Daimler stockt die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weiter auf um bei der Elektromobilität und auf dem Weg zum autonomen Fahren möglichst rasch voranzukommen.

Stuttgart - Nachdem Mercedes-Benz 2016 beim Absatz wieder zum weltweit führenden Premiumhersteller vor BMW und Audi aufgestiegen ist, soll die Pkw-Sparte der Stuttgarter voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder das Zugpferd des Autokonzerns sein und den Löwenanteil des Gewinns einfahren.

 

Zum Jahresauftakt gelang ein fulminanter Start: Der weltweite Pkw-Absatz der Marke mit dem Stern legte um 18 Prozent auf den historischen Bestwert von rund 178 500 Wagen zu. In China, dem weltweit wichtigsten Markt, wurde sogar ein Zuwachs von 39 Prozent auf rund 58 800 Autos erreicht.

In diesem Tempo wird es indes nicht weitergehen. Für das Gesamtjahr wird ein leichtes Absatzplus auf einen neuen Rekordwert erwartet. Vorstandschef Dieter Zetsche zeigte sich in der Bilanzpressekonferenz zuversichtlich, dass Mercedes-Benz die Spitzenposition des weltweit führenden Premiumherstellers auch in den kommenden Jahren verteidigen wird. „Wir gehen ganz klar davon aus, dass wir auch 2020 die Nase vorn haben werden“, sagte Zetsche.

Die neue E-Klasse von Mercedes-Benz kurbelt den Absatz an

Der Gewinn der Pkw-Sparte soll laut Zetsche in diesem Jahr deutlich zulegen. Eine Schlüsselrolle dürfte dabei die neue E-Klasse spielen, die als einer der wichtigsten Gewinnbringer gilt und nun nach dem jüngsten Generationswechsel erstmals im vollen Jahr verkauft wird. Die Limousine ist im vergangenen Frühjahr gestartet, der Kombi folgte im Herbst, die Coupé- und Cabrio-Variante stehen nun in den Startlöchern. Zudem wird auch die ertragsstarke S-Klasse, das Flaggschiff in der Oberklasse, in diesem Jahr aufgefrischt.

Daimler bleibt auf der Überholspur“, sagte Vorstandschef Zetsche. Im Gesamtkonzern wird jedoch nur ein leichtes Wachstum von Absatz, Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um drei Prozent auf 153,3 Milliarden Euro zu, während das Ebit leicht auf 12,9 Milliarden Euro zurückging.

Gebremst wird die Gewinnentwicklung durch massive Investitionen in Forschung und Entwicklung, Aufwendungen für neue Modelle sowie den Ausbau von Werken. Im vergangenen Jahr seien diese Mittel für die Zukunftsvorsorge von einem bereits sehr hohen Niveau nochmals um mehr als 1,8 Milliarden Euro auf insgesamt 13,5 Milliarden Euro erhöht worden, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber.

In den Jahren 2017 und 2018 sollen sie weiter aufgestockt und mehr als 14 Milliarden Euro in Sachanlagen und mehr als 16 Milliarden in Forschungs- und Entwicklungsprojekte investiert werden. Diese umfangreichen Aufwendungen seien erforderlich, weil die Automobilbranche vor einem fundamentalen Wandel stehe, sagte Uebber. Die Investitionen fließen in die Entwicklung einer kompletten Familie neuer Elektroautos unter dem neuen Markennamen EQ, in die digitale Vernetzung, die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens und neue Mobilitätsdienste wie den Ausbau der Carsharing-Tochter Car2go oder der Taxi-App Mytaxi.

Die Belegschaft soll weltweit leicht aufgestockt werden

Daimler habe im vergangenen Jahr den größten Wandel in der Geschichte des Unternehmens angestoßen, sagte Vorstandschef Zetsche. Wer die Zukunft des Autos von der Spitze aus gestalten wolle brauche Finanzkraft und Innovationskraft. Die Kombination beider Faktoren sei bei Daimler heute stärker denn je, sagte Zetsche. Die Netto-Liquidität im Industriegeschäft stieg im vergangenen Jahr nach Angaben von Finanzvorstand Bodo Uebber auf 19,7 Milliarden Euro.

Weiter unter Druck steht die Lkw-Sparte des Konzerns, die nach nach einem Ertragseinbruch im vergangenen Jahr an einem zusätzlichen Sparprogramm arbeitet, mit dem die Kosten vor allem in Brasilien und Europa gesenkt werden sollen. Weil hier bereits in Brasilien und den USA Stellen gestrichen wurden, ist die Belegschaft des Konzerns im vergangenen Jahr leicht auf rund 282 500 zurückgegangen. In Deutschland blieb der Personalstand mit rund 170 000 Mitarbeitern stabil.

Im laufenden Jahr soll die Belegschaft weltweit leicht aufgestockt werden. Neue Stellen sollen vor allem durch den Ausbau des internationalen Produktionsnetzwerks sowie im Bereich Forschung und Entwicklung für Projekte in den Zukunftsfeldern Elektromobilität und Digitalisierung entstehen.

An der Börse kamen die Bilanz und der Ausblick nicht gut an. Der Kurs ging auf Talfahrt. Börsianer begründeten dies unter anderem damit, dass die Dividende nicht erhöht werden soll. Die Aktionäre sollen wie im Jahr zuvor 3,25 Euro je Aktie erhalten. Finanzvorstand Uebber wies darauf hin, dass die Ausschüttung beim aktuellen Aktienkurs einer Dividendenrendite von rund 4,5 Prozent entspreche. Das entspreche im aktuellen Zinsumfeld einer äußerst attraktiven Verzinsung. Man dürfe sich von der Tagesentwicklung des Kurses nicht nervös machen lassen, sagte Uebber. In den vergangenen Monaten habe sich der Kurs gut entwickelt.