Elena Schmitz leitet seit wenigen Wochen das Stadtarchiv der Stadt Ditzingen. Warum sie aus der Metropole im Norden ins Strohgäu kam, hat auch mit ihrer Freude am Lernen zu tun.

Im Hier und Jetzt leben. Zugleich an das Morgen denken und das Gestern bewahren: Elena Schmitz ist, könnte man meinen, überall gleichzeitig. Zumindest gedanklich. In der Vergangenheit und der Zukunft. Und doch ist sie präsent in der Gegenwart. Seit wenigen Wochen ist Elena Schmitz Stadtarchivarin von Ditzingen.

 

Zuletzt war die 36-Jährige in der Hamburger Kunsthalle tätig gewesen. Und doch ist es nicht nur der Beruf gewesen, der die gebürtige Bremerin in den süddeutschen Raum hat ziehen lassen. Schließlich befinde sich inzwischen auch ihr soziales Umfeld hier, erzählt die studierte Historikerin. Zumal sie die Distanz zum Elternhaus bewusst gesucht hat, wie sie sagt. Sie habe sich das Studium erkämpfen müssen. Nun, in Ditzingen wisse sie, dass es so richtig war. Sie fühle, sie sei angekommen, sagt sie.

Elena Schmitz schätzt das Haptische am Archiv. Foto: Simon Granville

Nach dem Studium von Geschichte, Germanistik und Philosophie hatte sie bei der Bayerischen Bank volontiert, ehe sie nach einer weiteren Station für ein Projekt in der Hamburger Kunsthalle arbeitete.

Neue Herausforderungen gesucht

Mit dem Stellenwechsel kam für Schmitz auch der Wegzug aus einer Großstadt. Die Historikerin genießt das durchaus. „Hamburg war mir zu wuselig, zu laut“, sagt sie. In Ditzingen – „in einer kleineren Stadt neben einer größeren“ – sei sie genau richtig, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Personalverantwortung zählt sie ebenso zu dieser Herausforderung wie auch das Lernen neuer Inhalte. Berufsbegleitend studiert die 36-Jährige deshalb Archivwissenschaft in Potsdam, ein dreijähriger Masterstudiengang. Die Akten auf Papier, zum Anfassen und Blättern, seien nicht vergleichbar mit der elektronischen Akte. „Ich mag das Physische“, sagt die Historikerin. Aber eine digitale Kopie davon zu haben sei wichtig, um die Archivalien zu schonen.

Wie dabei künstliche Intelligenz, also KI, hilfreich sein kann, vermag sie noch nicht zu umreißen. „Es interessiert mich sehr, wo die Chancen liegen“, sagt Schmitz. Bisher ist lediglich offensichtlich, dass KI beim Entziffern historischer Handschriften hilft.

Digitalisierung im Archiv geht weiter

Die Digitalisierung des Bestands ist nicht abgeschlossen und soll fortgesetzt werden, wenn die Haushaltssperre aufgehoben ist – und auch für diese Arbeiten wieder Geld zur Verfügung steht. Derzeit sind der gesamten Ditzinger Verwaltung wegen der schlechten Finanzsituation Ausgaben, die nicht dringlich sind, untersagt.

Ungeachtet dessen: Das Interesse der Bevölkerung an ihrer Tätigkeit sei groß, sagt Schmitz. Da sind Privatpersonen, die Familienforschung betreiben. Die Kommunalpolitiker, die Informationen zu Personen der Ortsgeschichte benötigen, weil sie über Straßennamen entscheiden. Oder Wissenschaftler, die Informationen wünschen und Gerichte, die Antworten auf ihre Fragen suchen. Für sie selbst aber ist es darüber hinaus wichtig, sich zu vernetzen. Nach dem Weggang ihres Vorgängers Florian Hofmann war die Stelle ein halbes Jahr vakant. Kontakt zu ihm bestehe dennoch, ebenso zu dessen Vorgänger Herbert Hoffmann, inzwischen SPD-Gemeinderat. Sie sucht den Kontakt auch mit Berufskollegen im Landkreis und mit Bürgern im Ort, die sich erinnern.

Was sich politisch und gesellschaftlich ereigne, zu dokumentieren und verfügbar zu machen, darum geht es der Archivarin. Schmitz zählt dazu auch ein Hinweisschild auf eines der Corona-Testzentren im Ort, oder Markierungen, die den Menschen in der Pandemie den Weg wiesen, um in der Unsicherheit Begegnungen zu vermeiden.

Davon, Begegnungen zu meiden, sei nichts mehr zu spüren, wie Schmitz wahrnimmt. Sie ist froh darüber, natürlich. „Ich bin freundlich aufgenommen worden“, sagt sie. Sie fühle sich gewertschätzt, positiv sei man ihr gegenüber eingestellt. Aber es sei eben wie überall: „So wie man in den Wald hineinruft, schallt es zurück.“