In Deutschland wird jede dritte Autobahnraststätte mit Elektro-Schnellladern des Karlsruher Stromerzeugers EnBW versorgt. Seit Montag gibt es auch am Rasthof Sindelfinger Wald eine neue Schnellladestation.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Sindelfingen - Das leistungsfähigste E-Ladesäulen- Netz in Deutschland und vermutlich Europa ist jetzt noch besser geworden: An der Raststätte Sindelfinger Wald, südlich der A 8, hat am Montag der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eine Schnellladestation für Elektroautos eingeweiht. „In fünf Minuten kann man hier seine Reichweite um hundert Kilometer vergrößern“, wirbt die EnBW, die als Partner des Landes die Schnellladestation mit aufgebaut hat. Damit wäre ein Tankstopp für eine 400-Kilometer-Ladung nur 20 Minuten lang und damit nicht mehr sehr viel länger als ein normaler Tankstopp für einen Verbrennungsmotor.

 

Mehrere Millionen ins Schnellladesystem

Zusammen mit der EnBW und dem Betreiber der Autobahnraststätten, Tank & Rast, hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg mehrere Millionen Euro in das Schnellladesystem auf den Autobahnen des Landes gesteckt. Nimmt man das komplette E-Netz hinzu, dann sind mittlerweile innerhalb von Deutschland problemlos Fernfahrten möglich. Besonders dicht ist das Ladenetz in Baden-Württemberg.

„Wir sind, was das E-Ladenetz betrifft, in absoluten Zahlen auf Platz zwei in der Bundesrepublik und auf die Fläche gerechnet auf Platz eins“, sagte Winfried Hermann stolz. Auch ihm ist klar, dass die Langstrecke der letzte Prüfstein für die E-Mobilität ist. Erst wenn E-Autos auch lange Strecken fahren könnten, würden sie sich durchsetzen. Für lange Strecken sei das Zapfsäulennetz entscheidend, sagte Hermann.

Auch begegnete er der Kritik, zu intensiv mit der EnBW zusammenzuarbeiten. „Wir unterstützen innovative Projekte. Wenn jemand ein gutes Projekt hat, dann kann er dafür Geld vom Land erhalten“, und die EnBW und die Tank & Rast seien eben innovative Unternehmen, sagte der Landesverkehrsminister auf einer virtuellen Pressekonferenz am Montag.

Dabei geht der Ausbau zügig voran. Fast zeitgleich mit dem Standort Sindelfinger Wald sind bereits vier weitere Fast-Lane-BW-Ladeparks in den Betrieb gegangen: an den Raststätten Hegau-West an der A 81, Kraichgau-Nord und -Süd an der A 6 sowie Illertal-West an der A 7. Hinzu kommen Standorte, die die EnBW in eigener Regie ausbaut, wie etwa der im vergangenen Jahr eröffnete Ladepark bei Rutesheim, ebenfalls an der A 8.

Das Netz anders steuern

Frank Mastiaux, Vorstandsmitglied der EnBW, machte in Zahlen deutlich, wie weit die EnBW tatsächlich ist. Sie hat sich auch in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, jeden Tag eine Ladesäule in Deutschland zu bauen, und werde bald über 1000 Ladesäulen aufgestellt haben. Weitere 1000 seien bis zum Jahr 2025 geplant. Damit werde die EnBW in naher Zukunft ein Versorgungsnetz haben, das genauso groß sei wie das einer Mineralölgesellschaft. Außerdem sollen die Schnellladesäulen ausschließlich mit Ökostrom versorgt werden, um dem Gedanken des ökologischen Fahrens Rechnung zu tragen. Auch machte Frank Mastiaux klar, dass die Infrastruktur vor Ort mit den zusätzlichen Stromzapfern fertig werden würde, allerdings müsse dazu das Netz anders gesteuert werden.

„Niemand muss in Deutschland mehr Angst haben, liegen zu bleiben“, bestätigte Peter Markus Löw, der Geschäftsführer von Tank & Rast, der Dachgesellschaft der deutschen Autobahnraststätten. Der besondere Charme des Elektrotankens an einer Autobahnraststätte ist ja, dass man sich die Wartezeit mit dem Angebot der Raststätte verkürzen kann, wie etwa ein Restaurant zu besuchen. Tank & Rast hat aktuell mehr als 800 Schnellladesäulen am Start, bereits im Jahr 2010 hatte die Gesellschaft mit den Planungen dafür begonnen. Unter anderem auch deswegen wird auf die Möglichkeit des E-Ladens auf den Autobahnschildern nicht extra hingewiesen. Denn jeder E-Fahrer wird bald wissen: Wenn er an einen deutschen Autobahnrasthof kommt, dann kann er dort sein Auto laden. Für alle anderen Ladestationen helfen die entsprechenden Apps.