Am Dienstagmittag stellt OB Fritz Kuhn der Öffentlichkeit seinen Vorschlag für einen neuen Zuschnitt der Rathausressorts und deren personelle Führung vor. Nach Informationen dieser Zeitung werden Werner Wölfle und Isabel Fezer neuen Ressorts vorstehen.

Stuttgart - Die Würfel scheinen gefallen: Nach Informationen unserer Zeitung soll es auf der Stuttgarter Bürgermeisterbank einen Ringtausch geben. Demnach würde der bisher für allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser zuständige Bürgermeister Werner Wölfle (Grüne) neuer Sozialbürgermeister mit Zuständigkeit für die Bereiche Integration und Jobcenter. Im Gegenzug übernähme Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) als Nachfolgerin der in die Landesregierung gewechselten Susanne Eisenmann (CDU) die Ressorts Schule und Bildung. Die Verantwortung für die Krankenhäuser würde künftig auf den Schultern von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) lasten, die Sportpolitik dessen Parteifreund, Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, zugeschlagen.

 

Das Amt des Verwaltungsbürgermeisters wird neu besetzt, dafür hätte die CDU das Vorschlagsrecht. Am Dienstag will OB Fritz Kuhn (Grüne) offiziell über die Neuverteilung der Ressorts informieren.

Die Neuverteilung der Zuständigkeiten war durch die Berufung von Susanne Eisenmann zur neuen baden-württembergischen Kultusministerin ausgelöst worden. Die CDU im Stuttgarter Rathaus hatte als stärkste Fraktion den frei werdenden Posten für sich reklamiert, auch die Freien Wähler hatten trotz ihrer Schlappe bei der Kommunalwahl 2014 den Finger gehoben, und die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke plus hatte bereits mit Gari Pavkovic, dem Chef der Stabsstelle Integration, einen eigenen Kandidaten für das Amt des Sozialbürgermeisters präsentiert und so ihren Anspruch auf einen Bürgermeisterposten personell unterfüttert. Freilich erschienen dessen Chancen gering, da die anderen Fraktionen frühzeitig signalisiert hatten, dass sie SÖS-Linke keinen Anspruch zugestehen.

OB Kuhn hatte in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, um für den neuen Zuschnitt der Ressorts eine breite Ratsmehrheit sicherzustellen. Dies scheint ihm nun gelungen. Dabei hatte die zweitstärkste Fraktion im Rat, die Grünen, zwar keine eigenen Ansprüche auf den neu zu besetzenden Posten angemeldet, sich zugleich aber für ihren Bürgermeister und langjährigen Fraktionschef Werner Wölfle als „Bildungsbürgermeister“ stark gemacht.

Im zweiten Anlauf wird Wölfle doch noch Sozialbürgermeister

Kuhn scheint sich nun anders entschieden zu haben, wohl auch deswegen, weil der Job des Sozialbürgermeisters durchaus Wölfles Berufserfahrung und Kompetenzen entspricht: Der Grüne war 1992 bis 2006 Bereichsleiter der Caritas Stuttgart im Bereich Jugend- und Familienhilfe. 2010 war Wölfle der von FDP und Freien Wählern unterstützten Isabel Fezer bei der Wahl um die Nachfolge der ausscheidenden Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch knapp unterlegen: Die Liberale erhielt zwei Stimmen mehr. 2011 wählte der Gemeinderat Wölfle dann zum Verwaltungsbürgermeister.

Dem Vernehmen nach ist Kuhns Vorschlag aber vor allem davon bestimmt, die Zustimmung von Freien Wählern und FDP zur neuen Ressortverteilung sicherzustellen. Insbesondere den Freien Wählern wird nachgesagt, sie seien Wölfle in herzlicher Abneigung verbunden und würden ihm die Berufung zum Chef des prestigeträchtigen Bildungsressorts nicht gönnen. Das hat nun die von ihnen unterstützte Isabel Fezer unter ihren Fittichen. Nicht in Erfahrung zu bringen war, wer sich künftig um den Bereich Kultur kümmert. Spekuliert wird, dass der kulturaffine Rathauschef das Thema zur Chefsache deklariert.