Der gute alte 90er Alternative-Rock ist zurück in Stuttgart: Am kommenden Freitag startet der Klub Karachoo für alle Fans von Nirvana und Co. im Universum.

Stuttgart - Thorsten Schwämmle alias Kaptain Karachoo, der unter anderem den Dia De Los Muertos organisiert und vergangenes Jahr im Zollamt zum Punk Rock Special geladen hat, möchte ab kommenden Freitag, 18. September „das legitime Erbe der Röhre-Submission antreten“. Große Fußstapfen: Die Submission war die monatliche Alternative-Rock-Pflichtveranstaltung schlechthin in der Röhre. Damals in den Neunzigern halt, und noch ein bisschen länger. Die Röhre wiederum hat bekanntlich vor dreieinhalb Jahren geschlossen und die hinterlassene Lücke ist nach wie vor ziemlich groß.

 

Der Captain brettert da jetzt mit seinem Klub Karachoo und 1990er Alternative von Nirvana, Pearl Jam, Helmet, Beastie Boys oder Rage Against The Machine voll rein. Außerdem soll bei der neuen Reihe im Universum immer eine Live-Band einen würdigen Auftrittsrahmen bekommen, beim Auftakt stellt die Gruppe Motherbeast ihre neue CD vor. Ebenso sympathisch: Den Warmup bestreitet man ab 20:00 Uhr im Plattenladen Ratzer, im September noch an alter Stelle und bei späteren Terminen am Marienplatz.

Unser Stadtkind-Autor Martin Elbert hat sich Kaptain Karachoo für ein paar Fragen zu seiner neuen Partyreihe geschnappt.


Deine neue Reihe soll eine Lücke schließen und an glorreiche Submission-Zeiten anknüpfen. Wie düster sieht es gerade aus in der Stuttgarter Clubszene in Sachen Rock?
Sehr düster. In Stuttgart gibt es keine Partyreihe oder Clubkonzept, das regionale Nachwuchsbands in den Mittelpunkt stellt und diesen eine Plattform gibt. Bands werden benutzt, um ihre Freunde in den Club zu bringen, bevor dann die eigentliche Party losgeht und Geld verdient wird. Bestenfalls ist noch ein Supportslot für bekanntere Bands drin. Meistens finden diese Konzerte ohne Gagen und ohne interessiertes Publikum statt. Das wollen wir anders machen. Die Band des Abends spielt um 0:00 Uhr, ist am Eintritt beteiligt, hat neues Publikum und wird von uns gefilmt. Somit erhoffen wir uns, die Szene wieder ein Stückchen sichtbarer zu machen.

Für wen genau willst du Szene sichtbarer machen? Welches Publikum willst du konkret ansprechen? Ist bei Jüngeren die Musik überhaupt gefragt?
Musikinteressiertes Publikum jeden Alters. Ich habe viel Feedback von Rockfans zwischen 30 und 40, aber ich denke, dass auch ein jüngerer Musikfan viel entdecken kann. Als ich im Teenie-Alter war, habe ich z.B. viel aus den 70ern gehört. Wenn man bedenkt, dass es nun 20 Jahre später ist, könnten die heutigen Teenies sich vielleicht auch für die Musik der 90er interessieren. Wohlgemerkt konzentrieren wir uns auf die Independent und Alternative Szene der goldenen Zeitalters der Rock Musik. Trash und Eurobeat wollen wir nicht bedienen.



Mal abgesehen davon, dass viele 90er Indie-Alternative-Songs natürlich gut waren bzw. sind, warum der Fokus auf die 90er? Gibt es heute keinen gescheiten Rock mehr?
Zuerst gab es die Idee, eine Party mit Livebands zu machen. Um für die Bands einen Mehrwert zu schaffen, sollte die Party im Vordergrund stehen, um Leute anzulocken und der Band mehr Publikum zu verschaffen. Deshalb hatte ich mir zuerst überlegt: Was könnte zur Zeit „in“ sein, welche Musikrichtung ist hip und zieht viele junge Leute? Bei dem Gedanken daran, etwas mit Elektro oder inhaltslosem Pop zu machen, haben sich mir die Zehennägel aufgerollt. Deshalb habe ich beschlossen, ich kann nur eine gute und langlebige Party machen, wenn ich Lust habe auf das was ich mache und wenn ich zu hundert Prozent hinter der Musik stehe.

Und das wäre der 90er Sound?
Genau. Deshalb gab es nur noch die Möglichkeit sich für die Musik zu entscheiden, mit der ich groß geworden bin und die mir am besten gefällt. Die Rockmusik der 90er von Grunge über Crossover bis hin zu Noise und Metal. Das hat auch nichts damit zu tun, dass ich denke, heute gibt es keine gescheite Musik mehr. Allerdings will ich diese Art von Musik den Experten überlassen die damit aufwachsen und groß werden.



Nach welchen Kriterien wählst du die Live-Bands aus?
Nach eigenem Geschmack und meiner Einschätzung einer gewissen „Wichtigkeit“ für die Stuttgarter Musikszene. Vor allem am Anfang ist es schwer Bands auszusuchen. Im Stuttgarter Nachtleben zählt ja zu allererst die Quote. So muss sich auch unsere Veranstaltung bei den ersten beiden Malen tragen, um dann die Chance zu haben sich langfristiger etablieren zu können. In Zukunft hoffe ich natürlich mehr Bands spielen lassen zu können. Ich fände es auch interessant, nicht zu wissen was hinter dem Vorhang ist. So könnte uns einem Abend eine schwäbische Blackmetal Comedy Band und am anderen Abend ein ernstes Streichquartett überraschen. Zu beginn will ich aber das Publikum nicht überfordern (lacht).
 



Du hast nach einer längeren Pause deinen Online-Sender Karachoo.TV wieder gestartet. Erzähl was darüber und was soll da jetzt in Zukunft passieren?
Karachoo.TV habe ich 2005 bis 2007 produziert. Mein mexikanischer Freund und Ex-Vizemeister im Kinderwrestling „Captain Karachoo“ war Moderator dieser Online Sendung, die das Ziel hatte immer eine bekannte Band und eine Nachwuchsband zu präsentieren. Das Ergebnis war mehr oder weniger lustig, aber definitiv was neues und skurriles. In der Sendung zu Gast waren auch Persönlichkeiten wie Udo Lindenberg, Boundzound, Revolverheld, Die Happy und Andere.
Mein Favorit ist die Sendung bei der Streetparade Zürich. Dieses Format soll reaktiviert werden, um die Bands im Klub Karachoo online zu präsentieren, denn der Abend wird immer mit mehreren Kameras aufgezeichnet. Auch die Gäste sollen interviewt werden. Wie oft die Sendung kommen soll, dazu gibt es noch nichts genaues. Ich will das Ganze etwas lockerer, dafür langfristiger angehen. Die erste Sendung vorab, um zu testen ob Captain Karachoo noch fit ist als Moderator, wurde bereits mit Dog Eat Dog abgedreht.