Das Stuttgarter Verkehrsministerium will die Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad bewegen. Dafür wurden die Fördertöpfe jetzt ordentlich aufgestockt.

Stuttgart - "Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so lange dauert.“ Mit diesen Worten bestätigte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die jüngste Kritik des Radfahrclubs ADFC. Der hatte eine schleppende Umsetzung der Förderung des Radverkehrs seitens der neuen Landesregierung kritisiert. Doch nun soll alles besser werden. Hermann kündigte am Donnerstag in Stuttgart eine Imagekampagne fürs Fahrrad an, die „Radkultur“. Aktuell läuft die Stellenausschreibung für ein neues Referat im Ministerium mit dem Titel „Rad- und Fußverkehr, kommunale Verkehrslenkung und Bürgerbeteiligung“.

 

Und mehr Geld gibt es auch. Für die Förderung einer „fahrradfreundlichen Mobilitätskultur“, wie das Ministerium mitteilt, werden die Mittel von 250 000 Euro auf 1,5 Millionen aufgestockt. Für die Förderung „verkehrswichtiger Radwege“ werden weitere 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Und 600 000 Euro fließen in den Bau hochwertiger und sicherer Radabstellplätze vor allem an Bahnhöfen. „Wer sein teures Pedelec nicht sicher abstellen kann, lässt es zu Hause“, sagt der Minister. Und insgesamt sieht der Minister für die Zukunft eine Landesförderung für den Radverkehr von 20 Millionen Euro, gegenüber Summen zwischen fünf und 15 Millionen Euro in früheren Jahren. „Fünf Millionen für den Radverkehr bringen richtig viel“, sagt Hermann überzeugt. „Mit diesem Geld kann man kaum eine Umgehungsstraße bauen.“

Geld für Kampagnen und Radabstellplätze

Für den einen 1,5-Millionen-Euro-Fördertopf konnten sich Kommunen der Größe bis 50 000, bis 100 000 und über 100 000 Einwohner bewerben. Zum Zuge kommen nun Lörrach, Tübingen und Mannheim. Finanzielle Unterstützung erhalten diese Städte für Fahrradabstellplätze, aber auch für eine Kampagne, die „Lust aufs Radfahren vermitteln soll“, wie Lörrachs Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm sagte. Mannheims Umweltbürgermeister Lothar Quast spricht von einem 21-Punkte-Programm, das dazu beitragen soll, dass der Anteil der Radfahrer am innerstädtischen Radverkehr bis 2014 von derzeit 15 auf 20 Prozent ansteigt. Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke kann da schon andere Werte nennen. 25 Prozent aller Menschen nutzten im Binnenverkehr das Rad, im Umweltverbund einschließlich der Fußgänger und Stadtbusnutzer seien es sogar 75 Prozent. Doch Soehlke sieht durchaus noch Potenzial, angefangen von Radwegen zu den Schulen bis hin zur Kooperation mit Unternehmen, die ihre Mitarbeiter durch Duschmöglichkeiten und sichere Abstellplätze zum Umstieg bewegen könnten.

Minister Hermann kündigte an, dass sein Ministerium 2012 einen langfristig angelegten Landesradverkehrsplan erarbeiten werde. Er warb grundsätzlich für das Rad: „Wer Rad fährt, bewegt sich schnell, modern, flexibel, preisgünstig und tut sich selbst viel Gutes.“ Außerdem stellte er moderne Helme vor, die sich durch modisches Design auszeichnen.

Im Ministerium selbst hat Hermann als eine der ersten Investitionen Pedelecs für die Mitarbeiter anschaffen lassen. Eine Fahrt durch Stuttgart-Mitte stuft er bisher allerdings mitunter als „Stresstest für den Radfahrer ein“.