Vermittlung nächstes Jahr zu übernehmen. „Ich würde das schon machen“, sagt Amos.

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An ehrenamtlichen Helfern mangelt es ihr auch nicht. Als sie das Projekt im Jahr 2012 startete, seien sie zu viert gewesen. In diesem Jahr waren es 17. Die Gruppe habe seither aus Rentnern bestanden. Dieses Jahr war das anders. „Unser Küken ist etwas über 40“, sagt Amos. „Wir kennen uns untereinander nicht, man sieht sich auch das ganze Jahr kaum. Aber einmal im Jahr trifft man sich.“

Keine Konkurrenz zum gelben Band

Begründen kann Amos den Zusammenhalt nicht. Umso mehr freut sie sich darüber, dass sich Ehrenamtliche zusammentun, die eines eint: Sie finden es schade, wenn das Obst vergammelt. Amos beobachtet, sie wertet nicht, dass sich Grundstücksbesitzer nicht um die Früchte ihres Gartens kümmern. „Es gibt so viele Gründe“, sagt sie. Sei es, dass die Eigentümer zu alt sind oder zu weit entfernt leben oder aber keine Zeit haben und nicht dazukommen, sich um die Früchte von Baum und Strauch zu kümmern – das Ergebnis ist dasselbe: die Früchte werden nicht gegessen. „Das ist doch einfach schade.“ In mancher Kommune – auch in Gerlingen – kann man den Baum, der von jedermann geerntet werden kann, mit einem gelben Band markieren. Amos weiß das, ihr Ansatz aber ist ein anderer. „Es soll nicht anonym sein.“ Deshalb will sie diese Börse auch nicht als Onlineplattform ins Internet verlagern – wohl wissend, dass dies andernorts funktioniert. Sie will statt dessen auf das Gespräch der Menschen untereinander setzen – und auf die Erfahrung der Ehrenamtlichen. Die ist besonders gefragt, wenn sie mit Kindern Äpfel ernten. Viele von den Helfern seien selbst Grundstücksbesitzer und sehen, wenn ein Ast morsch ist, sagt Amos. Ist aber das gesamte Gelände zu unsicher, würde sie das Angebot nicht annehmen.