Die Stadt Ludwigsburg will das gesamte Staatsarchiv verlagern, das Land will das nicht. Jetzt zeichnet sich ein Kompromiss ab. Zumindest das Magazin soll in den Untergrund wandern – um Platz für eine ganz neue Nutzung des historischen Zeughauses zu gewinnen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Noch haben sich beide Seiten nicht geeinigt, aber eine Lösung ist näher gerückt: die Stadt Ludwigsburg und das Land Baden-Württemberg haben sich in den Verhandlungen um die Zukunft des Staatsarchivs angenähert. Anfang November war die Idee der Verwaltung publik geworden, die Gebäude des Archivs – Arsenalbau und Zeughaus – von der Innenstadt an einen anderen Standort zu verlagern. Mit dem Ziel, die historischen Häuser anders nutzen zu können – etwa für gastronomische Angebote. Auch darüber, an dem höchst attraktiven Standort in der City Räume für die Ludwigsburger Hochschulen zu integrieren, wird seither spekuliert.

 

Die Häuser gehören dem Land, das die Komplettverlagerung indes äußerst skeptisch sieht. Daher ist nun ein möglicher Kompromiss in den Fokus gerückt: Der Arsenalbau, in dem regelmäßig Ausstellungen, Führungen und Vortragsveranstaltungen stattfinden, bleibt unangetastet. Das dahinter liegende Zeughaus allerdings, das ausschließlich als Magazin dient und keine öffentlichkeitswirksame Funktion hat, könnte geräumt werden. „Wir stehen solchen Überlegungen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber“, sagt der Archivleiter Peter Müller. „Die Frage ist dann jedoch, wo Ersatz geschaffen werden kann und wie das finanziert wird.“

Die Stadt hält die Verlagerung in den Untergrund für „grundsätzlich machbar“

Auch dafür gibt es erste Ideen. Bekanntermaßen will die Stadt in den kommenden Jahren das gesamte Umfeld umgestalten. Der Arsenalplatz vor dem Archiv und der Zeughausplatz zwischen Arsenalbau und Zeughaus sollen autofrei werden, im Gegenzug soll unter dem benachbarten Schillerplatz eine Tiefgarage entstehen. „Möglicherweise ergeben sich dadurch Synergieeffekte“, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk. Konkret: neben der Garage könnten weitere Flächen für das Archiv geschaffen werden. Das Land plant an der Stelle sowieso eine unterirdische Erweiterung, weil die Kapazitäten im Zeughaus erschöpft sind. Vorgesehen sind 1500 zusätzliche Quadratmeter Archivfläche.

Um mit dem gesamten, rund 5000 Quadratmeter großen Zeughaus in den Untergrund zu gehen, müssten die Planungen also deutlich ausgeweitet werden. „Meine grobe Einschätzung ist, dass es vom Grundsatz her machbar wäre“, sagt Ilk. „Das muss genau durchgerechnet werden“, sagt Müller, der sich aber offensichtlich bereits intensiv mit dem Thema befasst. „Unter dem Arsenalplatz ist auch noch Spielraum, denn diese Fläche war ja einst ebenfalls für eine Tiefgarage im Gespräch.“

Unfreundlich und abweisend: das Zeughaus gilt als Störfaktor in der Innenstadt

Für die Stadt ist das für die Öffentlichkeit nahezu unzugängliche und baulich eher abweisend wirkende Zeughaus der weitaus größere Störfaktor in der City als der Arsenalbau, daher könnte die Verwaltung mit der kleinen Lösung wohl durchaus leben. Für die Aufwertung der Achse Schillerplatz und Arsenalplatz sei es unverzichtbar, das Staatsarchiv komplett einzubeziehen „oder mindestens das Zeughaus deutlich stärker zu beleben“, sagt dazu der Oberbürgermeister Werner Spec.

In Zukunft sollen auf der Fläche zwischen den beiden Gebäuden, die heute noch als Parkplatz genutzt wird, einladende Fußwege vom Schillerplatz in die hinter dem Zeughaus liegende Seestraße führen – auch um wieder mehr Menschen in diesen Abschnitt der Fußgängerzone zu locken. „Wenn wir dann noch im Zeughaus eine Nutzung bekommen, die Menschen anzieht, wäre viel gewonnen“, sagt Ilk. Die Gespräche zwischen Stadt und Land sollen Anfang des Jahres fortgesetzt werden.