Gabi Visintin von der Schutzgemeinschaft Filder hat das alles nicht vergessen. Vielleicht ist sie deshalb so empört über Kromers Hinweis auf die vermeintlich frisierten Zahlen am Killesberg. "Auf ihnen fußte die Planung der neuen Messe, die heute 105.000 Quadratmeter groß ist", sagt die Aktivistin. "Anfangs wollte die Landesregierung sogar doppelt so groß bauen. Wenn wir nicht protestiert hätten, wäre das auch passiert."

Vor kurzem ist Gabi Visintin zur Montagsdemonstration nach Stuttgart gefahren. Dort hatte sie ein Déjà-vu. "Auch beim Tiefbahnhof sind entscheidende Zahlen umstritten." Für einen Moment hat sie augenzwinkernd in die Zukunft geblickt und sich vorgestellt, wie das wohl wäre, wenn eines fernen Tages die Projektgesellschaft Neuer Bahnknoten GmbH zur Pressekonferenz laden würde, um den milliardenschweren Tiefbahnhof samt ICE-Strecke zu preisen. Die Jahresbilanz sei deutlich besser als geplant, verkündet der Geschäftführer voller Stolz, die Zahl der Züge habe gegenüber dem alten Bahnhof um mehr als 80 Prozent zugelegt. Einziger Wermutstropfen: es sitzen weniger Leute in den Waggons. Dies jedoch sei dem bedauerlichen Umstand geschuldet, dass die früheren Bahn-Manager ihre Fahrgastzahlen geschönt hätten, um Stuttgart 21 überhaupt erst zu ermöglichen.

Es ist lange ruhig gewesen, droben auf den Fildern. Stuttgart ist jetzt ein bisschen näher gerückt. Sie treffen sich wieder, die alten Widerständler. In dieser Woche ist Gabi Visintin zum Kaffee auf dem Hof von Walter Vohl gewesen. "Die Messe ist da, die kriegen wir nicht mehr weg", hat er gesagt. "Aber eine Sauerei ist es trotzdem."