Bernie Ecclestone und Jean Todt sind mit dem neuen Qualifying -Format gescheitert – jetzt ziehen sie daraus die Konsequenzen

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Mal angenommen, der Weltfußball-Verband Fifa reguliert die 11-Meter-Regel, um die Chancen der Torhüter zu erhöhen – dann käme es wohl so: Der Schütze müsste künftig aus einer Entfernung von 13 Metern den Ball abfeuern. Da sich nun aber nach einem Monat herausstellt, dass die 13-Meter-Schützen kein Scheunentor treffen oder die Torhüter ihre Schüsse einhändig aus der Luft pflücken, rudert die Fifa zurück und führt den Elfmeterpunkt wieder ein. Der 13-Meter bleibt als Strafe nämlich wirkungslos. Durch die Kommando-zurück-Aktion wären sich die Regelhüter der Fifa fürchterlicher Spottattacken sicher.

 

So ein Eingeständnis des Versagens müssen sich dieser Tage der Formel-1-Patron Bernie Ecclestone und der Motorsport-Weltverbandschef Jean Todt machen. Das neue, völlig untaugliche Qualifiying-Format hat gerade mal die ersten beiden ersten Formel-1-Rennen der Saison 2016 überlebt – jetzt wird es wieder abgeschafft. Das aber nicht, weil die beiden beratungsresistenten Frontfiguren der PS-Branche plötzlich einsichtig geworden wären, nein: Die Formel-1-Piloten selbst, die sich von Ecclestones machtbewussten Auftritten ohnehin entmündigt fühlen, auf die Barrikaden gegangen sind. Sie wollen die peinliche Show retten, weil sie in ihrem Urteil zu dem selben Ergebnis gekommen sind wie Österreichs Weltmeisterlegende Niki Lauda. Für den war das neue Qualfifying ein ganz gepflegter „Griff ins Klo.“

Kein Auto auf der Strecke

Im 90-Sekundentakt wurde das langsamste Auto aussortiert. Dadurch befanden sich Rennwagen von Anfang an und damit viel zu lange auf der Strecke, so dass sich die Reifen bis hin zur Unbrauchbarkeit abgenutzt hatten. Also stellten die übrig gebliebenen Top-Fahrer ihre Autos vorzeitig in die Garage. In dem Moment, in dem das alte Qualifying-Format also seinen wirklich spannenden Höhepunkt hatte, fuhr kein einziges Auto mehr im Kreis herum.

Vor solch einem Szenario hatten die Fahrer immer schon gewarnt. Und nun? Bernie Ecclestone redet das eigene Produkt immer mal wieder schlecht, fällt bei Gelegenheit seltsame Entscheidungen – und nun hat er gemeinsam mit Jean Todt auch noch eine empfindliche Niederlage einstecken müssen. Er wird darüber hinwegkommen – wie immer. Und wird sich wohl kaum die Frage stellen, ob es im Alter 85 Jahren nicht doch eine gemütlichere Alternative zur fordernden Formel-1-Alleinherrschaft gibt.