Die Intendantin Katja Spiess hat ihre Pläne für die neue Saison im Figurentheater Fitz vorgestellt. Sie will die Proben für Zuschauer öffnen und stärker auf deren Kritik reagieren.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Nicht alle Kollegen werden ihr zustimmen. Katja Spiess, die Intendantin des Figurentheaters Fitz hat die Sommerpause nicht nur genutzt, um Ferien zu machen und den neuen Spielplan zu konzipieren, sondern hat sich mit Grundsätzlichem befasst. Denn die Besucherzahlen des Fitz sind zwar „weitgehend stabil“, sagt sie, aber neben einem kleinen, festen Stammpublikum gebe es immer mehr Zuschauer, die nicht wegen des Figurenspiels kämen, sondern weil sie sich für spezielle Themen interessierten. Das hat Spiess zu denken gegeben und die Frage aufgeworfen, ob die Bühne auf das veränderte Verhalten des Publikums angemessen reagiert. Katja Spiess glaubt: Nein.

 

Statt weiterhin an den „stabilen Strukturen“ im Theaterbetrieb festzuhalten, will das Fitz künftig stärker das Gespräch mit dem Publikum suchen und es in die Arbeitsprozesse einbinden. „Wir müssen in einen Dialog treten“, sagt Spiess. Wenn an diesem Samstag der Spielbetrieb im Fitz beginnt, wird zwar nicht alles anders sein als bisher, aber Spiess will sehr wohl neue Weichen stellen. „Die Leute wollen nicht nur fertige Stücke sehen“, meint sie – und deshalb wird das Fitz in dieser Spielzeit etwas einführen, das bei Kinderproduktionen längst selbstverständlich ist: Probenbesuche. So, wie Schulklassen bereits vor der Premiere Neuproduktionen anschauen und kommentieren, so sollen auch bei „Drei Akte. Ein stummes Lied vom Eigensinn“, dem neuen Stück des Figurentheaters Antje Töpfer, mehrmals Probendurchläufe geöffnet werden für die Zuschauer. Davon könnten nicht nur die Künstlerinnen und Künstler profitieren, meint Spiess, sondern werde dem Publikum auch vermittelt: „Du bist gefragt“.

In der Jury des Festivals sitzen Bürger von nebenan

Auch bei dem interkulturellen Theaterfestival „Made in Germany“, das vom 11. bis 15. November wieder in mehreren Theatern stattfinden wird, sitzen in der Auswahljury Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Das sei aufwendig, sagt Katja Spiess, „aber es lohnt sich“. Denn Selbermachen schule den Blick. In letzter Konsequenz heißt das für sie: „Wir können nicht mehr nur sagen: Ich mache Kunst und die draußen werden es schon gut finden.“

Die erste Fitz-Premiere am 1. Oktober wird dennoch ganz klassisch über die Bühne gehen: Das Ensemble Meinhardt, Krauss, Feigl bringt „Als es über uns kam“ heraus, ein Stück über Sigmund Freud, Ich und Über-Ich. Von 15. Oktober an zeigen Wilde & Vogel „Sibirien“. Auf die Reaktion auf „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ ist Katja Spiess schon sehr gespannt. Das Stück von Flunker Produktionen basiert auf einem alten, proletarischen Stummfilm, kommt ganz ohne Text aus und wird mit Klavier begleitet. In Berlin sei das Publikum sehr gespalten gewesen, so Spiess, die einen waren begeistert, die anderen sehr irritiert.