Baustellen vor dem Schulweg, Bewerber ohne Zahl – in Ludwigsburg gibt es nach der Sommerpause schon wieder viele Rätsel. Wer kann sie lösen?

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - An Inspektor Columbo, die Älteren erinnern sich, gab es wahnsinnig viele Dinge, die einen wahnsinnig nerven konnten: Da war sein zerknautschtes Aussehen, mit diesem schmuddeligen Trenchcoat. Da war sein zerbeulter Peugeot, in dem er oft seinen hässlichen Hund kutschierte. Da war diese nervige „eine Frage noch“, die in Wahrheit nie so lapidar war, wie sie gestellt wurde. Schon klar, die Älteren wissen es, dass genau das die Gründe waren, warum man Inspektor Columbo letztlich doch in sein Fernsehserien-Herz schloss. Der ewig unterschätzte Inspektor führte verlässlich die Reichen und Schönen vor und war ihnen immer überlegen. Jeden Fall hat er gelöst. Sogar den, wo . . . – aber ach, das gehört jetzt nicht hierher. Was hier her gehört, ist Inspektor Columbo. Hier, in Ludwigsburg, gibt es ein paar Dinge, denen er auf den Grund gehen sollte.

 

Verplante Planer

In der Alleenstraße zum Beispiel könnte er die Frage stellen, warum dort pünktlich zum Schuljahresbeginn eine dicke Baustelle eingerichtet worden ist. Die Alleenstraße – für die Ortsunkundigen – ist jene Straße, die zum Schulcampus in der Innenstadt führt, über die also täglich Hunderte Schüler radeln. Wenn sie können. Pünktlich zum Ende der Sommerferien haben aber just dort Bauarbeiter im Auftrag der Stadtwerke begonnen, Leerrohre für Glasfaserleitungen zu verlegen. Während der Sommerferien war das nicht möglich, weil die Bauarbeiter in dieser Zeit an dieser Stelle Fernwärmeleitungen verlegen mussten.

Die eine Frage, die Inspektor Columbo, wenn er denn hier wäre, ganz bestimmt den Planern dieser Baustelle stellen würde , wäre die: „Wo waren Sie, als der Plan gemacht wurde?“ Und wenn die Planer dann sagen würden: „Ich war im Urlaub, meine Kollegen können das bezeugen, die waren dabei“ – dann wüsste nicht nur der Inspektor, wer in diesem Fall der Mörder, ähm, der Verplante ist.

Immerhin hat der städtische Fachbereich Sicherheit und Ordnung prompt reagiert und die Alleenstraße teilweise gesperrt. Damit die radelnden Schüler wenigstens ein bisschen Platz haben. Jetzt dürfen nur Lehrer und Anlieger mit dem Auto dort fahren. Und alle anderen können sich schon mal daran gewöhnen, dass die Alleenstraße eine Fahrradstraße wird.

Zahllose Bewerber

Aber in einer Stadt in Ludwigsburg gibt es für einen Inspektor wie Inspektor Columbo natürlich mehr als ein Rätsel zu lösen. Und zack, schon taucht wieder eins auf: Es handelt vom neuen Bürgermeister für Stadtentwicklung und Hochbau (vielleicht ja auch der Bürgermeisterin?). Dass es ein neues Dezernat für einen neuen Bürgermeister (eine neue Bürgermeisterin?) geben soll, hat der Gemeinderat vor der Sommerpause beschlossen. Am vergangenen Samstag endete die Frist für Bewerber (und Bewerberinnen) – doch wer nun glaubt, es sei ein Leichtes zu erfahren, wie viele Bewerbungen eingegangen seien, kann dazu lernen.

Eine Bewerberzahl gebe man derzeit nicht zur Kenntnis, teilte das Rathaus am Dienstag mit. Und zwar aus guten Grund: „Weil uns zum heutigen Tag nicht alle verfahrensrelevanten Informationen vorliegen.“ Jemand Unerfahrenes würde wahrscheinlich denken, dass die Stadt nicht zugeben will, dass sich niemand beworben hat, weil die Arbeit in Ludwigsburg unglaublich anstrengend ist.

Columbo jedoch wüsste sofort Bescheid. Er würde die Augen zusammenkneifen, lächeln, erst sagen „verstehe“ – und dann: „Eine Frage noch: Wo waren Sie, als der Zahlenraum von eins bis 100 durchgenommen wurde?“ Und wenn dann einer sagen würde: „Da habe ich Baustellen geplant“, wäre das Offensichtliche offensichtlich: Ein Bürgermeister (auch eine Bürgermeisterin) für Stadtentwicklung wird in Ludwigsburg alle Hände voll zu tun haben.