Die großen Fluggesellschaften ändern die Spielregeln ihrer Vielfliegerclubs – am 12. März auch die Lufthansa. Geld statt Meilen, heißt der Trend der Stunde. Das trifft vor allem Privatleute und sparsame Reisende.

Stuttgart - Für eine ganze Generation von Geschäftsreisenden ist es zum Volkssport geworden: Hunderttausende tüfteln stundenlang an ihrer nächsten Flugroute, um für wenig Geld viele Meilen zu sammeln und anschließend Freiflüge und Upgrades zu kassieren. Damit dürfte es bald vorbei sein. Denn alle großen Fluggesellschaften ändern die Regeln des Meilenspiels oder haben es bereits getan.

 

Dabei sind Vielfliegerprogramme eigentlich eine Erfolgsgeschichte. 1983 erfand American Airlines die Zahl der geflogenen Meilen als „Währung“ für die Wertschätzung ihrer Stammkunden: Das erste Meilenprogramm war geboren. Das streckenbasierte System hat sich lange gehalten. Denn es ist simpel. Doch der Zerfall der Ticketpreise in den vergangenen Jahren führte dazu, dass Passagiere für immer weniger Geld immer mehr Meilen sammeln konnten. Fluggesellschaften begannen deshalb damit, neben der zurückgelegten Strecke auch die Buchungsklasse als Stellschraube für die Höhe der Belohnung zu berücksichtigen.

Nun gehen die großen Airlines den nächsten Schritt. Sie basieren ihre Gutschriften ganz auf dem Ticketpreis. Die drei Großen in den USA – American, Delta und United – spielten den Vorreiter, es folgten Air France/KLM und mit einem leicht abgewandelten System auch British Airways/Iberia. Nun zieht Lufthansa samt ihren Töchtern Austrian und Swiss im gemeinsamen Meilenprogramm Miles & More nach. Miles & More verteilt ab März seine Meilen allein nach dem Flugpreis und dem Vielfliegerstatus des Passagiers. Konkret gibt es für alle Tickets, die ab dem 12. März gebucht werden, vier Prämienmeilen pro bezahltem Euro. Wer einen „Status“ besitzt, der bekommt sechs Meilen pro Euro, aber nicht bei den Billigtöchtern wie Eurowings.

Für Geschäftsleute rechnet sich die Umstellung nicht

Rund zwei Drittel der Mitglieder fahren mit dem neuen System besser oder gleich gut, verspricht Lufthansa. Das jedoch dürfte eher Augenwischerei sein. Von der Umstellung von Meilen auf Geld profitieren nur Kunden, die hohe Flugpreise zahlen. Und die sind die Minderheit unter den mehr als 30 Millionen Miles-&-More-Mitgliedern. Verlierer des Wechsels auf das neue System sind Frühbucher, Schnäppchenjäger und die allermeisten Passagiere in der Economy-Class. Denn Miles & More schreibt nur für die Netto-Umsätze Meilen gut und rechnet vor der Gutschrift die Steuern heraus. Die machen aber in der Economy-Class einen Großteil der Ticketpreise aus. Insgesamt rechnet sich für viele Geschäftsleute die Umstellung nicht. Denn offenbar hat Lufthansa die Gelegenheit genutzt, das Programm als Ganzes weniger lukrativ zu machen. Findige Kunden können dem System noch ein Schnippchen schlagen. Zumindest bis auf Weiteres gelten nämlich die neuen Regeln nur für Tickets, die auf eine Fluggesellschaft der Lufthansa Group ausgestellt sind. Wer aber mit Lufthansa von Deutschland in die USA fliegt und das Ticket für die Lufthansa-Maschine bei United Airlines kauft, für den gelten die alten Regeln.

Trotzdem ist die Änderung ein Zeitenwechsel, und zwar gleich doppelt: Einerseits regiert nun auch in der Fliegerei wieder Geld statt Meilen die Welt. Daneben ist es den Airlines aber auch gelungen, sogar ihre Werbung zu Geld zu machen. Mittlerweile geben Lufthansa und ihre Wettbewerber netto für ihre Treueprogramme kein Geld mehr aus, sondern verdienen sogar daran. Das funktioniert über die sogenannten Programmpartner. Nicht weniger als 300 davon hat Miles & More – vom FC Bayern München über die Apple Stores bis zu Paypal und den Lieferdienst Gourmondo. Sie alle kaufen Gutschriften bei dem Vielfliegerprogramm und werben damit um Kunden.