Der 66-jährige Architekt und Stadtrat hat fünf Wohnungen in Weilimdorf in die neue Jürgen-Zeeb-Stiftung eingebracht. Mit dem Ertrag aus der Vermietung soll die Stadt Vereine und Institutionen unterstützen. Das dämpft auch gelegentliche Kritik, dass Jürgen Zeeb aus seinem Ehrenamt geschäftliche Vorteile ziehe.

Stuttgart - Der Fraktionschef der Freien Wähler hat die Landeshauptstadt beschenkt: Jürgen Zeeb überließ ihr jetzt fünf Sozialwohnungen in Weilimdorf, die laut Stadtmessungsamt einen Verkehrswert von 506 000 Euro haben. Und spätestens bei seinem Tod könnten einmal weitere Wohnungen in dem Neunfamilienhaus in der Kaiserslauterer Straße oder andere Immobilien in die „Jürgen-Zeeb-Stiftung“ eingehen.

 

Die Stiftung existiert seit dem 1. Januar 2017. Zuvor hatte der Verwaltungsausschuss im Dezember in einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen, die Schenkung „mit großem Dank“ anzunehmen. Die fünf Wohnungen zusammen werden der Stadt für gemeinnützige Zwecke rund 23 000 Euro pro Jahr einbringen. Vorerst müssen mit den Erträgen allerdings noch die Annuitäten für zwei Darlehen bedient werden, denn momentan lasten auf den Sozialwohnungen mit einer bis 2068 laufenden Mietpreis- und Belegungsbindung noch Schulden in Höhe von rund 125 000 Euro. Anders verhält es sich mit den frei finanzierten Wohnungen in dem Gebäude.

Auch Tennisverein und Skiclub sollen gefördert werden

Das Geschenk wird vom Amt für Liegenschaften und Wohnen verwaltet werden. Die rechtlich unselbstständige Stiftung ist von der Stadtkämmerei vorbereitet worden. Ihr Ziel ist es, die Religion, das öffentliche Gesundheitswesen, die Jugendhilfe, die Wohlfahrt, den Sport und die Lebensretter zu fördern – und zwar in Stuttgart und besonders in in Weilimdorf und Feuerbach. Dazu hat Zeeb der Stadt vorneweg ein paar Möglichkeiten aufgezeigt und den Tennisverein Feuerbach, den Skiclub Weilimdorf, die Mobile Jugendarbeit in Weilimdorf, die Kinder- und Jugendfarm Weilimdorf, die Evangelische Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde, das Kinderhospiz Stuttgart des Evangelischen Kirchenkreises, die Stuttgarter Beratungsstelle des Krebsverbandes Baden-Württemberg und Rettungsflugwacht genannt. Ein Stiftungsrat wacht über die Verwendung der Gelder.

Die Schenkung für die Stadt bedeutet für andere so etwas wie einen Verlust: Die Kritiker des 66-jährigen FW-Fraktionschefs büßen dadurch zumindest einen Teil ihrer Munition ein. Denn dem Architekten war gelegentlich vorgehalten worden, mit seinem Gemeinderatsmandat nütze er auch seinen Geschäftsinteressen – weil das Ehrenamt sein Ansehen bei der Stadtverwaltung und in der Öffentlichkeit stärke. Das Büro Zeeb Architekten war nicht selten Auftragnehmer der Stadt. Und unbestritten ist, dass Geschäftsleute und Stadträte wie Zeeb im Rathaus an einer guten Informationsquelle sitzen und draußen mit guten Beziehungen ins Rathaus punkten können. Zeeb selbst hat bei solchen „Neiddiskussionen“ in der Vergangenheit betont, die Selbstständigen und Freiberufler müssten Opfer bringen. „Mein Gehalt läuft nicht einfach weiter, wenn ich ins Rathaus gehe“, sagte Zeeb 2014. Man fehle in dieser Zeit im Unternehmen. Außerdem wenden Stadträte wie Zeeb auch ein, dass es eine Benachteiligung wäre, wenn sie nicht Auftragnehmer der Stadt sein dürften.

Mit diesen Diskussionen habe die Schenkung aber überhaupt nichts zu tun, sagt Zeeb. Er habe einfach zu Lebzeiten verschiedene persönliche Dinge ordnen wollen. Die Gespräche über die Stiftung hätten sich über ein Jahr hingezogen – „jetzt, da die Stiftung angelaufen ist, fühle ich mich gut.“