Frankreichs Präsident tauscht seine Regierung aus. Grund dafür ist sein eigenes Versagen, kommentiert unser Korrespondent Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Emmanuel Macron macht reinen Tisch. Tagelang war über eine Umbildung der Regierung spekuliert worden, doch nun tauscht der französische Präsident die ganze Mannschaft aus. In den vergangenen Monaten haben sich zu viele politische Probleme aufgetürmt und für keines wurde eine befriedigende Lösung gefunden. Die von den Gelbwesten angeprangerte soziale Ungleichheit im Land besteht weiter, die dringende Reform der Rente liegt auf Eis und die Corona-Pandemie hat die Misere in den kaputt gesparten Krankenhäusern mit allergrößter Brutalität offenbar werden lassen. Angesichts des überwältigenden Sieges der Grünen bei den Kommunalwahlen vor einigen Tagen sieht sich Emmanuel Macron nun gezwungen, politisch durchzugreifen. Er habe die Zeichen der Zeit erkannt, betont der sehr ansonsten sehr selbstbewusst auftretende Staatschef in einer von ihm ungewohnten Demut immer wieder. Sein Programm soll nun sozialer und grüner werden. Was der mit großen Vorschusslorbeeren gestartete Präsident nicht so deutlich eingestehen will: er ist in den zentralen Punkten mit seiner eigenen Politik gescheitert.