Mit der von Dani Karavan gestalteten Friedensbrücke wird der Besinnungsweg in Fellbach zum regionalen Aushängeschild. Mehrere hunder Besucher sind zur Einweihung gekommen.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Mit mehreren hundert Besuchern ist auf dem Besinnungsweg Fellbach am Samstag die „Friedensbrücke“ des israelischen Star-Künstlers Dani Karavan eingeweiht worden. Die dreiteilige Installation aus Corten-Stahl adelt nicht nur den aus inzwischen neun hoch-karätigen Stationen bestehenden Rundgang zwischen den Maisfeldern und Streuobstwiesen im Osten von Oeffingen. Sie darf auch als wichtigstes Kunstwerk in einer kulturell wahrlich nicht armen Stadt angesehen werden – und dürfte kunstinteressierte Besucher aus dem ganzen Südwesten auf den Besinnungsweg locken. Kein Wunder, dass sich Landrat Richard Sigel die Chance nicht entgehen ließ, die „herausragende Bedeutung“ des neunten Besinnungsorts für den Rems-Murr-Kreis gebührend würdigte. Während Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull wegen eines anderen Termins verhindert war, sprach der Kreischef von einer „ganz neuen Dimension, sowohl in der Größe als auch in der künstlerischen Qualität“.

 

Das Kunstwerk gilt als Meisterstück und großer Wurf

Mit Begriffen wie „Meisterstück“ und „großer Wurf“ stand Sigel am Rednerpult nicht allein: Auch Fellbachs Erster Bürgermeister Günter Geyer betonte ausdrücklich, dass „eine bessere Werbung für Stadt und Region als der Besinnungsweg kaum denkbar“ sei. Der Skulpturenpfad durch die Natur sei nicht einfach eine Kunstausstellung unter freiem Himmel, sondern von Niveau und Anspruch her zweifellos das ehrgeizigste Kunstprojekt der Stadt. Sichtbar werde das bei den „sehr ambitionierten Führungen“, die alleine 800 Teilnehmer jährlich über den Besinnungsweg geleiten – und ungezählte Spaziergänger, die sich in aller Stille an der Kunst auf dem Skulpturenpfad erfreuen. Geyer würdigte nicht nur das internationale Renommee des für großformatige Installationen bekannt gewordenen Künstlers. Das Konzept der Friedensbrücke ergänze ideal auch die Gartenschau-Planungen der Stadt.

Auch Paul Rothwein hatte als Motor des Fördervereins für den Besinnungsweg dem in Tel Aviv lebenden Künstler seinen Dank für die Skulptur auf dem 6000 Quadrat-meter großen neunten Besinnungsort abgestattet. Neben rührigen Mitstreitern, Geldgebern aus der lokalen Bankenwelt und hilfreichen Firmen hob er Heribert Sautter vom Fellbacher Kulturamt hervor. Der stellvertretende Leiter hatte sich um den Schriftverkehr mit dem Büro des als äußerst detailverliebt geltenden Künstlers gekümmert – und laut Paul Rothwein in hunderten Mails die exakte Ausführung festgezurrt.

Für die Friedensbrücke und die Sonnenuhr werden 25 Tonnen Stahl verbaut

„Wenn wir ihn nicht gehabt hätten, wären wir im Regen gestanden“, erklärte der auch als CDU-Stadtrat engagierte Chef des Fördervereins. Klar ist, dass die in sechsstellige Bereiche gehenden Kosten für das Kunstwerk – für Friedensbrücke und Sonnenuhr wurden allein 25 Tonnen Stahl verbaut – für den rührigen Klub einen außergewöhnlichen Kraftakt darstellen. Um das Kunstwerk zu verwirklichen, haben verschiedene Mitglieder sogar in ihre Privatschatulle gegriffen, um das Geld für die Skulptur vorzustrecken. „Ich hoffe, dass sich die Stadt jetzt schwer ins Zeug legt“, appellierte Rothwein, dass der Besinnungsweg neben dem kostenlos überlassenen Grundstück noch eine Extra-Finanzspritze erhält. In die gleiche Kerbe hieb Friedrich-Wilhelm Kiel: „Den Besinnungsweg halten wir für genau so wichtig wie andere Fellbacher Einrichtungen“, sagte der Alt-OB, der von einem „in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Kunstwerk“ sprach.

Das scheint übrigens auch der Künstler selbst so zu sehen: „Dieses Projekt war von Anfang an einzigartig“, schwärmte Dani Karavan; in einer von seiner Tochter Noa bei der Einweihung verlesenen Grußbotschaft ist von „Bewunderung für die Entschlossenheit und Großzügigkeit“ des kleinen Fördervereins die Rede. Um dem Künstler eine persönliche Teilnahme zu ermöglichen, war die Einweihungsfeier extra von September vor die Sommerferien gelegt worden, das Flugticket für den spätestens seit seinem Mahnmal für Sinti und Roma beim Berliner Reichstag zu den Stars der Kunstszene gehörenden Karavan war bereits gebucht. Wegen seiner schlechten körperlichen Verfassung hatte der 86-Jährige seinen Besuch aber vor wenigen Wochen wieder abgesagt.

Die Installation für den Besinnungsweg beinhaltet ein mit Sonnenblumen und Roggen bepflanztes und von Metallbändern eingefasstes Band, das von einer zwölf Meter langen Stahlbrücke unterbrochen wird und für die Idee steht, dass Krieg oft aus Hunger entsteht. Weitere Elemente sind ein begrünter, drei Meter hoher Kugelabschnitt sowie eine Sonnenuhr mit einem 12-Meter-Durchmesser. Den Zauber der Skulptur enthüllten bei der Einweihung übrigens Tobias Escher und Hans Fickelscher. Mit Klangspielereien schaffte das musikalische Duo das Kunststück, ein Kunstwerk erlebbar zu machen.