Um Abiturienten auf das Studium vorzubereiten, soll in Schloss Salem bald eine neue Akademie entstehen. Nun wurden erste Pläne vorgestellt.

Überlingen - In Salem gehen die nobelsten Schüler Deutschlands zur Schule. Das ist zumindest das gängige Kredo zum traditionsreichen Eliteinternat. Bald sollen in der bekanntesten Privatschule Deutschlands auch Abiturienten auf das Studium vorbereitet werden. Das ist zumindest die Idee, die Robert Leicht, der Vorstandschef des Trägervereins der Schule Schloss Salem und frühere Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, am Montag der Öffentlichkeit vorstellte. Aufgrund der wegen der demografischen Entwicklung zu erwartenden rückläufigen Schülerzahl müsse Salem zusätzliche Angebote und Anreize schaffen, erläuterte Leicht.

 

Frühestens vom Schuljahr 2013/14 an sollen auf dem Campus in Härlen bei Überlingen deutsche und ausländische Abiturienten ein Jahr lang für die Hochschule fit gemacht werden. In drei Trimestern sollen die Absolventen von Universitätsdozenten und Lehrern auf das wissenschaftliche Lernen und Arbeiten methodisch vorbereitet werden, außerdem sollen sie bei der Berufswahl intensiv beraten werden. Von 300 000 Studienanfängern würde rund ein Drittel das Studienfach wechseln oder das Studium abbrechen. Salem will hier eine Alternative zu einem Auslandsjahr bieten, das immer mehr Abiturienten vor dem Studium einlegen. Deshalb sei er sich sicher, dass die Salem Akademie auch angenommen werde, sagte Leicht.

Das Angebot richte sich ausdrücklich an die Absolventen anderer Schulen. 80 Prozent der Abgänger in Salem brauchen diese Auffrischung nicht, da ist sich der kommissarische Schulleiter Christian Niederhofer sicher. Ein Jahresaufenthalt in Salem kostet derzeit rund 30 000 Euro. Es würden aber auch für das neue Angebot Stipendien eingerichtet werden, sagte Niederhofer weiter. Die Absolventen sollen einen zertifizierten Abschluss erhalten.

Neuer Leiter von der Studienstiftung

Als Leiter der Salem Akademie, wie das neue Angebot genannt wird, hat Leicht Gerhard Teufel gewonnen, den früheren Generalsekretär der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Er soll im Sommer seine Arbeit aufnehmen. Leicht war nach eigenen Angaben selbst Stipendiat der Studienstiftung. Eingebunden in den Prozess ist auch Bernd Westermeyer. Der bisherige Leiter der Landesschule Pforta bei Naumburg (Sachsen-Anhalt) soll am 1. August neuer Schulleiter von Salem werden.

Grundlage der Pläne ist ein Konzept der Hamburger Unternehmensberatung Schumacher & Baumanns, die unter anderem auch für die „Zeit“ und die an die Zeit-Stiftung angelehnte Bucerius Law School tätig ist. Die Studie solle die Grundlage für die Ausgestaltung des neuen Angebots sein. Jedoch ist noch vieles unklar, wie auch Leicht eingestand – zum Beispiel die Ausgestaltung und die Kosten des Projekts. So konnte der Vorstandschef weder erläutern, was genau an der Salem Akademie gelernt und gelehrt werden soll. Nur, dass Kurse in den drei Feldern Natur- und Geistes- sowie in den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften angeboten werden sollen. Es seien Kooperationen zunächst mit Hochschulen der näheren Umgebung wie Konstanz, Zürich, St. Gallen, Friedrichshafen und Freiburg angedacht. Im zweiten Schritt eventuell auch mit internationalen Hochschulen. Ob es dazu kommt, ist ungewiss.

Er sei sich sicher, dass der neue Leiter Teufel, der in der Hochschulwelt „bestens vernetzt“ sei, hier ein hochkarätiges Angebot schaffen könne, gab sich der frühere Journalist zuversichtlich. Deshalb seien etwaige Bedenken gegen diese Besetzung des Leitungsposten mit einem Verwaltungsmann statt einem Pädagogen abwegig, sagte Leicht weiter.

Pädagogen fühlen sich als „Erfüllungsgehilfen“

Gesprächsbedarf gibt es offenkundig auch mit dem Kollegium, dem das neue Vorhaben jetzt erstmals offiziell vorgestellt wurde. Aus Lehrerkreisen zeigte man sich verwundert, dass es – anders als in Salem üblich – bisher nicht die Möglichkeit gegeben habe, über die Vor- und Nachteile eines solchen Vorhabens breit zu diskutieren, bevor die Leitung eine Projektstudie in Auftrag gebe. Manche Pädagogen fühlten sich zu „reinen Erfüllungsgehilfen“ der Leitung degradiert, hieß es. Die Mitarbeiter könnten an dem Konzept intensiv inhaltlich mitwirken, sagte Leicht dazu. Allerdings auf freiwilliger Basis. Zwingend notwendig sei dies nicht. Es hätten sich auch schon etliche Lehrkräfte interessiert gezeigt.

Schon jetzt ist klar, dass das Internat für seine Pläne das College in Härlen zur Verfügung stellen muss. Dort ist, wie auch im Schloss Spetzgart, die Oberstufe untergebracht. Geplant ist, die Oberstufe auf dem Spetzgart zu konzentrieren und den Campus Härlen für die Akademie zu reservieren. Damit würden im Schloss Umbauten anfallen, zum Beispiel der Neubau eines Sportplatzes und die Vergrößerung der Küche. Das aber ist am Standort inmitten eines Landschafts- und Naturschutzgebietes schwierig. Man habe bereits Gespräche mit Landrat Lothar Wölfle (CDU) aufgenommen, sagte der Vorstandschef Leicht.