Von Jahr zu Jahr wächst das Gastro-Imperium von Michael Wilhelmer: Nach dem Tunnel-Club beim VfB und dem Mercedes-Benz-Museum landet er den nächsten Coup auf dem Flughafen: Dort wird sein Restaurant Erika heißen – benannt nach seiner Mutter.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wie kann ein einzelner Gastronom so viel machen? Gut, zwei seiner Söhne sind bereits im Unternehmen des 1970 geborenen Michael Wilhelmer tätig, der dritte Sohn steht kurz vor dem Eintritt. OB Frank Nopper (CDU) spricht am Montagabend im Großen Sitzungssaal des Rathauses von dem „begründeten Verdacht“, dass der so vielseitig engagierte Gastronom die „Fähigkeit zur Ubiquität“ besitzt, also die Fähigkeit, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein.

 

Da der Rathauschef die Ubiquität, also die Allgegenwärtigkeit, selbst anstrebe, bittet er den „Tausendsassa der Stuttgarter Gastroszene“, wie er Wilhelmer nennt, um ein paar Tipps. Der Tipp lautet: einfach kreativ sein und mit Freude was machen! „Nicht schimpfen“, rät der 55-jährige Volksfestwirt, „sondern Spaß haben auch in schwierigen Zeiten.“

Die 1975 gegründeten Stuttgarter Prominentenkicker, die heute über etwa 600 Mitglieder verfügen, haben ihren Goldenen Volltreffer, der seit 1983 vergeben wird, in diesem Jahr an Michael Wilhelmer für seine Verdiente um Stuttgart verliehen. OB Manfred Rommel soll diesen Preis gar den „Oscar von Stuttgart“ genannt haben. Wow! Na klar! Sein Wort gilt bis heute!

Wilhelmer will seine Mutter, der er viel verdankt, in besonderer Weise ehren

„Wer prominent ist, bestimme ich“, sagte einst der frühere ADAC-Sprecher Erich Brodbeck, der Vater der „Prokis“. Recht lustig ging’s also zu bei dem 2013 verstorbenen Präsidenten Erich und den Seinen, aber es ging dabei niemals nur um Spaß. Es ging darum, Stuttgart immer noch weiter nach vorne zu bringen. Und dies gelinge Michael Wilhelmer vortrefflich, wie Hans-Ulrich Jelitto, der heutige Präsident des sich prominent nennenden Freundeskreises, versichert.

OB Frank Nopper, Michael Wilhelmer und Hans-Ulrich Jelitto, der Präsident der Stuttgarter Prominentenkicker (von links). /A.ENGELHARD

Michael Wilhelmer hat das Unternehmen von seiner Mutter Erika Wilhelmer übernommen, die er bald auf besondere Weise ehren will, weil er ihr so viel verdankt: Das Restaurant auf dem Airport, für das er jetzt gerade den Vertrag mit den Flughafenbetreibern unterschrieben hat, wird Erika heißen, wie er unserer Redaktion sagt – und das auf dem Manfred-Rommel-Flughafen.

Erika Wilhelmer und Manfred Rommel – zwei Namen, die in Stuttgart einen besonderen Klang haben. Wenn alles nach Plan geht, startet Michael Wilhelmer Ende des Jahres auf dem Flughafen mit seinem nächsten Gastroprojekt. Sein Restaurant Erika wird sich auf der „Landseite“ des Airports befinden, also auf der Seite zu den Parkplätzen, nicht zur Startbahn.

Die Liste seiner Lokale ist lang

Weindorfwirt, Sommerfestwirt, Festwirt mit großem Zelt auf dem Cannstatter Wasen – Michael Wilhelmer dreht an vielen Orten auf. Er war Caterer bei der Fußball-WM 2006 in Stuttgart, General-Caterer bei der Rad-WM 2008 in Stuttgart, er ist seit 2008 General-Caterer beim Tennis-Turnier im Mercedes Cup, dem späteren Boss Open-Turnier in Stuttgart. Seit 2019 catert er zudem bei der Formel 1 in Monaco, seit 2021 beim ATP- Turnier in Mallorca und seit 2024 auch in der MHP-Arena mit dem Porsche Tunnelclub und 70 Logen.

Neben dem Stuttgarter Stäffele und der ampulle hat er im Verlauf der Jahre eine Vielzahl an Lokalitäten gegründet oder übernommen: Das Schweinemuseum im Stuttgarter Schlachthof, das Amici im Zeppelin-Carré, den Dry Gin & Beef Club in Berlin, die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Speisemeisterei und seit wenigen Wochen auch die Gastronomie im Mercedes Benz-Museum mitsamt der Mercedes Benz-Niederlassung.

„Michael Wilhelmer beherrscht die gastronomische Klaviatur in der vollen Breite“, lobt Frank Nopper, „seine Präferenz ist die Vielfalt.“ Als bisher einziger Stuttgarter sei er vom „Schlemmer-Atlas“ zum „Gastronomen des Jahres 2022“ ernannt worden. Wirte prägten das Gesicht einer Stadt, sagt der OB, an ihnen liegt es, ob eine Stadt Flair habe und eine Anziehungskraft entwickle und Kult sei. Nopper ernennt Michael Wilhelmer zum „Kult-Wirt“. Dieser wiederum sagt, er kenne kaum eine andere Stadt mit einer so hohen Dichte an guter Gastronomie. Auch wenn er zwischen Monte Carlo und Berlin pendelt, gelegentlich auch noch auf Mallorca vorbeischaut, freue ihn nichts mehr, als nach Stuttgart heimzukehren.