Das Land konzipiert die Verkehrsausbildung an Schulen neu – mit weitreichenden Konsequenzen. Kreisweit sollen die Kinder künftig zentral in Asperg auf die Fahrradprüfung vorbereitet werden. Ein Verein nutzt derzeit das dafür vorgesehene Gelände. Für ihn wird es große Veränderungen geben.

Kreis Ludwigsburg - Ditzinger Kinder werden künftig nicht mehr nur dort auf die Fahrradprüfung vorbereitet, wo sie wohnen und zur Schule gehen. Sie werden im rund 12 Kilometer entfernten Asperg in einem Verkehrssicherheitszentrum üben, das neu gebaut werden soll. Bisher lernten die Grundschüler auch auf dem abgesperrten Parkplatz der Stadthalle. Das ist nicht mehr erlaubt.

 

Ditzingen hat keine nutzbare Fläche

Mit einer Verwaltungsvorschrift des Landes wurden die Vorgaben für die Verkehrsausbildung geändert. Es müssten „mindestens die ersten beiden der insgesamt vier Übungseinheiten zwingend außerhalb des öffentlichen Verkehrsraums im realitätsnahen Schonraum stattfinden. Schul- und Pausenhöfe sind grundsätzlich nicht mehr für die Radfahrausbildung geeignet“, heißt es in einem gemeinsamen Papier von Polizeipräsidium und Kreisverkehrswacht Ludwigsburg. Weil Ditzingen keine adäquate Fläche vorweisen kann, müssen die Kinder fortan nach Asperg. „Wir wollen, dass die Ditzinger Kinder auch künftig die Fahrradprüfung machen können. Dann machen wir eben einen Schulausflug oder Wandertag dorthin“, sagt der Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU).

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Das Verkehrssicherheitszentrum soll auf dem Gelände des Verkehrsübungsplatzes des MSC Hohenasperg entstehen. Das Zentrum soll nicht nur der Radfahrerausbildung für alle Grundschulen der Umgebung dienen. Auch Sicherheitstrainings für Auto- und Motorradfahrer, für E-Bikefahrer und Nutzer von Rollatoren sollen angeboten werden. Zudem ist ein Schulungsgebäude mit Lehrsälen, Sanitäranlagen und Garagen geplant. Weil auch ein Fahrradlager vorgesehen ist, können die Schüler dort Räder leihen.

Zwei Millionen Euro kostet das Zentrum nach derzeitigem Stand. Der Ditzinger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung eine finanzielle Beteiligung grundsätzlich in Aussicht gestellt. Derzeit ist von einem Einmalbetrag in Höhe von 200 000 Euro die Rede.

Ditzingen ist nicht allein in der Situation. Laut der Polizei müsse derzeit „vielerorts mit Kompromisslösungen gearbeitet werden“. Die Asperger Grundschüler fahren demnach in der Hälfte der Ausbildungszeit auf einem kleinen Schulhof, die Möglinger und Schwieberdinger Kinder in Turnhallen. Die Ludwigsburger und Tammer Grundschüler wiederum lernen auf einem provisorischen Übungsplatz.

Doch weil in einer Stadt wie Ludwigsburg die Verkehrsdichte so hoch sei, müsse laut der Polizei fortan nicht nur die Hälfte, sondern die gesamte Ausbildung in einem sogenannten Schonraum stattfinden. Insgesamt könnten mehr als 60 Schulklassen jährlich von dem Asperger Übungsgelände profitieren, heißt es in dem Konzept von Polizei und Verkehrswacht.

Gelände gehört der Stadt Asperg

Das vorgesehene Areal gehört der Stadt Asperg. Der Platz sei aufgrund seiner „zentralen und doch geschützten“ Lage optimal. Doch es sei laut der Polizei in einem „wenig ansprechenden, teilweise schlechten Zustand“. Der Verkehrsübungsplatz wird seit 50 Jahren vom MSC Hohenasperg betrieben.

Der Interimsvorstand des Vereins, Jürgen Schreiner, verhehlt nicht, dass Probleme mit dem Personal auf dem Gelände bestanden, es im Vorstand Turbulenzen gab, das Gelände gepflegt werden müsse. Aber das Personalproblem sei gelöst, die Hauptversammlung folge, sobald es Corona zulasse, die Platzpflege stehe an. „Wir stehen zu dem Verkehrssicherheitszentrum ohne Zweifel. Aber wir lassen uns nicht verdrängen.“ Es sei eine Kooperation vereinbart. Verkehrssicherheitszentrum ist es tagsüber. „Wir haben den Platz abends. Am Wochenende wird er weiterhin als Verkehrsübungsplatz betrieben.“