Bauer Vohl hat das gelesen und sich umgehend mit Gabi Visintin von der Schutzgemeinschaft Filder ausgetauscht und auch mit Liesel Hartenstein, der großen alten Dame der Protestbewegung rund um den Flughafen. "Habt ihr gesehen, was da in der Zeitung steht?" Da haben die Damen genickt und dem Landwirt bei dieser Gelegenheit berichtet, dass Kromer bei einem Vortrag in der Messestadt Ähnliches kundgetan hatte, sogar noch konkreter. Vom "G-Faktor" war dort die Rede, womit der Messechef auf seinen Vorgänger abzielte, auf Walter Gehring, der seinerzeit auf dem Killesberg das Sagen hatte und dem jetzt nicht weniger als der Ruch anhaftet, die Besucherzahlen der alten Messe frisiert zu haben, damit eine neue gebaut wird.

Für einen wackeren Kämpfer wie Walter Vohl ist das ein dicker Hund. "Wenn der Kromer recht hat, dann wurde die Messe aufgrund von falschen Zahlen gebaut, das wäre für mich Betrug", sagt er. Der Bauer will das Rad zwar nicht zurückdrehen, aber im Rückblick fragt er sich doch, ob seinerzeit alles mit rechten Dingen zugegangen ist. "Wem soll man bei solchen Großprojekten denn überhaupt noch glauben?"

"Unsere Zahlen waren hundertprozentig richtig!"


Liesel Hartenstein pflichtet ihm bei. "Da ist was faul im Staate Dänemark", sagt die Frau, die weiß, wie Politik gemacht wird. 82 Jahre alt ist Liesel Hartenstein, und die meisten davon hat sie wortreich mitgemischt. 1967 gehörte sie zu den Gründern der Schutzgemeinschaft gegen den Großflughafen Stuttgart, später saß sie viele Jahre für die SPD im Bundestag. Auf der großen Politbühne hieß sie die "Ozonloch-Liesel", weil sie sich leidenschaftlich dem Schutz der Erdatmosphäre verschrieben hatte. "Wenn es um politisch gewollte Projekte geht, spielt man immer noch Hugoles mit den Bürgern", raunt sie. Der Streit um die Besucherzahlen der Messe bestätige sie in dieser Ansicht.

Ob dem Messe-Chef Ulrich Kromer bewusst ist, was er da losgetreten hat? Vielleicht hätte er es besser mit Jaques Chirac halten sollen, der einmal gesagt hat: "Sie haben soeben eine große Gelegenheit zu schweigen verpasst." Jetzt aber, wo es nun einmal raus ist, drängen sich zwei Möglichkeiten auf. Entweder waren die Bilanzen vom Killesberg wirklich geschönt. Oder aber die Besucherzahlen der neuen Messe, immerhin ein Drittel weniger als auf dem alten Killesberg, sind gemessen an den Bauinvestitionen mehr als ausbaufähig.