Stadt und Region Stuttgart ziehen viele Übernachtungsgäste an, das ist seit Jahren klar. Eine neue Studie untermauert jetzt aber auch die Bedeutung des Tagestourismus. Insgesamt seien durch den Tourismus 5,1 Milliarden Euro umgesetzt worden, heißt es in dem Papier.

Stuttgart - Der Tourismus in der Stadt und der Region Stuttgart hat 2015 einen Bruttoumsatz von rund 5,1 Milliarden Euro erbracht. Der wird nur zu einem Viertel von klassischen Hotelgästen erzeugt. Zu den rund 8,4 Millionen Übernachtungen in größeren Hotel- und Beherbergungsbetrieben müssen noch einmal eine Million Übernachtungen auf Campingplätzen und bei gewerblichen Kleinbetrieben gerechnet werden. Außerdem gab es 16,8 Millionen Übernachtungen von Gästen in Privathaushalten sowie 99,3 Millionen Tagesgäste. Das hat das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) in München für die Stuttgart Marketing GmbH erhoben. Am Mittwoch wurde die Studie präsentiert. Hauptbotschaft: allein die Tagesgäste lösten 60 Prozent des Gesamtumsatzes durch Tourismus aus – also gut drei Milliarden Euro.

 

Stuttgart soll 2015 das Ziel von rund 52 Millionen Tagesgästen gewesen sein. Für die Landkreise der Region ermittelte das Institut 47,4 Millionen Tagesgäste. Die Studie benennt erstmals in dieser Form auch, dass die Übernachtungen in Privathaushalten zweimal so hoch sind wie Hotelübernachtungen. Allein die Übernachtungen von Freunden und Verwandten lösten einen Bruttoumsatz mit Steuern von 472,4 Millionen Euro etwa im Handel, im Dienstleistungsbereich oder in Einrichtungen wie Museen aus.

Bürgermeister Föll betont Bedeutung der Branche

Stuttgarts Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) sagte bei der Präsentation, jeden Tag hielten sich rechnerisch etwa 350 000 Gäste in Stuttgart auf. Der Tourismus gehöre zu den zehn wichtigsten Branchen. Armin Dellnitz, der Chef der Marketinggesellschaften in Stadt und Region, sprach sich mit Rückendeckung durch die „unglaublich wichtige Studie“ für Investitionen in tourismusrelevante Vorhaben aus. Investitionen in diese Branche seien gleichzeitig Investitionen in die Region. Jetzt solle man Akzente setzen und sich weiter profilieren, sagte er nicht zuletzt im Hinblick auf das diskutierte neue Kongress- und Tagungszentrum im Umfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Ein einfaches Tagungsgebäude wäre zu wenig. Zu diesem Vorhaben will Föll, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von Stuttgart Marketing ist, bis zum Jahresende eine Machbarkeitsstudie vorlegen und im Rathaus 2017 eine Entscheidung herbeiführen. Um den Handlungsbedarf wisse man schon länger. Die Frage sei, ob man offensiv die Chancen durch die neue Zentralität von Stuttgart nach dem Bahnprojekt S 21 nutzen wolle. Föll peilte auch gleich an, in mehr Gebieten der Innenstadt freien Internetzugang anzubieten und die Aufenthaltsqualität weiter zu verbessern.

475 Millionen Euro fließen als Steuern an Bund und Länder

Die Wertschöpfung, die der Tourismus in der Region auslöst, war auch für den dwif-Geschäftsführer Manfred Zeiner schwer zu taxieren. Rund 2,3 Milliarden Euro würden als Löhne, Gehälter oder Gewinne einkommenswirksam, errechnete er. Davon entfielen rund 1,2 Milliarden Euro auf Stuttgart. Diese Beträge würden rechnerisch Primäreinkommen für rund 77 500 Menschen in der Region, davon 40 000 in Stuttgart, hergeben. Zugrunde gelegt sind die von den Statistikern ermittelten durchschnittlichen Einkommensmargen in Stadt und Region. Tatsächlich gebe der Tourismus wohl deutlich mehr Menschen Einkommen, weil die Tätigkeit oft nur befristet oder in Teilzeit im Tourismus stattfinde. Zeiner nimmt an, dass der Tourismus zu 2,9 Prozent für die Primäreinkommen in der gesamten Region verantwortlich war. Für Bund und Länder habe er mehr als 475 Millionen Euro aus Umsatz- und Einkommensteuer abgeworfen. Zu den Kommunen in der Region kämen über den Finanzausgleich Anteile wieder zurück.

Die Studie soll auch in der Arbeit von Stuttgart-Marketing GmbH und Regio Marketing GmbH Niederschlag finden, obwohl man die Tagestouristen schon 2011 sehr stark in den Blick genommen habe. Unter ihnen weiß man viele Menschen aus der Region – auch in den roten Touristenbusse, die durch Stuttgart pendeln. Allein schon wegen der vielen Verwandtenbesuche müsse man mit Marketing auch die Einheimischen begeistern, sagte Dellnitz.