Nach dem Richtfest für die Häuser in der neuen Ortsmitte haben die Projektentwickler die Fertigstellung zum Jahresende fest im Blick.

Wimsheim - Eine unendlich scheinende Geschichte nimmt allmählich Gestalt an. Wenn alles gut geht, können schon zu Weihnachten die ersten Bewohner in die beiden neuen Gebäude zwischen Michaelskirche und Rathaus einziehen. Vor Kurzem feierten in der „neuen Ortsmitte“ der Pforzheimer Architekt Sima Zeitler als Bauherr, Handwerker und Vertreter der Gemeinde Richtfest. Eigentlich sollte das schon früher der Fall sein, sagte der Projektentwickler Zeitler auf Nachfrage. Doch wegen des kalten Winters verzögerten sich die Arbeiten um sechs Wochen. Dafür waren in einem der beiden Gebäude schon die Gipser am Werkeln, als beim anderen die Handwerker noch am Dach arbeiteten.

 

Seit vielen Jahren wurde in der kleinen Heckengäugemeinde über die Gestaltung der Ortsmitte diskutiert. Im Zuge der Ortskernsanierung wichen einige alte Häuser zu Füßen der hoch dahinter aufragenden Michaelskirche. Ein Architektenwettbewerb im Jahr 2006 brachte einige Gestaltungsvorschläge für die Fläche, die zur Brachfläche mutierte, nachdem die alten Häuser abgerissen worden waren. Denn die Suche nach einem Investor zog sich hin.

2012 wird der Bauantrag gestellt

Schwung in die Sache „Neue Ortsmitte“ kam wieder, nachdem mit den beiden Pforzheimer Architekten Walter und Sima Zeitler Projektentwickler gefunden waren, die auf der Grundlage eines Entwurfs des Weissacher Architekten Hansulrich Benz zwei Wohn- und Geschäftsgebäude in dem Mischgebiet errichten wollten und 2012 einen Bauantrag stellten. Doch den Investoren blies aus Richtung Denkmalamt Gegenwind ins Gesicht. Denn der Blick auf die denkmalgeschützte Michaelskirche sollte durch die Höhe und die Dachform der beiden neuen Gebäude nicht gestört werden. Im Jahr 2015 änderte der Gemeinderat dann den Bebauungsplan, danach genehmigte das Landratsamt den Bauantrag.

Auch aus der Wimsheimer Bürgerschaft heraus gab es Bedenken gegen dieses Projekt. Mit der Kommunalwahl 2014 kamen erstmals zwei neue Listen in den Gemeinderat. Für die Liste Bürgerinitiative und für Wimsheim Miteinander ist Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung ein wichtiger Teil ihres kommunalpolitischen Handelns. Und dies wollten sie auch beim Projekt Neue Ortsmitte gewahrt sehen. Deshalb gab es im November 2016 eine Infoveranstaltung in der Hagenschießhalle, zu der rund 200 Interessierte kamen. Dort konnten die Bürger Fragen stellen und Meinungen äußern, die Bauherren und Architekten standen Rede und Antwort. „Wir waren schon etwas erstaunt, dass man zu so einem Projekt, das schon seit vielen Jahren diskutiert wurde, eine Bürgerversammlung einberufen muss“, sagte Sima Zeitler im Rückblick. „Letztlich ging es wohl vor allem darum, das Ganze vorzustellen“, fügte er hinzu.

Erster Spatenstich im Dezember 2016

Mit dem ersten Spatenstich beziehungsweise Baggerbiss im Dezember 2016 begann auch der Verkauf der Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 818 Quadratmetern. Acht von zehn haben bisher neue Besitzer gefunden, zwei kleinere Einheiten sind noch auf dem Markt, sagte Sima Zeitler. Er ist zuversichtlich, hierfür Käufer zu finden. „Die Leute haben oft Bedenken, etwas zu kaufen, was noch nicht gebaut ist“, so seine Erfahrung. Ähnlich verhalte es sich auch mit den Gewerbeflächen, die im Erdgeschoss vorgesehen sind. Es habe immer wieder Nachfragen gegeben, doch keine konkreten Abschlüsse. Aber jetzt könne man anders verhandeln, weil die Interessenten schon konkret etwas sehen können.

Nicht nur der private Investor und Projektentwickler ist ein Player bei der neuen Ortsmitte, sondern auch die Gemeinde selbst. Sie wird nämlich den etwa 500 Quadratmeter großen Platz zwischen den neuen Gebäuden und dem Rathaus bauen und als Dorfmitte gestalten. Bis darauf allerdings zum ersten Mal gefeiert werden kann, wird es wohl noch ein Jahr dauern, schätzt der Bürgermeister Mario Weisbrich. Außerdem lässt die Gemeinde auch 18 öffentliche Parkplätze unterirdisch anlegen. Das Projekt in der Ortsmitte sei ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit von Gemeinde und privatem Investor, sagte Mario Weisbrich auf Nachfrage, sowie für eine hochwertige Architektur im Ortskern.