Das Welt-Wirtschaftsinstitut hat einen Kulturvergleich unter den 30 größten deutschen Städten vorgestellt. Und wer ist auf Platz 1? Nein, nicht Berlin (Platz 4), nicht München (3), auch nicht Dresden (2). Sondern: Stuttgart.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Es gibt Dinge, die sind zwar eh’ klar. Aber es ist schön, wenn sie auch wissenschaftlich bestätigt werden. Noch dazu wirtschaftswissenschaftlich. Das Welt-Wirtschaftsinstitut in Hamburg (HWWI) stellte am Donnerstag einen Kulturvergleich unter den 30 größten deutschen Städten vor. Und wer ist auf Platz 1? Nein, nicht Berlin (Platz 4), nicht München (3), auch nicht Dresden (2). Sondern: Stuttgart.

 

„Stuttgart überzeugte vor allen anderen Großstädten mit der besten Kulturinfrastruktur und der höchsten Kulturnachfrage“, sagte dazu Oliver Holtz von der Berenberg Privatbank, welche die Studie in Auftrag gegeben hat, um auf „kulturelle Vielseitigkeit als Wirtschaftsfaktor“ aufmerksam zu machen. Und Silvia Stiller, die HWWI-Forschungsdirektorin, führt aus: „Stuttgart glänzt mit einer großen Zahl von Theaterplätzen, Investitionen in die Kultur- und Bibliothekslandschaft sowie mit Top-Platzierungen bei den Theater- und Museumsbesuchern.“ Ein weiterer Faktor für das Ergebnis der Wissenschaftler: „Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist der größte Arbeitgeber in der Kulturwirtschaft unter den 30 Städten“. Mehr als sechs Prozent aller in Stuttgart Beschäftigten arbeiten laut Studie in der Kulturwirtschaft.

Fachkräfte anwerben

Das Hamburger Institut hat in einem komplexen Verfahren Kennzahlen der „Kulturproduktion“ in Relation gestellt zur Kulturnachfrage durch die Bürger. Es hat also nicht nur untersucht, wie hoch der Kulturetat ist, wie viele Theater- und Kinoplätze es gibt, wie viele Künstler in der Stadt leben und wie viele Menschen in der Kreativwirtschaft arbeiten. Es hat auch zusammengetragen, wie hoch die Besucherzahlen der Kultureinrichtungen sind, wie viele Touristen anreisen und welche Umsätze die Kulturwirtschaft pro Einwohner macht (und übrigens: die Theaterzahlen wurden von den Hamburgern Musical-bereinigt).

Auf die Frage, warum das alles wichtig sei, sagen Forscher und Bank, die kulturelle Attraktivität einer Stadt sei ein zunehmend wichtiger Faktor beim Werben der Firmen um Fachkräfte. Zudem sei die Kulturwirtschaft ein „expandierender Wirtschaftszweig“. Dass die Berenberg Bank auch eine Niederlassung in Stuttgart hat, wird das Ergebnis nicht beeinflusst haben. Sie ist auch in München, Frankfurt und Düsseldorf vertreten.