Sollte Heidi Klum das Gesicht der angekündigten ProSieben-Show „Queen of Drags“ werden? Im Netz stößt die Bekanntmachung größtenteils auf Ablehnung. Ein Stuttgarter Mitglied der LGBTQ-Community findet versöhnlichere Worte.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart/Unterföhring - Die neue ProSieben-Show „Queen of Drags“ mit Heidi Klum, Conchita Wurst und Bill Kaulitz handelt sich schon vor Sendestart am 14. November einiges an Kritik ein. In der Show sollen Klum, ihr Schwager Bill Kaulitz und Conchita Wurst zehn Dragqueens aus Deutschland, Österreich und der Schweiz jede Woche eine neue Aufgabe geben. Anschließend wird entschieden, wer ein Motto am besten inszeniert und es schafft, auf einer Bühne das Publikum zu begeistern, teilte ProSieben am vergangenen Freitag mit.

 

Nähe zu US-Format dementiert

Ein vermeintlich ähnliches Format aus den USA, „RuPaul’s Drag Race“, wird seit zehn Jahren produziert und erfreut sich internationaler Beliebtheit. In einer Petition der Berliner Szenegrößen Margot Schlönzke und Ryan Stecken wurde diese vermutete Nähe scharf kritisiert. Nach einer Klarstellung von ProSieben, dass es „kein Race“ geben werde, bezog sich die Petition jedoch schwerpunktmäßig auf einen anderen Teil der geplanten Show: Heidi Klum.

Klum habe „von Drag, der dazugehörigen Historie, der Lebenseinstellung, der Identität, der Drag-Kultur, der Szene und der gesamten Branche absolut keine Ahnung.“ Sie, als „heteronormative weiße Frau“ ohne viel Kontakt in die Drag-Szene, zum Gesicht der Sendung zu machen sei „kulturelle[r] Missbrauch“. Fast 27.000 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben.

Optimistische Stimme aus Stuttgart

In der Stuttgarter LGBTQ-Community engagiert sich Eric Hauck. Der 21-Jährige ist Gruppenleiter der Königskinder, einer Jugendgruppe für schwule und queere Menschen in Stuttgart. Er hat die Kontroverse um „Queen of Drags“ ebenfalls beobachtet. Heidi Klum als „etablierte Figur im deutschen Fernsehen“ werfe den Verdacht auf, ob sie die Szene angemessen repräsentieren könne. „Klar, sie kann das solange machen, wie sie respektvoll mit dem Thema umgeht“, sagt Hauck.

Das Problem bei ihr oder ProSieben sei jedoch, dass gerade der Sender dazu neige, Dinge „überkommerzialisiert“ und „zu inszeniert“ darzustellen. „Ich persönlich bin aber optimistisch eingestellt und hoffe auf das Beste“, so der 21-Jährige. Da auch Menschen der LGBTQ-Community, wie Chonchita Wurst, in der Jury sitzen würden, sei auf einen „richtigen Anstoß“ aus dieser Richtung zu hoffen.

Gegenwind auf Social Media

Auf Social Media ist der Gegenwind für „Queen of Drags“ deutlicher – und härter – zu spüren. So kommentiert ein User auf Twitter, dass sich die LGBTQ-Community ein anderes Show-Format gewünscht hätten und keine „Belustigung für Heteros“.

Ein anderer User geht noch einmal genauer auf die Jury-Mitglieder ein und fordert eine passendere Repräsentation der Community. So sei die Auswahl das Gegenteil von „overwhelming“ – nämlich „underwhelming“.

ProSieben reagierte einen Tag später auf den Tweet und stellte ihre Haltung zu der Thematik klar.

Wie für Hauck ist das Jury-Mitglied Conchita Wurst auch für einen anderen Twitter-User vertretbar.

Und wie reagiert Heidi Klum?

In einer Mitteilung von ProSieben wird Heidi Klum mit den Worten zitiert: „Ich liebe und bewundere die Drag-Kunst seit Jahren. Deswegen freue ich mich, dieser Kunst und ihren eindrucksvollen Protagonisten in einer neuen ProSieben-Show zum ersten Mal im deutschen Fernsehen eine Bühne zu geben. In ‚Queen of Drags’ werden wir die kreativen Facetten der Drag-Welt zeigen.“ Und auch auf Twitter zeigt sich das Model unbeschwert. In einem ihrer neusten Tweets lässt sie sich lachend durch die Haare streicheln. Darüber schreibt sie unter anderem „#Queenofdrags“. Bis jetzt sind die Kommentare darunter wenig kontrovers – gelobt wird von den Usern eher ihre Haarpracht.

Eric Hauck aus der Stuttgarter LGBTQ-Community kann verstehen, warum Klum nicht auf die Kontroverse reagiert. Allerdings findet er auch: „Ermutigende Worte von ihr wären zumindest nicht schädlich.“