Erneut sollen die VVS-Fahrkarten um 1,9 Prozent teurer werden. Dies schlägt der Stuttgarter Oberbürgermeister vor. Auch bei den Feinstaubtickets ändert sich etwas.
Stuttgart - Bevor er das große Verbesserungspaket aufschnürt, spricht Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zuerst über sich. Er sei qua Amt Vorsitzender des Aufsichtsrats der SSB, in dem über die Tarifsteigerung entschieden werde, und des VVS, der Beschlüsse zur Tarifstruktur fasse. Deshalb spiele er eine „bestimmte Rolle, aber keine, die entscheiden und nicht einmal vorentscheiden kann“. Seine Aufgabe sei es, Vorschläge zu machen, die bei Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern „potenziell mehrheitsfähig“ seien und einen „Nahverkehr aus einem Guss in der Region“ ermöglichten. Und das tue er jetzt.
Diese Vorrede ist nötig, weil das Prozedere ungewöhnlich ist. Normalerweise werden VVS-Tariffragen hinter verschlossenen Türen beraten, erstmals prescht der Aufsichtsratschef vor, wohl deshalb, um den Lauf der Debatte bestimmen zu können. Denn das, was Kuhn verkündet, wird nicht nur auf Zustimmung stoßen.
Tariferhöhung
Die Steigerung um 1,9 Prozent, die Kuhn angesichts der Kostensteigerungen und Investitionen als moderat bezeichnet, wird Protest auslösen. Aufgrund des komplizierten Verfahrens ist die Tariferhöhung praktisch beschlossen, wenn der SSB-Aufsichtsrat am 27. Juni zustimmt. Danach stehen Kreise und Region vor einem Dilemma: Wenn sie die Erhöhung stoppen wollen, müssen sie die Mehreinnahmen, die die Erhöhung einbringen würde, dem VVS aus der eigenen Kasse bezahlen. Dennoch passierte die Tariferhöhung 2016 nur knapp einige Kreistage.
Tarifstruktur
„Es ist richtig, wenn wir in Stuttgart nur noch eine Zone haben“, sagt Kuhn. Wegen des technischen Aufwands sei dies aber erst ab 2019 möglich. Er will Gespräche mit den Kreisen und der Region aufnehmen, damit in den Außenringen die Segmente (siehe Grafik) wegfallen. „Wir brauchen ein Gesamtpaket im VVS“, sagt er. Dafür plädiert auch VVS-Geschäftsführer Horst Stammler: „Es kann nicht sein, dass wir in Stuttgart eine Zone haben und im Kreis Esslingen 16.“
Feinstaubticket
Zwar ist noch unklar, wie das neue Angebot heißen soll (Luftreinhaltungs- oder Umweltticket), sicher ist aber, dass es die um 50 Prozent verbilligten Einzelfahrscheine an Feinstaubalarmtagen nicht mehr geben wird. „Wegen der unerwartet vielen Feinstaubtage sind die Kosten zu hoch“, sagt Kuhn. Zudem wurden an den Alarmtagen zwar rund 35 Prozent mehr Einzelfahrscheine verkauft, aber die Zahl der Fahrgäste stieg allenfalls um fünf Prozent – es gab also große Mitnahmeeffekte, während das Ziel, viele Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen, nicht erreicht wurde. Während der kommenden Feinstaubperiode vom 15. Oktober 2017 bis 15. April 2018 wird es um etwa 30 Prozent verbilligte Tagestickets geben. Die Preise stehen noch nicht genau fest, sie liegen aber bei 4,50 Euro (für 1–2 Zonen), bei 7,70 Euro (für 3–4 Zonen) und bei 12,10 Euro für das gesamte Netz. Das ist zwar teurer als die um 50 Prozent verbilligten Einzelfahrscheine, laut Stammler will man aber „mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen“: Das Angebot solle attraktiv für spontane Umsteiger sein, dürfe aber nicht die Nutzer von Monats- oder Jahrestickets benachteiligen. Zudem sei es ein „Einstieg in die Tarifzonenreform“, da es für ganz Stuttgart gelte. Er erwartet einen „massiven Umstieg“ von Einzel- auf Tagestickets, die verbilligt in etwa so viel kosten wie Hin- und Rückfahrt: „Die dritte Fahrt ist gratis.“
Das sollten Sie zum Feinstaub wissen: Unser Faktenvideo
9-Uhr-Ticket
Diese Monats- und Jahreskarte, die Fahrten erst ab 9 Uhr erlaubt, wird in die Rabattierung des Jobtickets aufgenommen. Wenn der Arbeitgeber mindestens zehn Euro Zuschuss bezahlt, gibt der VVS zehn Prozent Rabatt. Das 9-Uhr-Ticket für zwei Zonen kostet dann unter 40 Euro statt 56,30 Euro. Damit sollen überfüllte Busse und Bahnen in der Hauptverkehrszeit entlastet werden. Die Rabattierung gilt für das VVS-Netz über alle Zonen.
Best-Preis-Angebot
Bis 2018 will der VVS eine App einführen, die für Fahrgäste, die ihre Tickets mit mobilen Endgeräten kaufen, am Monatsende den günstigsten Fahrpreis in Rechnung stellt – eine Monatskarte oder mehrere Tagestickets.