Mirjam Beck ist an die Pestalozzischule zurückgekehrt, wo sie vor Jahren als Lehrerin begonnen hatte. Nun ist sie dort die Rektorin und die Nachfolgerin von Bernd Rau. Sowohl pädagogisch als auch organisatorisch tut sich am alten Wirkungsort viel.

Gerlingen - Ihre ersten 100 Tage hat sie hinter sich, am Mittwoch stellt sie sich dem Gemeinderat vor. Mirjam Beck ist zwar de facto die „neue Schulleiterin der Pestalozzischule“, wie in der Tagesordnung angekündigt. Rein rechtlich aber hat die 54-Jährige ihr Amt noch immer vorübergehend inne. Das Staatliche Schulamt in Ludwigsburg bestätigt aber: „Alle Gremien haben der Versetzung von Frau Beck zugestimmt. Wir warten nur noch auf die Bestätigung durch das Regierungspräsidium.“

 

Mirjam Beck übernahm eine Grund- und Hauptschule mit zwei Standorten: in der Innenstadt die Pestalozzischule im Schulzentrum und auf der Höhe die kleine Waldschule mit vier Klassen. Gleichwohl gibt es bald nur noch den Grundschulbereich: 34 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse Hauptschule und der zehnten Klasse Werkrealschule verlassen nach den Prüfungen demnächst die Schule. Vom nächsten Schuljahr an sind dann der Hauptschul- und der Werkrealschulzug der Pestalozzischule Geschichte, das Haus wird eine reine Grundschule. Gleichwohl steht das Gebäude nicht halb leer: Die Räume sind verplant. Man braucht Platz für Ganztagsbetreuung und neue Unterrichtsformen. Mit der angestrebten Sanierung der Realschule steht zudem eine große Aufgabe ins Haus: Alle Nachbarschulen sind gefordert, die abzusehenden Raumprobleme während des Umbaus mit zu bewältigen.

Ein zarter Hinweis auf das Fach Kunst

Über dem Besprechungstisch in Becks Rektorat hängt ein großes Bild, modern, abstrakt, grafisch-flächenhaft aufgeteilt, ein großes L ist zu erkennen, auch zwei goldfarbene Vierecke. Von wem das Werk ist? Mirjam Beck lächelt. „Das ist privat.“ Sie hat es nicht nur mitgebracht in ihr neues Dienstzimmer – sie hat es selbst gemalt. „Ich habe auch Kunst studiert“, klärt die 54-Jährige den Besucher auf. Sie gibt entsprechend gern Kunstunterricht, auch ihr zweites Fach Mathematik macht ihr im Klassenzimmer Spaß. Eine Grundschullehrerin müsse aber alles können – auch wenn es die beiden Schwerpunktfächer im Studium und viele Fortbildungen gäbe.

Beck ist als Lehrerin eine Spätberufene, hat erst mit 35 Jahren zu studieren begonnen. Zuvor war sie Kinderkrankenschwester im Ludwigsburger Krankenhaus und einem Stuttgarter Klinikum. „Im Operationssaal lernt man das Organisieren, das kann ich hier gut gebrauchen“, sagt sie. Sie habe immer gerne mit Kindern gearbeitet.

An der Pestalozzischule absolvierte Mirjam Beck von 2003 an ihr Referendariat – damals war Bernd Rau, der 2014 in den Ruhestand ging, schon der Schulleiter. Nun ist sie im Januar zurückgekehrt. An der Schillerschule in Kornwestheim, dem letzten Wirkungsort, habe sie wegen schädlicher Dämpfe, die aus einer Werkstatt ins Rektorat gedrungen waren, nicht mehr arbeiten können. „Es war schwierig zu erklären, eine persönliche Situation. Ich hatte ein gutes Verhältnis zum Kollegium, keinerlei Probleme.“

„Die Eltern kümmern sich“

Ihr erster Eindruck in Gerlingen? „Die Eltern kümmern sich und sind an der Schullaufbahn ihrer Kinder interessiert.“ Das sei positiv gemeint – gleichwohl müsse man Eltern an den Türen darauf hinweisen, dass sie draußen bleiben sollen. „Eltern sollen ihren Kindern die Selbstständigkeit nicht rauben, Kinder wollen nicht gegängelt werden.“ Sie habe das aber schon mehr mit Eltern diskutieren müssen.

Mirjam Beck findet es sehr reizvoll, Lehrerin für Kinder zwischen sieben und zehn Jahren zu sein. „Bei uns gibt es keinen Abschluss.“ Die Funktion der Hauptschule ist künftig in die Realschulen integriert, mit gemeinsamem Lernen von stärkeren und schwächeren Schülern in der fünften und sechsten Klasse. „Das kann Vor- und Nachteile haben“, meint Beck, „man wird sehen, wie es sich entwickelt.“

Eine Gruppe liegt ihr in Gerlingen besonders am Herzen: ein halbes Dutzend Kinder von Flüchtlingsfamilien. Eine Vorbereitungsklasse gibt es schon an der Breitwiesenschule, eine zweite soll eingerichtet werden. „Wir bemühen uns seit Januar ständig, aus verschiedenen Gründen tut sich nichts.“ Wenn es nach den Pfingstferien klappe, „dann sind es bis zu den Sommerferien immer noch gut acht Wochen.“