Im Bezirksbeirat Bad Cannstatt ist intensiv über den anstehende Bau der neuen Bahnbrücke über den Neckar debattiert worden. Dabei hat sich das Gremium erneut für die Umnutzung der bestehenden Brücke für Fußgänger und Radler ausgesprochen.

Bad Cannstatt - Die Baumfällungen im Herbst waren die Vorboten, jetzt aber wird es ernst mit der neuen Bahnbrücke übers Neckarknie im Zuge des Bahnprojektes Stuttgart–Ulm. Deshalb waren nun gleich drei Vertreter der Bahn in der aktuellen Sitzung des Bezirksbeirates, um zum einen noch einmal das Brücken-Projekt selbst vorzustellen und zum anderen dessen Erstellung vor Ort zu erläutern. In der Folge hagelte eine Fülle von skeptischen Fragen auf das Trio nieder. Und nebenbei wurde der einstimmig bekundete Wille des Gremiums, die aktuelle Eisenbahnbrücke nach Inbetriebnahme der neuen in eine Grünbrücke zu verwandeln und als Wegeverbindung für Radfahrer und Fußgänger zu erhalten, von Bahnseite mit einem dicken Fragezeichen versehen.

 

Der Bahnvertreter Florian Bitzer betonte: „Das wird nicht von der Bahn entschieden. Aber das Wasserschifffahrtsamt hat klar gesagt, dass die Brücke weg soll, wenn sie nicht mehr betriebsnotwendig ist.“ Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler konterte: „Unser Signal zum Erhalt der Brücke ist gesetzt, von allen hier. Nehmen Sie das bitte so mit.“

Den Bezirksbeiräten erscheint der neue Steg zu eng

Die Debatte selbst wurde nach den Ausführungen der Bahnvertreter von Roland Schmid (CDU) eröffnet. Schmid nannte die geplante Brücke „sehr massiv und aufwendig“, befand aber, dass „prinzipielle Fragen „jetzt erledigt seien und es „nurmehr um die Umsetzung“ gehe. Kritisch sah er den abgehängten Steg für Fußgänger und Radfahrer unter der Brücke, der Ohrenschmerzen befürchten lasse. Zum Schallschutz meinte er: „Wenn die Bahn der Wohnbebauung näher rückt, muss man auch einen stärkeren Schutz für die Anwohner erreichen.“

Hubert Hermes (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, wie viel zusätzlichen Lastwagen-Verkehr der Bau bringe und ob die Ausgleichsmaßnahmen für die gefällten Bäume in Cannstatt erfolge. Die Frage wurde später nicht klar beantwortet. Der Steg schien Hermes „sehr, sehr eng zu sein“, was später von seiner Fraktionskollegin Brigitte Schreiner um den Einwand ergänzt wurde, dass die „nicht vorhandene Trennung von Fußgängern und Radfahrern nicht den städtischen Prinzipien“ entspreche.

Mit dem Hinweis, dass die neueste Planänderung noch nicht positiv beschieden sei, rührte Hermes an der alten Hoffnung der Projektgegner, das Stuttgart 21 wegen fehlender Teilgenehmigungen doch noch gestoppt werden könnte. Dem stellte Bitzer energisch entgegen: „Die komplette Trasse ist planfestgestellt, also genehmigt. Hier geht es im Wesentlichen um Artenschutz. Es steht außer Frage, dass wir die Genehmigung bekommen werden. Es gibt keinen Grund, nicht anzufangen.“

Bauarbeiten werktags von 7 bis 20 Uhr

Der Schallschutz war auch allen anderen Beiträgen „ein großer Punkt“, wie es Marcel Schlatterer (SPD) nannte. Die Breite des Stegs sah er „ein bisschen kritisch, außer dem könne er „in der Darstellung kein Geländer erkennen“ könne. Sebastian Herr (Bahn) erklärte dazu: „Die Abhängung ist mit einer Seilnetz-Konstruktion gesichert. Es wird keiner in den Neckar fallen.“ Zum Schallschutz wurde beschieden, dass die Bauarbeiten ausschließlich werktags zwischen 7 und 20 Uhr stattfänden, allerdings auch samstags. Schonend sei auch, dass das ausführende Unternehmen bei der Baugründung statt auf das Rammen von Pfählen auf Bohren setze. Die Zahl der zusätzlichen Lastwagen betrage „höchstens 60 pro Tag“.

Siegfried Deuschle (SÖS-Linke-Plus) wollte wissen „wie nahe die Bahn mit der Brücke den Anwohner rückt“: Die Antwort: „Neun Meter.“ Doris Höh (FDP) fand die geplant 70 Meter lange Lärmschutzwand „potthässlich“ und „für die Anwohner eine Qual“. Sebastian Herr sah die Bahn beim Lärmschutz „gut aufgestellt“, Bitzer aber räumte einen „Zielkonflikt zwischen Lärmschutz und Städtebau“ ein. Generalistisch meinte er zum Abschluss: „Die Grundfragen sind entschieden, da kann nicht mehr diskutiert werden. Und bei der Bauausführung sind die allermeisten Fragen geklärt.“

Auf Nachfrage von Helmut Dikel (CDU) nach dem sogenannten „Beschwerde-Management“ der Bahn wurde erklärt, dass diese über die Telefonnummer 0711/21 32 12 12 erfolge.