Nachdem ihr Vorgänger vorzeitig gekündigt hatte, versucht Nicole Fritz ab Januar einen Neustart an der Kunsthalle Tübingen – nicht nur mit Blockbuster-Ausstellungen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Tübingen - „Sexy and Cool“ nennt sich die Ausstellung, mit der Nicole Fritz ihren Einstand in der Kunsthalle Tübingen geben wird. Die Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin, die derzeit noch Direktorin des Kunstmuseums Ravensburg ist, übernimmt im Januar die Kunsthalle Tübingen und wird sich in ihrer ersten Präsentation mit postminimalistischer Kunst befassen. Ihr sei es wichtig, bei ihren Projekten „die Fragestellung aus der Kunst heraus zu entwickeln und die Kunstgeschichte zu befragen“, erklärt die 48-Jährige. Viele heutige Künstler würden sich auf das Minimal beziehen, es aber stärker mit Emotion aufladen. Es werde zwar eine sehr sinnliche Ausstellung, trotzdem will Fritz zum Auftakt keine „Blockbuster-Ausstellung“ machen. „Es geht auch darum, sich zu positionieren, zu sagen, wie es mit der Kunsthalle weitergeht.“

 

Wichtig ist es Nicole Fritz, die Kunsthalle Tübingen „in vielen Richtungen weiterentwickeln in Bezug auf innovative Konzepte, Medien, Digitalisierung, Marketing, da gibt es viel zu tun.“ So wird es eine neue Homepage geben, die auch studentisches Publikum ansprechen soll, außerdem will Fritz auf verschiedene Gruppen in der Stadt zugehen. In Ravensburg hat sie unter anderem mit Behinderteneinrichtungen oder einem Zentrum für Psychiatrie zusammengearbeitet. „Mich interessiert es, gesellschaftliche Prozesse zu initiieren“, so Nicole Fritz.

Ein erstes Projekt von Studenten für Studenten ist bereits angestoßen, bei dem kleine Filme, Instagram-Auftritte und Angebote für Facebook begleitend zur Ausstellung „Almost Alive“ (21. Juli bis 21. Oktober) entwickelt werden. Sie wird sich mit hyperrealistischen Skulpturen befassen wird und soll, so Fritz, zeigen, wie sich in der Skulptur gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln. Damit, ist sie sicher, werde man „viele Altersstufen ansprechen“.

Stiftung Kunsthalle mit neuer Struktur

Im November wird dann eine Ausstellung mit Birgit Jürgenssen eröffnet werden, einer der wichtigsten Avantgarde-Künstlerinnen Österreichs, die sich vor allem mit dem weiblichen Körper beschäftigte und in zahlreichen Zeichnungen ihre eigene Lebenswelt selbstironisch kommentierte. „Schneegewitter“ wird die erste große Einzelausstellung der 2003 verstorbenen Künstlerin in Deutschland sein.

Nicole Fritz übernimmt die Leitung der Kunsthalle Tübingen von Holger Kube Ventura. Er hatte seinen Vertrag nach nur einem Jahr gekündigt, weil der Vorstand der Stiftung zuviel Einfluss auf seine Arbeit genommen habe. Um erneute Konflikte zu vermeiden, wurden die Kompetenzen im Vorstand inzwischen neu geordnet.