Die Köngener Ditib-Gemeinde hat ihre Kuba-Moschee eröffnet – und will den interreligiösen Dialog vor Ort wieder ankurbeln.

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) ist mit fast 1000 Moscheegemeinden die größte muslimische Dachorganisation in Deutschland. 1984 wurde sie gegründet, mit dem Ziel, die religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der in ihr organisierten Vereine bundesweit zu koordinieren. Im württembergischen Ditib-Regionalverband sind 98 Moscheevereine gelistet, in Köngen gibt es bereits seit 1989 einen Ableger.

 

Nach jahrelanger Suche hat der Köngener Ditib-Verein eine neue Heimat gefunden – am Wochenende wurde die Kuba-Moschee im Kiesweg feierlich eröffnet. „Ein Traum, den wir schon lange in unseren Herzen trugen, ist Wirklichkeit geworden“, sagte der Köngener Vereinsvorsitzende Hamit Örsoglu in seiner Eröffnungsrede. Die Gemeinde sehe Köngen und das ganze Land nicht nur als Wohnort, sondern als Heimat: „Diese Moschee ist ein sichtbares Zeichen dieses Zusammengehörigkeitsgefühls, des gegenseitigen Vertrauens und des friedlichen Zusammenlebens.“

Gegenseitige Kirchenbesuche

Eine Moschee ist nicht nur dem Gebet vorbehalten, sondern sei auch ein Ort des Lernens und der geistigen Verbundenheit, erklärte der Köngener Imam Ali Ükil. Ihm ist es wichtig, dass auch der über die Coronapandemie eingeschlafene interreligiöse Dialog mit den anderen Glaubensgemeinschaften in der Kommune wieder angekurbelt wird. „Es wurden bereits wieder die ersten Bande geknüpft“, sagte Ükil. Vorstellbar seien etwa gegenseitige Kirchenbesuche mit den jeweiligen Jugendgruppen. Ein Spielball, den der evangelische Pfarrer Simon Melchinger gerne aufnahm: „Diese Moschee kann ein Ort der Begegnung und des Dialogs werden – so können auch Gräben überwunden werden.“

Die Köngener Ditib-Gemeinde hat 160 Mitglieder, davon rund 50 Kinder und Jugendliche. Die Mitglieder kommen überwiegend aus Köngen und den angrenzenden Kommunen. Ükil ist seit gut einem Jahr als Imam in Köngen. Der in Deutschland aufgewachsene Theologe hat in Istanbul studiert und legt Wert darauf, mehr als nur ein Vorbeter zu sein. Neben der Gemeindeleitung gibt Ükil den Kindern und Jugendlichen Koranunterricht und ist als Seelsorger etwa für Krankenhausbesuche und Sterbebegleitung zuständig.

Markantes Walmdach

Er sieht sich auch als Brückenbauer in Sachen interreligiöser Dialog. „Der Bedarf in Sachen Glaubensarbeit wächst täglich, nicht nur beim Beten, sondern auch bei den übrigen Tätigkeiten wie etwa der Jugendarbeit“, sagt Ükil. Deswegen seien er und die gesamte Gemeinde froh, dass sie in ihren frisch sanierten Räumen nun endlich genügend Platz hätten. „Wir waren schon lange auf der Suche nach einem passenden Gebäude“, bestätigte Adem Özgün vom Vorstand der Gemeinde.

Das Haus mit dem markanten Walmdach (Baujahr 1910) im Kiesweg wurde zuletzt von der evangelisch-methodistischen Kirche genutzt. Anfang 2024 hat die Köngener DITIB-Gemeinde das Gebäude gekauft und war zunächst ein halbes Jahr mit dem Innenausbau beschäftigt, bevor das Haus in den vergangenen sechs Monaten auch außen auf Vordermann gebracht wurde. Im Erdgeschoss gibt es nun zwei aufwendig gestaltete, in Türkis, Gold und Weiß gehaltene Gebetsräume – für die Malereien an den Wänden wurde eigens ein Künstler aus der Türkei eingeflogen. Sie bieten genügend Platz für die ganze Gemeinde.

Tischkicker und Playstation

Im Untergeschoss sind eine große Gemeinschaftsküche sowie ein multifunktionaler Veranstaltungsraum untergebracht. Ein weiteres Halbgeschoss tiefer wurde der Gewölbekeller in einen gemütlichen Jugendraum mit Tischkicker und Playstation umgewandelt. Im Dachgeschoss gibt es zwei Wohnungen, in einer davon wohnt der Imam mit seiner Familie, die andere ist vermietet. Der Umbau wurde größtenteils in Eigenarbeit geleistet, die Gesamtkosten bewegen sich im höheren sechsstelligen Bereich und wurden über Eigenkapital der Köngener Gemeinde und Spenden finanziert.