Für die neue Kommunikationschefin Hope Hicks gibt es viel zu tun: Nach Charlottesville hat das Image des US-Präsidenten einen Tiefpunkt erreicht. Das Ex-Model gilt als scheu und sie hat ein großes Herz für Donald Trump.

Hagerstown - Ihren Vorgängern war kein großer Erfolg beschert. Jetzt ist Hope Hicks dafür zuständig, die Botschaften von US-Präsident Donald Trump unter die Leute zu bringen. Die neue interimistische Kommunikationschefin des Weißen Hauses arbeitet schon seit längerem für Donald Trump, zuletzt als „Direktorin für strategische Kommunikation“. Ihren neuen Job tritt die 28-Jährige zu einem denkbar kritischen Zeitpunkt an.

 

Indem Trump „beide Seiten“ für die tödliche Gewalt zwischen Rechtsextremisten und Gegendemonstranten in Charlottesville verantwortlich machte, löste er empörte Reaktionen aus. Abgeordnete beider Parteien riefen den Präsidenten auf, die Teilnehmer des Neonazi-Aufmarsches in der Unistadt in aller Schärfe zu verurteilen. Einige stellten offen seine Kompetenz und moralische Führung in Frage.

Mitglieder von Trumps wirtschaftlichen Beratergremien, die er gern ins Weiße Haus einlud, traten zurück. Führende Militärs verurteilten Hass und Rassismus, ohne ihren Oberbefehlshaber auch nur zu erwähnen. Diesen Bruch zu reparieren gehört nun zu den dringendsten Aufgaben von Hicks.

Hope Hicks folgt auf Anthony Scaramucci

Die neue Kommunikationsdirektorin folgt auf den New Yorker Geschäftsmann Anthony Scaramucci, der wegen obszöner Formulierungen gegenüber einem Reporter nach nur elf Tagen aus dem Amt geflogen war. „Hope ist ein fantastischer Mensch und wird großartige Arbeit machen“, erklärte Scaramucci auf Twitter, nachdem das Weiße Haus Hicks’ Beförderung bekanntgegeben hatte. Die aus Greenwich im US-Staat Connecticut stammende Beraterin soll dabei helfen, eine endgültige Lösung für die Besetzung der Stelle zu finden.

Frühere Kollegen von Hicks bezeichnen das als schüchtern geltende ehemalige Model als vertrauenswürdig. „Hope ist weiser, als ihr Alter es vermuten lässt, und wird bestimmt immer für den Präsidenten da sein“, sagte Brad Parscale, Digitaldirektor von Trumps Wahlkampfteam, der wie Hicks zu einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern gehört, die schon seit Trumps Kandidatur für den 71-Jährigen arbeiten. „Es war enttäuschend zu sehen, wie viele Leute Präsident Trump als Gelegenheit genutzt haben, um ihre eigenen Vorteile zu steigern.“

Hicks hält sich anders als Kollegen aus dem Rampenlicht fern. Von ihrem Schreibtisch in der Nähe des Oval Offices arbeitet sie als Gatekeeperin für Trump. Wie bereits im Wahlkampf laufen Interviewanfragen an den Präsidenten über sie. Sie war als einzige Beraterin in Trumps Büro anwesend, als der Präsident kürzlich in einem Interview der „New York Times“ US-Justizminister Jeff Sessions scharf kritisierte. Im Fernsehen zeigt sich Hicks nicht.

Hicks wünscht sich von Herzen Erfolg für Präsident Trump

Laut Parscale steht die 28-Jährige vor allem hinter Trumps grundlegenderen Zielen. „In seinem Wahlkampf ging es um Millionen von Amerikanern im ganzen Land, die zurückgelassen wurden“, sagte er. Hicks habe dafür großes Verständnis und wünsche sich „von Herzen, dass Präsident Trump Erfolg hat“.

Als ehemaliges Model für den Modedesigner Ralph Lauren und PR-Expertin für Trumps Tochter Ivanka verfügte Hicks über keinerlei politischen Hintergrund, als sie sich 2015 Trumps Kampagne anschloss. Sie wurde rasch zur Ein-Frau-Kommunikationsabteilung für einen unkonventionellen Kandidaten, der eine beispiellose Medienaufmerksamkeit auf sich zog. Hicks koordinierte Interviewanfragen, tippte von Trump diktierte Tweets und blieb im Wahlkampf an seiner Seite.

Sie war ihren Eltern Paul und Caye Hicks ins PR-Geschäft gefolgt. Nach ihrem Abschluss in Englisch an der Southern Methodist University in Texas im Jahr 2010 zog Hicks nach New York und arbeitete wie ihr Vater für die Agentur Hiltzik Strategies, die auch für Hillary Clinton tätig war. Paul Hicks war in der Kommunikationsabteilung der Football-Liga NFL beschäftigt und ist heute Geschäftsführer eines Unternehmens in Washington.

Seine Tochter wechselte 2014 zur Trump Organization, um die Werbung für Ivankas Produkte zu unterstützen. Ein Jahr später zog Trump Hicks für seine Kampagne ab. Sie zog zwar viel Aufmerksamkeit der Medien auf sich, ging aber direkten Interaktionen mit Reportern weitgehend aus dem Weg. Stattdessen beschränkte sie ihre Kontakte zu Journalisten auf Telefonate und E-Mails.

Sie wird Trumps Twitter-Nutzung nicht bremsen

„Sie redet ständig am Telefon mit Reportern und versucht sie dazu zu bringen, ihre unehrlichen Geschichten zu korrigieren“, sagte Trump nach seinem Wahlsieg bei einer Kundgebung in Alabama im Dezember. Dass Hicks dem gelegentlich geäußerten Vorschlag nachkommt, Trumps Twitter-Nutzung zu bremsen, ist nicht zu erwarten.

Dass es Trump gelinge, mit einem Tweet die Nachrichten zu bestimmen, spreche „für die Kraft seiner Präsenz und seiner Persönlichkeit, aber auch für seine Botschaft und seine Fähigkeit, die Menschen zu begeistern“, sagte sie in einem kurzen Video für eine Serie des Magazins „Forbes“. Hicks selbst hat keinen Twitter-Account.

Bei einem Auftritt zur Feier seines Wahlsiegs drängte Trump Hicks, sich an tausende Anhänger zu wenden. „Wo ist Hope? Wo ist Hope? Komm hier herauf, Hope. Hope, komm hier herauf“, sagte er in Mobile im US-Staat Alabama und fügte hinzu, dass Hicks eine „ungeheuer begabte Person“ sei. „Sie ist ein bisschen schüchtern, aber das ist okay, weil sie wirklich, wirklich begabt ist“.

Dann bat er Hicks, „ein paar Worte“ zu sagen. Sie sagte ganze neun: „Hi. Frohe Weihnachten für alle und danke, Donald Trump.“