Die Stadt L.-E. bietet dem Kreis Esslingen Unterstützung an: Asylsuchende sollen in einem Wohncontainer an der Steinbeisstraße untergebracht werden.

Oberaichen - Die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen will sich nun doch solidarisch zeigen. Und dem Landkreis dabei helfen, Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, eine Bleibe auf Zeit zu bieten. An der Steinbeisstraße – und damit mitten im Oberaichener Gewerbegebiet – soll ein Wohncontainer für frisch eingereiste Flüchtlinge aufgestellt werden. Denn die Not ist groß: Doppelt so viele Menschen wie im Vorjahr klopfen an die Tore der Republik.

 

Derzeit werden Gespräche zwischen der Bauverwaltung der Stadt und des Landkreises geführt, sagt Sozialbürgermeister Alexander Ludwig auf Nachfrage. Der Finanzausschuss des Kreistags hat die Mittel für den Wohncontainer bereits bewilligt. Die Stadt L.-E. will das Grundstück zur Verfügung stellen.

Auch die Anlieger sowie die Bürgergemeinschaft Oberaichen sollen nun über diese Pläne und „die neue Sachlage“, wie es Ludwig ausdrückt, informiert werden. Sie erhalten in diesen Tagen ein Schreiben von der Stadtverwaltung. Es soll zudem ein Treffen geben, an dem auch Mitarbeiter aus der Verwaltung des Landkreises teilnehmen. Auch dazu laufen Gespräche.

Der Hintergrund: Nachdem in der Presse bereits über neue Flüchtlingsunterkünfte des Kreises in Ostfildern und in L.-E. zu lesen war, ist das Thema in der Sitzung des Sozialausschusses von L.-E. zumindest angerissen worden. Stadträtin Beatrix Heß (Freie Wähler) forderte Informationen ein. Oberbürgermeister Roland Klenk antwortete zunächst ausweichend. Er sagte: „Der Landkreis ist in der Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen. Wir fühlen uns verpflichtet, mitzuhelfen“. Und fügte an: „Es gibt ein einziges Grundstück, das wir anbieten können. Das haben wir ins Gespräch gebracht.“

Über den Standort wollte er im öffentlichen Teil der Sitzung allerdings nichts sagen. Schließlich sollen die Anrainer nicht über die Zeitung informiert werden.

„Der Standort Steinbeisstraße ist alternativlos“, sagt Sozialbürgermeister Ludwig im Gespräch mit unserer Zeitung. Zumal bereits seit den 90er -Jahren an dieser Stelle vier Baukörper vorgesehen seien. Auf dem Gelände, das von Firmen umringt ist und direkt neben der Veranstaltungshalle der Zeugen Jehovas liegt, gibt es bereits zwei Gebäude, in denen Menschen aus 13 verschiedenen Nationen und auch Obdachlose leben.

Der Gemeinderat hat zudem Anfang des Jahres beschlossen, dort ein weiteres Heim zu bauen. Das geplante Gebäude dient der sogenannten Anschlussunterbringung, zu der Leinfelden-Echterdingen, wie alle Kommunen, verpflichtet ist. Städte und Gemeinden müssen Menschen aufnehmen, wenn deren Asylverfahren abgeschlossen ist und festgestellt wurde, dass sie in Deutschland bleiben dürfen. Das Heim soll gebaut werden, um die Not der Großen Kreisstadt zu lindern, denn auch sie stößt bei der Versorgung von Menschen in Not zunehmend an ihre Grenzen. Die Landkreise sind dagegen verpflichtet, frisch eingereiste Flüchtlinge aufzunehmen. Und sie sind hierbei auf die Hilfe der Kommunen angewiesen.

Wann der Beschluss des Gemeinderats umgesetzt wird, ist derweil offen. Denn der Bau des Heims steht derzeit nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der Bauverwaltung. Und Letztere befindet sich zudem laut Ludwig noch immer im Umbruch. Demnach wird der Wohncontainer des Kreises wohl früher im Oberaichener Gewerbegebiet stehen als das im Frühjahr vom Gemeinderat beschlossene Heim.