In der Schwulenbar in der Stuttgarter Innenstadt wird zurzeit eine neue Folge der ZDF-Serie „Soko Stuttgart“ gedreht. Sie wird voraussichtlich in der ersten Novemberhälfte zu sehen sein.

Stuttgart - Die Luft ist stickig. Es ist heiß. Die 50 Komparsen und anderen Mitarbeiter am Filmset im Kings Club tragen leichte Kleidung. Diesen Luxus kann sich Bernd Stegemann nicht erlauben. Er spielt Zarah Lola, die alternde Besitzerin des Travestie-Varietés „La Vie En Rose“. Einen Mann zu spielen, der sich als Frau verkleidet, sei für ihn etwas Neues, sagt Stegemann. Er schwitzt in seinem Kostüm. Das verdirbt ihm aber nicht den Spaß. „Ich habe noch nie so ausgesehen. Das ist aufregend“, sagt der 68-Jährige. Die Frage, ob er sich für seine Rolle verstellen müsse, verneint er energisch: „Das Wort Verstellen mag ich gar nicht. Hineinfinden trifft es eher“, sagt er.

 

Die Stunde der Verwandlungskünstler

In die Rolle hineinfinden müssen auch seine Kollegen Johannes Franke und Gerd Wameling. Sie werden wie Stegemann in Folge 197 der „Soko Stuttgart“ zu Verwandlungskünstlern. Wameling schlüpft in die Rolle von Zarah Lolas Ex-Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin Kiki. Franke spielt die aufstrebende Travestie-Künstlerin Victoria. Diese gerät schnell ins Fadenkreuz der Ermittler, als Zarah Lola am Tag nach ihrem letzten Auftritt tot in ihrem eigenen Club aufgefunden wird.

Stegemanns Figur ist also keine lange Lebenszeit vergönnt. Das Spielen sei aber keineswegs weniger anstrengend, sagt Hansgert Eschweiler. Seit die Serie vor acht Jahren auf Sendung ging, ist er als Pressebetreuer dabei. „All das, was wir hier über Stunden in zahlreichen Einstellungen immer wieder drehen, ergibt am Ende nur anderthalb Minuten Sendezeit.“ So wird der Zuschauer eher wenig davon merken, wie es Bernd Stegemann mit seinen Strumpfhosen ging. „Die sind sehr dünn. Wenn man mal an die frische Luft geht, ist die Kälte unten rum nicht auszuhalten“, erzählt er.

Wie ein großes Räderwerk

Hosen sind nicht die einzigen Widrigkeiten. Der Kings Club liefere eine absolut authentische Umgebung, sagt Eschweiler. Die Crew habe allerdings weniger Platz als an einem Filmset mit seinen großen Kulissen. Da muss das gesamte Team aus Regisseuren, Kameramännern und Maskenbildnern perfekt zusammenarbeiten „Das ist wie ein großes Räderwerk“, sagt er. Zuweilen sehe es so aus, als stehe die Hälfte der Crew nur herum. Doch dieser Eindruck täuscht. „Es gibt dann diesen einen Moment, in dem man voll da sein muss“, erzählt Hansgert Eschweiler.

Jutta Wagner kann davon ein Lied singen. Sie ist die Maskenbildnerin am Set, mit großer Leidenschaft erzählt sie von ihrem Beruf, gibt aber zu, dass sie nach einem Drehtag meistens absolut ausgepowert ist. In den kurzen Pausen zwischen den Einstellungen ist sie gefragt und muss nachbessern, wenn etwas vom Make-up verschmiert. „Das bedeutet von null auf hundert und das immer wieder“, sagt sie. Gute Arbeit vor Drehbeginn sei die Grundlage. „Je besser wir vorher gearbeitet haben, desto weniger müssen wir in den Pausen nachschminken“, sagt sie. Die Freude an ihrem Beruf können all die Mühen nicht trüben. Ihr Job sei mehr als nur das Bemalen von Gesichtern, sagt sie. Mit der Maske transportiert sie auch eine Geschichte. „Es ist klar, dass wir die alternde Zarah Lola anders schminken müssen als die junge, aufstrebende Victoria“, sagt Wagner.

Auch Maskenbildner erzählen eine Geschichte

Auch Maskenbildner erzählten mit ihrer Arbeit eine Geschichte, in der sie wie jeder gute Autor darauf achten müssten, logisch zu sein. Da sich der Dreh über mehrere Tage hinzieht, sei es eine besondere Herausforderung, die Aufmachung immer wieder gleich zu gestalten. Dabei zählten auch die kleinsten Details . „Wenn wir einen winzigen Leberfleck auf der rechten Wange aufgemalt haben, muss der am nächsten Tag wieder an der selben Stelle sein.“

Zurzeit laufen im ZDF donnerstags um 18 Uhr die aktuellen Folgen der achten Staffel „Soko Stuttgart“. Die Folge im Kings Club, die zur neunten Staffel gehört, wird voraussichtlich in der ersten Novemberhälfte im Fernsehen zu sehen sein.