In der Südamerika-Anlage des zoologisch-botanischen Gartens in Stuttgart leben nun Vikunjas anstelle der Alpakas. Die Wilhelma verfolgt mit den Neulingen einen Plan.

Seit kurzem hat die Wilhelma eine neue Tierart: In den Stuttgarter Zoo sind vier Vikunjas eingezogen, die in der Südamerika-Anlage in der Gesellschaft von Nandus, Pampashasen und Großen Ameisenbären leben. Dafür wurden die Alpakas an andere Haltungen abgegeben, um Platz für die Vikunjas zu schaffen, wie Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann berichtet.

 

Erhaltung von Wildtierarten als Kernaufgabe

Den Grund für die Rotation nennt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin: Die Alpakas seien sympathische Haustiere, die bei vielen Besucherinnen und Besuchern beliebt gewesen seien, aber als wissenschaftlich geleiteter Zoo „gehört die Erhaltung von Wildtierarten zu den Kernaufgaben.“ Deshalb habe sich der Zoo entschieden, wieder in die Haltung von Vikunjas einzusteigen, im Rahmen des Ex Situ-Zuchtprogramms des europäischen Zooverbands EAZA.

Vikunjas sind eine in den südamerikanischen Anden beheimatete Art von Neuweltkamelen. Sie besitzen eine feine und dichte Wolle, die sie vor Winde und Kälte schützt – eine Anpassung an die unwirtlichen Umweltbedingungen im Hochgebirge von über 5000 Metern. Die Wolle der Vikunjas, die schon zu Zeiten der Inkas genutzt wurde, gehört den Angaben zufolge zu den teuersten Fasern der Welt – das ist auch der Grund, warum die Art seit dem 16. Jahrhundert rücksichtlos bejagt wurde und in den 1960er Jahren kurz vor der Ausrottung stand. Dank strenger Schutzmaßnahmen konnten sich die Bestände seitdem wieder deutlich erholen.

Haustierrasse Alpaka stammt vom Vikunja ab

Alpakas dagegen sind eine vom Vikunja abstammende Haustierrasse, die schon vor Tausenden von Jahren domestiziert wurde. Da Alpakas auf größtmöglichen Wollertrag hin gezüchtet wurden, müssen sie regelmäßig geschoren werden – bei Vikunjas, die im Wechsel der Jahreszeiten einen natürlichen Fellwechsel durchlaufen, ist das nicht nötig.

Die vier Vikunja-Stuten kommen aus den Zoos in Duisburg, Frankfurt und Osnabrück. „Sobald sie eingewöhnt sind, soll noch ein Hengst dazu kommen“, sagt Meierjohann. Die Lebenserwartung dieser Tiere im Zoo liege bei bis zu 25 Jahren. Geschlechtsreif werden sie ab einem Alter von etwa zwei Jahren. Die Neuzugänge sind ein, zwei, drei und neun Jahre alt – bis auf das Jüngste sind sie also alle im zuchtfähigen Alter.