Möglich, dass Sie die wenigsten dieser fünf Stuttgarter Bands kennen. Tolle Musik machen sie trotzdem - und sie haben kürzlich neue Platten oder Videos herausgebracht. Vorhang auf für An Early Cascade, Kleon, Die Nerven und andere!

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Warum in der Ferne hören, wenn das Gute klingt so nah? Okay, der Spruch war nicht wirklich gut, aber die Musik, die wir hier vorstellen ist es.

 

Hier kommt ein neuer Schwung Releases von Bands aus dem Raum Stuttgart!

An Early Cascade, EP "Kairos"

Vergangenen Freitag haben An Early Cascade ihre EP "Kairos" veröffentlicht. Der Hinweis kam von Heisskalt-Drummer Marius Bornmann. Was zum einen die Richtung anzeigt, in die diese EP musikalisch geht (Gitarren) und zum anderen ein Qualitätsausweis ist. In unseren Band-Fragebögen sind Heisskalt die unangefochtene Nummer eins unter den musikalischen Vorbildern aus Stuttgart, An Early Cascade zählen zum Freundeskreis und Bornmann ist auch gleich noch Booker der Band. Als solcher hat er auch das Release-Konzert im Zwölfzehn am 11. Dezember klargemacht.

Viel zu viele Worte, in denen es nicht um die Musik auf dieser wirklich hörenswerten EP geht. Feinschmecker notieren gleich ganz zu Beginn, dass die Gitarren mit viel Raum und Anschlag aufgenommen wurden. Daraus erwächst mit dem Opener "Passengers of Today" ein geradezu episches Stück Popmusik, auf das sich wirklich alle einigen können. Und von allem gibt es gerade genug: Math-Rock-Rhythmen, knarzigen Bass, ausgetüftelte Gitarrensounds, Gesang zwischen Emo und melodramatischem Ami-Style-Pop. Gitarren erheben sich grell leuchtend über diese Melange und nach knapp sechs Minuten geht es mit dem Punk-geschwängerten Rocksong "Gold" weiter. Womit erst zwei von sechs Stücken beschrieben wären. Es folgen, unter anderem, ein in Form und Sound freies Instrumentalstück ("Colored Sands"), hymnischer Heisskalt-Post-Hardcore, viel Progressive Rock und zum Schluss der Song "Inside" mit Rage-against-the-Machine-Gedächtnissound.

Man sieht, in dieser Platte steckt sehr viel drin. "Mich hauen die Jungs auf jeden Fall komplett um. Ich kenn sonst keine Band, die so einen unkonventionellen und doch catchy Sound macht, nicht deutschlandweit und höchstens sehr vereinzelt international", schreibt Marius von Heisskalt. Lassen wir genau so stehen! 

Kleon, (songs of love and) limbo

Zu den Absonderlichkeiten, die das Netz oft scheinbar unvermittelt ausspuckt, gehören die Songs von Kleon Medugorac, Künstlername Kleon. Der dürfte einem breiteren Stuttgarter Personenkreis durch die von ihm gestalteten Plakate und Websites unter anderem von Marienplatzfest und Stuttgart Festival bekannt sein. Wir haben ihn mal als Sänger der Band Any interviewt.

Auf solche natürlich trotzdem ernstzunehmenden Lo-Fi-Spielereien trifft man also normalerweise über fünf Links. Bei Kleon wissen wir als Stuttgarter Hörer, dass der Urheber dieser Songs unter uns weilt. Und hören wunderbar räumlich abgemischte, psychedelische Folksongs, die Kleon mal Saddle Creek Records vorspielen sollte.  

Die Nerven, Video "Barfuß durch die Scherben"

Vom neuen Die-Nerven-Album sind nicht nur wir ganz angetan. Was zu maßgeblichen Teilen am Track "Barfuß durch die Scherben" liegt, der im Musikkosmos dieses Trios quasi als Disconummer durchgeht.

Nach der Jugendhaus-Nummer mit Tocotronic greift die Band nun sichtbar selbst zum Instrument und ist dabei mit demselben Grauschleier bedeckt, der sich auch auf unsere Schulturnhallenerinnerungen gelegt hat. Abgesehen von den hübschen Menschen natürlich, die im Video allerdings ziemlich sprachlos-deprimiert abgebildet worden sind. Zu dem sehr hörbaren Song gesellt sich nun ein wunderbar anzusehendes Video:

Cranes & Pines, EP "Just Before She Flew Away"

Cranes & Pines sehen sich offenbar noch ganz am Anfang ihrer musikalischen Entwicklung - sonst würden die fünf Stuttgarter nicht einen Gig als Vorband nutzen, um ihre neue EP zu veröffentlichen. Das, was man davon bisher zu hören bekommt (siehe Soundcloud-Link unten), würde eigentlich ein eigenständiges Release-Konzert rechtfertigen.

"Weight of Confidence" ist ein schöner, akustisch-folkiger Popsong, den man sich mit ein bisschen mehr Karohemd-und-Holzfäller-Produktion eins zu eins im Radio vorstellen könnte. Wir hoffen jedenfalls, dass Cranes & Pines noch mehr so einfach-eingängige Folksongs schreiben und irgendwann mit regulärem Releasekonzert an den Start gehen. Am Freitag erlebt man sie als Support von Jens Böttcher mit seinem Orchester des himmlischen Friedens.
 

Tom Thaler & Basil, Video "Forrest Gump"

Die Poprap-Combo aus Hamburg und Stuttgart bringt es aktuell auf knapp 10.000 Facebook-Fans. Das ist schonmal eine Ansage. Das Video verrät, wie es dazu kommt: gut produzierte, poppige Beats treffen auf den typisch zeitgenössischen Sprechgesang mit Betonung auf Gesang. Cro macht sowas wahrscheinlich heimlich daheim im elterlichen Keller.

Das Video dazu samt Kinoanspielung ist natürlich hübsch:

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