Die hessische SPD-Chefin Nancy Faeser ist die erste Frau an der Spitze des Bundesinnenministeriums. Ihre hessischen Genossen hatten eigentlich ganz andere Pläne mit ihr.
Wiesbaden - Für die AfD ist die Sozialdemokratin Nancy Faeser als neue Bundesinnenministerin „eine komplette Fehlbesetzung“. In einer Pressemitteilung schrieb die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar am Dienstag: „Eine stärkere Förderung der linksextremen Antifa ist kein Ersatz für die Digitalisierung Deutschlands.“ Obwohl sie aus demselben Bundesland kommt, scheint die AfD-Politikerin die als Nachfolgerin von Horst Seehofer benannte hessische SPD-Chefin schlecht zu kennen. Die 51-jährige Faeser hat schon lange ein ausgesprochen gutes Verhältnis zur Polizei, als langjährige Innenpolitikerin und auch als Fraktionsvorsitzende der SPD im Wiesbadener Landtag zahllose Polizeireviere im Land besucht und nicht nur einmal Streifenbeamte vor Ort im Nachtdienst begleitet.
Scharfzüngige Gegenspielerin des hessischen Innenministers
Gleich nach ihrer Ernennung zur ersten Frau im Amt des Bundesinnenministers betonte Faeser: „Die Menschen in Deutschland haben zu Recht den Anspruch, dass der Staat für ihre Sicherheit sorgt.“ Dazu brauche es gut ausgebildetes und gut ausgestattetes Personal, insbesondere bei der Bundespolizei. Die Juristin ist keine reine Berufspolitikerin, jahrelang hat Faeser als Rechtsanwältin in zwei renommierten Kanzleien gearbeitet.
Im Hessischen Landtag ist die SPD-Politikerin als scharfzüngige Gegenspielerin von Landesinnenminister Peter Beuth (CDU) bekannt. Dem wirft sie vor allem Versäumnisse beim Umgang mit Fällen von Rechtsextremismus innerhalb der Polizei und bei der Serie mit „NSU 2.0“ gezeichneter Drohmails gegen Politikerinnen und andere prominente Frauen vor. „Der Rechtsextremismus ist die größte Bedrohung für unsere Demokratie, und ich will als Innenministerin diese Gefahr mit aller Entschlossenheit bekämpfen“, schrieb Faeser am Montag in einer Mail an alle hessischen SPD-Mitglieder. Der Polizei selbst attestierte Faeser stets, dass sie einen „herausragenden Job“ mache.
Wer geht 2023 ins Rennen gegen Hessens Regierungschef Bouffier?
Der unerwartete Wechsel Faesers nach Berlin bringt für die Genossen in Hessen allerdings Probleme. Zwar galt sie schon lange als ministrabel. Aber es galt als ausgemacht, dass die verheiratete Mutter eines sechsjährigen Jungen 2023 durchaus nicht chancenlos ins Rennen um die Nachfolge des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) geht. Das ist jetzt kaum noch vorstellbar, denn der Landtagswahlkampf würde gerade beginnen, wenn Faeser in dem fordernden neuen Berliner Amt einigermaßen eingearbeitet sein dürfte.