Die Stadt ermittelt neue Konzepte für die Friedhöfe. Dazu gehört das Modell der Genossenschaftsgräber.

Renningen - Urnengräber, Baumbestattung, Genossenschaftsgräber: Die Stadt Rennningen möchte auf ihren Friedhöfen neue Wege beschreiten – und das sehr zügig. Denn Sargbestattungen werden immer seltener nachgefragt, wie Marcello Lallo, Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht im Rathaus, im Gemeinderat am Mittwoch erzählte. Zwischen Januar und Mai 2017 entschieden sich 80 Prozent aller Nutzer in Renningen für ein Urnengrab, in Malmsheim waren es 70 Prozent.

 

Die Reserven an Urnengräbern reichten nach Stand Mai nur noch eineinhalb Jahre, erklärte Marcello Lallo. „Es besteht somit dringender Handlungsbedarf“, denn die Planung und Umsetzung von neuen Grabfeldern nehme Zeit in Anspruch. Die Verwaltung schlug daher vor, auf den Friedhöfen in Malmsheim und Renningen ein neues Konzept zu erarbeiten, um den Vorstellungen der Bürger gerecht zu werden. Bei Bedarf könnten außerdem kurzfristig zusätzliche Urnengräber geschaffen werden, indem Friedhofsabschnitte, die im Moment noch für Reihengräber vorgesehen sind, umgewandelt werden. Der Rat schloss sich den Vorschlägen einstimmig an.

Genossenschaftsmodell aus Pforzheim

Zusammen mit dem Gemeinderat hatte sich die Verwaltung im Vorfeld Friedhöfe in Mühlacker und Pforzheim angesehen. Von dort brachte die Verwaltung einige Eindrücke mit, um in der Sitzung zu veranschaulichen, welche Modelle es gibt und wo und wie sich diese in Renningen umsetzen lassen. Neben den „klassischen“ Urnengräbern in Form von Grabfeldern und Urnenwänden ist auch das Konzept der Baumbestattungen den meisten Menschen inzwischen bekannt: Vor einem Baum auf dem Friedhof werden mehrere Urnen beigesetzt, die Namen der Verstorbenen werden daneben auf einer Stele oder ähnlichem niedergeschrieben.

Was dagegen noch nicht so verbreitet ist, ist das Modell der Genossenschaftsgrabfelder. In Pforzheim und Mühlacker wird es bereits praktiziert – und stieß auch bei den Renninger Ratsleuten auf großes Interesse. Und so funktioniert es: „Die Kommune stellt einer Genossenschaft ein Feld zur Verfügung, die sich um die Vermarktung und die Pflege kümmert“, erklärte Marcello Lallo. Diese Genossenschaften bestehen meist aus Gärtnern, Steinmetzen und ähnlichen. Ein Grab innerhalb der Anlagen wird „inklusive Pflege erworben, sodass sich die Angehörigen darum nicht mehr kümmern müssen“. Die Ergebnisse ähneln kleinen Parks mit einem einheitlichen Erscheinungsbild – wobei die Kommune trotzdem Einfluss auf die Gestaltung nehmen könne, so Lallo.

Kostenschätzungen gibt es noch nicht

Jochen Breutner-Menschick von den Grünen konnte sich mit dem Modell nicht sofort anfreunden. „Ich tue mich schwer mit dem Genossenschaftlichen.“ Er verstehe nicht, warum das nicht über die Verwaltung laufen könne, „warum muss dafür noch jemand ,dazwischengeschaltet’ werden?“, fragte er. Marcello Lallo erklärte, dass schon allein die Kapazitäten der Stadt dafür gar nicht ausreichen würden. „Im Moment decken wir das aber auch nicht ab“, ergänzte Bürgermeister Wolfgang Faißt. Wer sich nicht selbst um die Pflege eines Grabes kümmern könne, beauftrage für gewöhnlich einen Gärtner. „Das hier“, so Lallo, „ist eine Alternative zu einem privaten Vertrag mit einem Gärtner.“ Die Kosten seien seiner Erfahrung nach ähnlich. „Und die genossenschaftlichen Gräber, die wir gesehen haben, sahen alle sehr schön aus“, sagte Faißt. In diesem Fall stellte sich sogar Thomas Mauch von der SPD, wie er sagte, ausnahmsweise auf die Seite der freien Wirtschaft. „Wenn es da jemanden gibt, der die Arbeit genauso gut oder vielleicht sogar besser macht als die Verwaltung“, dann sollte man sie dort belassen.

Für die neuen Konzepte wird die Stadt professionelle Planungsbüros beauftragen. Die finanziellen Auswirkungen konnte die Verwaltung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen.