Domino’s backt neuerdings Pizzas nach dem Nutri-Score, bei Hans im Glück steht ein klimaneutraler Burger auf der Karte. Die Fast-Food-Ketten arbeiten an ihrem schlechten Image. Die Verbraucherzentrale sieht die Bemühungen aber skeptisch.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Der „Fitness Fan“ ist richtig bunt: Es fehlt der Käse, der sich sonst auf jeder Pizza breit macht, stattdessen ist sie mit Paprika, Zucchini, Pilzen und Zwiebeln beladen. Beim Nutri-Score, einem System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln, erzielt die neue Kreation von Domino’s ein grünes A. Die Cheeseburger Pizza kommt mit doppelt so viel Fett und Zucker nur auf die Note C. Der Lieferdienst kennzeichnet nun alle seine Pizzen nach diesem System. „Damit wird Transparenz geschaffen“, sagt Markus Waßmuth. „Damit geht Domino’s den richtigen Weg“, findet der Franchisenehmer der Filiale im Stuttgarter Osten. Wird Fast jetzt zu Better Food? Auch andere Ketten bemühen sich um gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit. Hans im Glück bietet jetzt sogar einen klimaneutralen Burger an.

 

Rund 300 Bestellungen jeden Tag

Die US-amerikanische Pizza mit mehr Belag und einem dickeren Teig ist die Spezialität von Domino’s. Rund 300 Bestellungen gehen bei Markus Waßmuth am Tag ein, an den Wochenenden sind es noch mehr. „Pizza ist natürlich kein Salat“, sagt der 39-Jährige. Auf der Speisekarte überwiegt noch die Note C des Nutri-Score, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert. Dass sich die Ernährungsgewohnheiten wandeln, ist aber auch bei Domino’s spürbar: Die Nachfrage nach veganen Gerichten sei riesig. Am Wochenende herrsche noch die Egal-Haltung, unter der Woche würde die Kundschaft bewusster auswählen. „Gesünderes Essen wird immer mehr erwartet“, sagt Markus Waßmuth. Und der „Fitness Fan“ komme gut an.

Peta würdigt verganes Angebot

Für das vegane Angebot wurde Domino’s dieses Jahr außerdem wieder mit einem Preis der Tierschutzorganisation Peta bedacht, ebenso wie Burger King. McDonald’s veröffentlicht seit 2011 einen Nachhaltigkeitsbericht und dokumentiert seine Fortschritte bei Tierschutz und Müllvermeidung. Hans im Glück geht mit dem „Wegweiser“ als erster Fast-Food-Anbieter einen Schritt weiter: Der so benannte Burger mit einem Patty aus Kichererbsen verursacht zwar immer noch 1,19 Kilogramm an CO2-Ausstoß bei der Produktion, was jedoch durch Spenden an Projekte in Afrika kompensiert wird. „Wir verstehen uns nicht nur als Systemgastronomieunternehmen, wir sind Teil einer Gesellschaft, die sich für ihre Zukunft einsetzen muss“, sagt Peter Prislin, der Strategie- und Kommunikationsdirektor der Firma, die aktuell drei Lokale in Stuttgart betreibt. Er verweist auch auf das umfassende Angebot an vegetarischen und veganen Speisen und den Preis von ProVeg Deutschland als veganfreundlichste Restaurantkette des Jahres. „Prinzipiell ist es gut“, sagt Armin Valet von der Abteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg über die Entwicklung. Er ist ein Befürworter des Nutri-Scores, aber bei Fast Food seien die Mengen das Problem.

Verbraucherzentrale sieht nachhaltige Maßnahmen kritisch

Die Pizza „Fitness Fan“ beinhaltet beispielsweise insgesamt 750 Kalorien, was bei Erwachsenen fast einem halben Tagesbedarf entspricht, und so viel Salz, dass es für den ganzen Tag reicht. Nährwertangaben seien zum Vergleich gut und ein Schritt zu mehr Transparenz, stimmt er zu. Aber die Note A bedeute nicht, dass das Gericht gesund sei. Mit „Vorsicht zu genießen“, sind für ihn auch die angeblich nachhaltigen Maßnahmen der Ketten. Wenn McDonalds Plastik durch Papier bei der Verpackung ersetze, sei dies nicht gleich sinnvoll, da Mehrweg eigentlich richtig sei. Die Bemühungen von Hans im Glück für Umweltschutz erscheinen ihm wegen des großen fleischlosen Angebots ernsthafter. Die Klimaneutralität des Wegweisers werde jedoch durch einen Ablasshandel erreicht – und mit Kichererbsen, was das Unternehmen wesentlich billiger kommt als bei einem Rinderpatty. „Das Geschäftsmodell Systemgastronomie ist an sich nicht nachhaltig“, ist Armin Valet überzeugt. Und unter gesundheitlichen Gesichtspunkten betrachtet, bleibe Fast Food ein Dickmacher mit zu viel Fett, Salz und Zucker.