Neue Klima-Union Ergrünung der CDU ist das Ziel

Der Manager Heinrich Strößenreuther ist Mitbegründer der neuen Klima-Union. Foto: Klima-Union

Der Manager Heinrich Strößenreuther ist Mitbegründer der neuen Klima-Union. Die neue Basisgruppe stößt an der Parteispitze der CDU/CSU auf deutlich mehr Wohlwollen als zum Beispiel die Werte-Union.

Berlin - Der Anstoß ist nicht von innen gekommen, sondern von außen. „Ich bin Klimaaktivist der ersten Stunde und langjähriger Grünen-Wähler“, erzählt Heinrich Strößenreuther. Der 53-jährige Norddeutsche mit familiären Wurzeln im Schwäbischen hat in den Neunzigern Kampagnen für Greenpeace organisiert und wurde später als Wirtschaftsinformatiker bei der Bahn für das Umweltmanagement zuständig. In der anschließenden Selbstständigkeit gehörte er zu den Initiatoren des Volksentscheids Fahrrad in Berlin und der Klimaschutzorganisation German Zero.

 

Jetzt also die CDU. Für Strößenreuther, der im März mit anderen die Klima-Union gegründet hat, ist auch die Ergrünung der größten Regierungspartei auf gewisse Art ein Projekt. Er habe, so berichtet er am Telefon, „irgendwann gemerkt, dass man in Deutschland CDU und CSU überzeugen muss, um wirklich etwas zu erreichen“.

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Bei Umsetzung mehr Vertrauen in die Union als in die Grünen

Zusammen mit Bianca Praetorius und Philipp Schröder, dem früheren Deutschlandchef des US-Elektroautobauers Tesla, reifte die Idee, mit der zentralen Forderung nach einer Politik im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Weltklimavertrags nicht mehr im eigenen Umfeld, sondern an anderer Stelle anzusetzen. „Wenn die Union etwas umsetzen will, hat sie auch die Erfahrung und Kompetenz, das zu tun“, meint Strößenreuther: „So langsam, wie die in Berlin mitregierenden Grünen den Fahrrad-Volksentscheid in konkrete Maßnahmen übersetzen, dürfen wir beim Klimaschutz nicht mehr sein. Da habe ich mehr Vertrauen in die Union.“

Was auf den ersten Blick einer Übernahme oder Unterwanderung nicht unähnlich erscheint, kommt in den Unionsparteien selbst nicht so schlecht an. Schon in der Gründungsphase wurden etwa der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz und das Vorstandsmitglied Wiebke Winter vom Mitmachen überzeugt. Die 25-Jährige aus Bremerhaven, die bei schmelzenden Polkappen und steigenden Meeresspiegeln auf nichts weniger hinweist als den Untergang ihrer Heimatstadt, hat trotzdem mit sich gerungen. „Als Mitglied des CDU-Bundesvorstands habe ich natürlich schon länger darüber nachgedacht, mich in der Klima-Union zu engagieren, weil sie keine offizielle Parteigliederung ist“, erzählt Jungpolitikerin Winter, die für den Bundestag kandidiert.

Mitglieder „brennen für Themen“

In den Führungsgremien hat sie mitbekommen, dass eines dieser frei schwebenden Sammelbecken der Union viel Ärger bereitet. „Aber jeder Vergleich mit der Werte-Union verbietet sich“, sagt Winter: „Nur weil von dort oft schwer erträgliche Äußerungen kommen, heißt das doch nicht, dass ich nicht in einem zusätzlichen Forum von Unionsmitgliedern für meine klimapolitischen Überzeugungen werben kann.“ Sie sei auch Mitglied im C-Netz, der Gruppe digitalaffiner Christdemokraten. Und den Wirtschaftsrat, dem Friedrich Merz angehört, gebe es doch auch.

Es helfe dem „Anspruch als Volkspartei“, wenn Mitglieder „für Themen brennen“, sagt Unionsfraktionsvize Andreas Jung: „Manche setzen besonders auf Wirtschaft, andere engagieren sich fürs Soziale, der Klima-Union liegt der Umweltschutz besonders am Herzen.“ Die Türen stünden offen.

„Großartig“, sagt Armin Laschet

Einen Interessenkonflikt sieht auch CDU-Chef Armin Laschet in der Neugründung nicht – und mehr noch. In einer Vorstandssitzung lobte der Kanzlerkandidat Winters Engagement als „großartig“ – und wünschte ausdrücklich viel Erfolg.

Zu den knapp 500 Mitgliedern gehören Strößenreuther zufolge auch bekanntere Namen: „Die Klima-Union ist in den CDU-Ministerien der Bundesregierung mit offenen Armen empfangen worden – Forschungsministerin Anja Karliczek unterstützt uns genauso wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier.“ Der Gründer hat gar „das Gefühl, dass manche unserer Begrifflichkeiten sich schon im Wahlprogramm wiederfinden, die vom klimaneutralen Industrieland etwa“.

Angesichts teils harter Kritik am Programm, die gerade beim Klimaschutz konkrete Maßnahmen vermisste, überrascht die Aussage. Tatsächlich lobte die Klima-Union in einer ersten Stellungnahme die „ehrgeizigere Handschrift“, stellte aber trotzdem eine „Lücke zum Pariser Klimaabkommen“ fest. Bundestagsfraktionsvize Jung, der den Klimateil des Wahlprogramm maßgeblich miterarbeitet hat, sieht das anders: „Mit dem Klimaschutzgesetz und dem Regierungsprogramm schlagen wir jetzt wichtige Pflöcke ein und beschreiben klar unseren Weg für Klimaschutz mit Innovationen.“

An diesem Montag will die Klima-Union in ihrer ersten Pressekonferenz überhaupt inhaltlich nachlegen. Sie hält ihr Satzungsziel, sich selbst überflüssig zu machen, jedenfalls noch nicht für erreicht.

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