Der Auftakt zur neuen Samstagskrimireihe „Theresa Wolff“ mit Nina Gummich als Rechtsmedizinerin in Jena ist auch dank Thorsten Merten äußerst vielversprechend.

Stuttgart - Der Auftakt zur neuen Samstagskrimireihe im ZDF macht Lust auf mehr: Die Ärztin Theresa Wolff (Nina Gummich) gilt als Koryphäe, hat in Berlin studiert und übernimmt in der alten Heimat Jena die Leitung der Rechtsmedizin. Ihr erster Fall konfrontiert sie mit ihrer Vergangenheit: Taucher entdecken in einem See ein Auto, darin eine weibliche Leiche. Vera Köhler war leitende Oberärztin am Klinikum, ihr Mann, auch Arzt, Theresas Teenagerliebe.

 

Was nach einem normalen Krimi klingt, entpuppt sich als Geschichte, die einige Überraschungen bereithält. Sehenswert und vielversprechend ist „Home Sweet Home“ jedoch in erster Linie wegen der Hauptfiguren und ihres großen Entwicklungspotenzials. Nina Gummich, die bereits als Ärztin in der letzten „Charité“-Staffel medizinische Erfahrungen sammeln durfte, ist eine vorzügliche Besetzung für die Rechtsmedizinerin, die Situationen stets mit einem Blick erfasst, aber trotzdem nicht gefeit vor Fehlern ist.

Wunderlich ist sie nicht

Weit mehr als bloß eine Ergänzung ist Thorsten Merten. Er spielt als Kommissar zwar ähnlich wie in den „Spreewaldkrimis“ (ZDF) oder im „Tatort“ aus Weimar nur die zweite Geige, aber ohne ihn wäre der Film bloß halb so kurzweilig. Dabei ist Robert Brückner keine komische Figur: In einer der berührendsten Szenen bekommt einen Anruf von seiner verwirrten Frau (Kirsten Block), die sich erst beruhigt, als er ihr den City-Klassiker „Am Fenster“ vorsingt. Merten versieht seine Rolle mit Melancholie, sorgt aber dennoch öfters für kleine Heiterkeiten: Die ungestüme Theresa ist dem Polizisten gedanklich meist mindestens einen Schritt voraus und hält ihn ziemlich auf Trab.

Beim Entwurf der Hauptfigur standen die Macher dagegen vor einer besonderen Herausforderung. Einerseits neigen die Mitglieder dieses Berufsstands im TV-Krimi gern zu einer gewissen Skurrilität, andererseits hat Ulrich Mühe in der ZDF-Serie „Der letzte Zeuge“ gewissermaßen den Prototyp des ermittelnden Rechtsmediziners verkörpert. Für Theresa Wolff hat man einen Mittelweg gefunden: Die Ärztin ist brillant, aber im glaubwürdigen Rahmen. Wunderlich ist sie auch nicht, im Gegenteil; mit ihren Mitmenschen kommt sie prima klar. Ihre Arbeitsmaxime hat ohnehin zur Folge, dass sie mehr Zeit außerhalb des Instituts als am Seziertisch verbringt: „Wer den Tod begreifen will, muss erst mal das Leben verstehen.“

Sorgfalt im Detail

Schon allein die Momente mit Brückner, der sich immer wieder die Haare rauft, weil Theresa ständig ihre Kompetenzen überschreitet, sind ein großes Vergnügen. Trotzdem ist „Home Sweet Home“ keine Komödie, der Krimi steht im Vordergrund. Darüber hinaus erfreut das Drehbuch durch seine Sorgfalt im Detail, auch in medizinischer Hinsicht. Reizvoll ist zum Beispiel die Frage, warum Vera Köhler offenbar noch schreien konnte, als das Auto im Wasser unterging, obwohl sie doch angeblich schon tot war – die entsprechende kurze Szene geht unter die Haut.

Theresa Wolff: Home Sweet Home. Samstag, 9. Oktober, 20.15 Uhr im ZDF