Sind 341 Stellplätze in einem Neubau direkt am Durchgangsbahnhof nötig? Der Baubürgermeister der Grünen sieht keine Notwendigkeit, braucht aber die Zustimmung der Bahn.

Im Dezember 2025 sollen die ersten Züge in den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof einfahren. Dann will die Stadt das Umfeld ordnen und mit einem Neubau vis-á-vis des alten Bonatz-Empfangsgebäudes ein städtebauliches Ausrufezeichen setzen. Das gilt auch für die Zahl der Parkplätze um den Bahnhof. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) erklärt rund 25 Prozent für obsolet.

 

Genau 1509 Stellplätze sollen sich in Parkgaragen und -plätzen rund um den Tiefbahnhof gruppieren. Ohne Taxis und Kiss-and-Ride-Verkehr seien 1371 erforderlich, referiert Ines Aufrecht, die Leiterin der Abteilung Koordination Stuttgart 21, die Daten. Die Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2005. Ist sie damit überholt?

Freiheiten für die Architekten

Allein in dem Neubau, der das Entree in den neuen Stadtteil hinter dem Bahnhof bilden soll, sind in zwei Geschossen neue 341 Stellplätze vorgesehen. Weitere 77 für Kurzzeitparker, beschattet von einem Baumfeld, finden sich auf dem Kiesinger-Platz auf der Nordseite der Station. Für den Neubau auf dem mit A 3 bezeichneten Gelände, auf dem heute die Bahnsteige liegen, plant die Stadt auf Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion einen internationalen Architektenwettbewerb. Dazu wolle man die nötigen „Freiheiten haben und auf das Parkhaus verzichten“, so Pätzold. Bezugsfertig würde das Gebäude erst Anfang der 2030er Jahre. Die Nutzung soll in diesem Jahr definiert werden.

Allerdings gehören die Untergeschosse des Neubaus in den Hoheitsbereich der Deutschen Bahn AG, die sich auf Anfrage nicht äußern will. Eine Ebene ist direkt mit den Verteilerstegen der Bahnhofshalle verbunden. Die Stadt bestimmt über die bis zu sieben Obergeschosse über der Garage. Sie verhandelt nicht nur mit der Bahn, sondern auch mit dem Bahnhofsarchitekten Christoph Ingenhoven, der bei Planungsaufträgen rund um den Bahnhof für sein Büro einen gewissen Vorrang sieht. Die Stellplatzbilanz war 2005 Teil der Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes für den neuen Bahnhof.

Neue Parkgarage schwierig zu erreichen

Die Plätze für Kurzzeitparker stellt Pätzold nicht infrage. Die 341 neuen unterirdischen Stellplätze aber schon. Sie wären nur über den neuen Stadtteil hinter dem Hauptbahnhof erreichbar. In dem sollen aber möglichst wenig Autos rollen.

Beim ökosozialen Bündnis im Gemeinderat rennt Pätzold mit seiner Forderung offene Türen ein. Stuttgart 21 samt Drumherum sei eine Idee aus den 90er Jahren, so Björn Peterhoff (Grüne). Schon heute stünden viele Plätze der Bahn in der Tiefgarage der Landesbank leer, beobachtet Stefan Conzelmann (SPD), obwohl die ersten 15 Minuten kostenfrei seien. Für Hannes Rockenbauch (Linksbündnis) ist das neue Parkhaus schlicht „unnötig“. Neu überplanen lassen will Pätzold auch die geplante Vorfahrt neben dem Bahnhofsturm, wo ein Eingang in die Station entsteht. Dort sind Flächen für 36 Taxen und eine Handvoll Kiss-and-Ride-Plätze geplant. Die Schillerstraße vor dem Hauptbahnhof soll mittelfristig vom Durchgangsverkehr befreit werden.

CDU: Wir brauchen mehr Plätze

Das Parkhaus auf der A-3-Fläche sei zwar „nicht optimal angebunden“, so CDU-Fraktionschef Alexander Kotz, den neuen Durchgangsbahnhof sollen aber deutlich mehr Bahnreisende frequentieren als den Kopfbahnhof. „Realistisch müssten wir über eine Ausweitung der Parkplatzzahl sprechen“, so Kotz. Pätzolds Vorschlag müsse man sich genauer ansehen. Den Wegfall von Plätzen am Bahnhofsturm sieht Kotz auch kritisch. Eine Abstellfläche dort sichere kurze Wege, denn wenn die Schillerstraße verkehrsberuhigt sei, müsse man ansonsten zu den Stellplätzen auf der Nordseite einen großen Umwege fahren.