Mit der Faszination fürs Fallschirmspringen wirbt die Bundeswehr jetzt um neues Personal. Von Montag an ist der Nach-Nachfolger der „Rekruten“ auf Youtube zu sehen.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Na, liebe Leser, haben Sie heute auch schon vor einem Plakat gestanden und sich den Kopf gekratzt? Soll das jetzt eine Eistüte sein, oder was ganz anderes, und was hat die Bundeswehr mit dem komischen Motiv zu tun? Die Fragen sind berechtigt, ganz leicht zu dechiffrieren ist die Abbildung wirklich nicht. Aber das Stutzen des Betrachters ist wahrscheinlich gewollt, der Eisbecher soll die Abstraktion eines Fallschirms darstellen, und die Bundeswehr hat alles damit zu tun. Sie hat in Stuttgart und anderen Städten der Republik begonnen, mit Plakaten auf ihre nächste Youtube-Werbeserie hinzuweisen. Seit Montag sind die ersten Appetithappen auf den Internetseiten der Streitkräfte zu sehen, jetzt hängen die Plakate, in der nächsten Woche geht es los. Nach dem Publikumserfolg mit den „Rekruten“ im Jahr 2016 und der zweiten Serie „Mali“ kommt bald die dritte Filmserie über einen Ausschnitt aus dem Soldatenberuf. „Die Springer“ heißt die Serie, und nach der Grundausbildung, den Auslandseinsätzen geht es jetzt um die Fallschirmspringer.

 

Der Faszination Fallschirmspringen ist auch Ursula von der Leyen schon erlegen

Das Thema hat übrigens nicht die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ausgesucht, obwohl sie vor ein paar Jahren bei einem Truppenbesuch beim Kommando Spezialkräfte in Calw einmal selbst mit dem Fallschirm eingeschwebt ist – nicht allein, versteht sich, sondern im Tandemsprung mit einem erfahrenen Fallschirmjäger. Das darf als Beweis gelten, dass die Verteidigungsministerin selbst sich der Faszination des Fallschirmspringens nicht ganz entziehen kann. Aber der Schwerpunkt dieser Youtube-Werbeserie ist, wie es im Berliner Verteidigungsministerium heißt, auf ausdrücklichen Wunsch der Zuschauer erfolgt. Ab 23. Juli sind die Filme mit Szenen aus dem Leben der truppeneigenen Fallschirmspringer über den Youtube-Kanal der Bundeswehr zu sehen – zwölf Folgen, zwei Homestorys und drei Spezials würden gezeigt, so das Ministerium.

Truppe hat Personalwerbung entstaubt

Bei der Personalwerbung hat die Truppe in den vergangenen Jahren mächtig aufgedreht. Sie wurde entstaubt und aufgepeppt und wird über alle denkbaren Kanäle im Internet, auf Plakaten mit Zeitungsanzeigen und Kinowerbung verbreitet. Ministerin von der Leyen hat die Rekrutierung des Nachwuchses zu einer strategischen Aufgabe ersten Ranges erhoben. Das musste sie auch, denn nach Aussetzung der Wehrpflicht tut sich die Bundeswehr schwer, ihre Stellen zu besetzen. Das ist ein echtes Problem, zumal die Truppe nach den langen Zeiten des Sparens jetzt auch personell wieder wachsen soll. Es ist nicht leicht zu messen, wie erfolgreich die Youtube-Serien sind, deren Anspruch es laut Verteidigungsministerium ist, „ein realistisches und authentisches Bild aus den Streitkräften zu zeigen“. Sie lösen Resonanz und Nachfragen aus. Im Ausstrahlungszeitraum seien die Bewerberzahlen für die Unteroffiziers- und Mannschaftslaufbahnen um 20 Prozent gestiegen. Insgesamt sei die Bewerberzahl in den vergangenen Jahren ziemlich stabil geblieben. 2017 seien aus einem Pool von 125 000 Bewerbern 25 000 Stellen besetzt worden. In den vergangenen zwei Jahren, so das Ministerium sei es der Bundeswehr gelungen 4000 zusätzliche Soldaten auf Zeit sowie Berufs- und Zeitsoldaten zu gewinnen. Wie viele auf das Konto der Kampagnen gehen, ist unbekannt.