Neue Wege im Denkmalschutz Beuren verschenkt ein Haus

Um den sanierungsbedürftigen mittelalterlichen Gebäudebestand auf Vordermann zu bringen, geht die Gemeinde neue Wege.
Beuren - Die Gemeinde Beuren trägt schwer an ihrem umfangreichen denkmalgeschützten Gebäudebestand. Um aus der Last der Vergangenheit eine Lust an der Vergangenheit zu machen, geht man am Albrand unter der Burgruine des Hohenneuffen nun einen ungewöhnlichen Weg. Einstimmig hat der Rat der 3400 Einwohner zählenden Gemeinde beschlossen, ein historisches Haus zu verschenken.
Das gewichtige Geschenk steht direkt neben dem Rathaus. Es stammt aus dem Jahr 1397 und ist in den nachfolgenden Jahrhunderten mehrmals aus- und umgebaut worden. So wie das zweigeschossige Doppelhaus in der Linsenhofer Straße 4/6 derzeit dasteht, dürfte es inklusive des 284 Quadratmeter großen Grundstücks rund 85 000 Euro wert sein. Die Gemeinde hatte das Haus vor ein paar Jahren für 125 000 Euro in ihren Besitz gebracht, um es vor einem weiteren Zerfall zu bewahren.
Gemeinde startet Versuchsballon
Die Gemeinde startet mit dem großzügigen Geschenk einen Versuchsballon. „Wir wollen damit eine Art Initialzündung mit Vorbildcharakter auslösen“, sagt Bürgermeister Erich Hartmann. Interessenten haben nun die Möglichkeit, bis Ende Oktober ein Sanierungskonzept vorzulegen. Eine bauhistorische Untersuchung für das Gebäude liegt schon vor, ebenso ein architektonisches Konzept, das mögliche Nutzungen für die 300 Quadratmeter umfassende Wohn- und Nutzfläche aufzeigen.
„Es ist durchaus vorstellbar, dass das Untergeschoss geöffnet und mit einem Schaufenster versehen wird, ohne dass in die denkmalgeschützte Substanz eingegriffen werden muss“, sagt Hartmann. Zwar habe der Denkmalschutz ein wachsames Auge auf das Projekt, doch winken dem künftigen Eigentümer steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten. „Wir bemühen uns derzeit darum, erneut in das Landessanierungsprogramm aufgenommen zu werden“, sagt der Bürgermeister. Sollte der Beurener Vorstoße von Erfolg gekrönt sein, dann könnten noch weitere Zuschusstöpfe angezapft werden.
Einmalige Dichte von Baudenkmalen
Die einst durch Wein und Wallfahrt zu Wohlstand gekommene Gemeinde verfügt über eine Dichte an mittelalterlichen Baudenkmalen, die in Baden-Württemberg einmalig ist. „Wir haben im Ortskern rund 60 denkmalgeschützte Gebäude, darunter das ältesten Firstständerhaus im ganzen Land“, sagt Hartmann. Rund ein halbes Dutzend der meist stattlichen Gebäudeveteranen befinden sich im Besitz der Gemeinde. Auf der einen Seite kann Hartmann auf eine ganze Reihe gelungener Sanierungen verweisen, auf der anderen Seite bröckelt der bauhistorisch unersetzliche Bestand so vor sich hin.
Der Verfall schmerzt den Schultes umso mehr, als dass er die Gemeinde ansonsten auf einem guten Weg sieht. Das Thermalbad ist mit mehr als 600 000 Gästen pro Jahr ein Anziehungspunkt, der weit über die Region hinaus strahlt. Gleiches gilt für das jährlich von rund 80 000 Menschen besuchte Freilichtmuseum. Der zuvor durch den Ort brandende Durchgangsverkehr ist mittlerweile unter die Erde verbannt und überirdisch sorgt die Lage im Biosphärengebiet Schwäbische Alb für touristische Höhenflüge. „Zusätzlich zu den Tagestouristen zählen wir 35 000 Übernachtungsgäste im Jahr“, sagt Hartmann stolz.
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