Streit mit dem Denkmalschutz, Probleme beim Bau: Ein Projekt mit vielen Hindernissen ist jetzt mit der Einweihung des öffentlichen Platzes abgeschlossen.

„Gut Ding braucht etwas Weile“, sagte Joachim Kurz vom Männergesangverein Freundschaft als Sprecher der Wimsheimer Vereine mit Blick auf den Platz zwischen Rathaus, Kirche und Sparkasse. Fast 20 Jahre hat es gedauert, bis die Gemeinde jetzt zur Einweihung ihrer „neuen Ortsmitte“ einladen konnte. Künftig soll die rund 500 Quadratmeter große Fläche ein Treffpunkt für die Menschen im Ort sein und „Raum für Veranstaltungen“ bieten, wie es der Bürgermeister Mario Weisbrich am Wochenende formulierte.

 

Planungen beginnen bereits 2003

Noch unter Weisbrichs Vorgänger Karlheinz Schühle begannen 2003 mit der Aufnahme ins erste Landessanierungsprogramm die Planungen für eine Neugestaltung. Damals standen dort acht Wohnhäuser mit Scheunen und Nebengebäuden vor der Michaelskirche, von der man je nach Standort nur die Spitze gesehen habe, so Weisbrich. 2006 entstand bei einem städtebaulichen Wettbewerb die Idee, ein Wohnhaus zu errichten und einen Platz anzulegen. Die Gemeinde kaufte die Gebäude und riss sie nach und nach ab, das letzte erst im Jahr 2010.

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So entstand mitten im Ort für einige Jahre eine Brachfläche, denn die Suche nach Investoren für die Wohnbebauung zog sich hin. 2012 gewann die Gemeinde schließlich die Pforzheimer Architekten Karl und Sima Zeitler dafür. Im selben Jahr verabschiedete der Gemeinderat den Bebauungsplan, die Investoren reichten ihren Bauantrag ein.

Denkmalschutzbehörde ist nicht einverstanden

Allerdings war die Denkmalschutzbehörde wegen der nahen Michaelskirche mit den Planungen nicht einverstanden. Besonders das Pultdach gefiel den Denkmalschützern nicht, denn es passe nicht in die umgebende Bebauung. Diese Dachform sei aber gewählt worden, weil das Gebäude insgesamt dadurch etwas niedriger sei und den Blick auf die Kirche weniger versperre, erläuterte Bürgermeister Weisbrich. Die Denkmalschützer schlugen ein Satteldach vor, wie dies in der umgebenden Bebauung vorherrsche und wünschten einen Baukörper, der stärker gegliedert und aus zwei Teilen besteht.

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Also wurden die Pläne geändert, fanden jedoch auch nicht die Zustimmung des Landesdenkmalamtes. Es folgten lange und teilweise heftige Diskussionen im Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl 2014 waren auf Anhieb mit der Liste Bürgerinitiative und Wimsheim.Miteinander zwei neue Fraktionen in den Gemeinderat eingezogen, die eine Infoveranstaltung zum Thema durchsetzten, bei der die Planungen auf den Prüfstand gestellt wurden. Manche wollten anstatt einer Bebauung der Brachfläche dort lieber viel Grün oder einen Biergarten, andere befürchteten, dass der „Wimsheimer Dom“ zugebaut wird.

Gemeinde holt Kinderarzt in den Ort

Um das Vorhaben – zwei Häusern mit zehn Wohnungen, zwei Gewerbeeinheiten, eine Tiefgarage und ein offener Platz – doch noch zu realisieren, beschloss der Gemeinderat 2015 mit knapper Mehrheit eine Änderung des Bebauungsplans. 2016 erfolgte der erste Spatenstich. Für die Tiefgarage unter dem Platz mit 13 öffentlichen Stellplätzen wurde im Herzen von Wimsheim zuerst ein „Riesenloch“ ausgebaggert, die höher gelegene Michaelskirche mit einer Stützwand abgesichert.

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2019 schließlich wurden die ersten Wohnungen bezogen. Die Vermarktung der beiden Gewerbeflächen erwies sich als schwierig. Schließlich landete die Gemeinde einen Coup, als ihr 2021 dort in einer von ihr gekauften Einheit die Ansiedlung eines Kinderarztes gelang. In die zweite zieht gerade ein Versicherungsbüro ein.

Wer heute den Platz betritt, spürt nichts mehr von den Problemen bei der Bauausführung, die die Fertigstellung weiter verzögerten. Am Rand zur Kirche hin plätschert Wasser in einem mehrstufigen Trog, in dem Kinder herumklettern, in der Mitte der Fläche steht ein Baum, eine Gleditschie, der einmal Schatten spenden soll. Und die beiden von den Vereinen gespendeten Felsenbirnen haben unterhalb der Kirche Platz gefunden.