Das ZDF reist in der Reihe „Grüße aus . . .“ mit dem Schauspieler Thomas Heinze und dessen Patchworkfamilie ins Jahr 1976. Es folgen weitere illustre Episoden.

Stuttgart - Ach du grüne Neune“, sagt Schauspieler Thomas Heinze, als er mit seiner Familie das auf 1976 gestylte Einfamilienhaus betritt. Dabei sorgen Tapeten, Möbel und die sonstige Ausstattung eher für eine Orgie in Orange und Gelb. Im Garten steht eine Hollywoodschaukel, im Badezimmer sorgt die umhäkelte Klopapierrolle für Vergnügen, in der Küche staunen die drei jugendlichen Kinder über eine altertümliche Brotmaschine, und im Kinderzimmer weckt die Westernstadt mit kleinen Indianerfiguren Thomas Heinzes Kindheitserinnerungen. Auch das Telefon ist Orange, hat aber eine Wählscheibe, und sogar die Erwachsenen haben bereits vergessen, dass man erst den Hörer abnehmen muss, bevor man die Nummer wählt.

 

Auf dem Sendeplatz von Markus Lanz

Mit der dreiteiligen Reihe „Grüße aus . . .“ füllt das ZDF an den kommenden Donnerstagen das Sommerpausenloch auf dem „Markus Lanz“-Sendeplatz. Die 45-minütigen Zeitreisen sollen jeweils in das Jahr zurückführen, in dem der oder die Prominente zwölf Jahre alt war. In der ersten Folge verbringen also Schauspieler Heinze, Lebensgefährtin Jacky Brown, deren Sohn Sam sowie Lucille und Lennon, die Kinder aus einer früheren Beziehung von Heinze mit der Schauspielkollegin Nina Kronjäger, ein Wochenende in dem Bungalow. Auch Nina Kronjäger schaute mal zum Abendessen auf einen Toast Hawaii vorbei. Die Drehzeit war allerdings definitiv zu kurz, um das durchaus liebevoll gestaltete Heim mit prallem Leben zu füllen. Living-History-Formate waren mal im Fernsehen ziemlich beliebt, diese Reihe bietet aber nicht viel mehr als eine Stippvisite mit Verkleidung, aufgepeppt mit zeitgenössischer Musik und einigen Archivschnipseln über Ereignisse des Jahres. Das Konzept ähnelt ein bisschen den Jahresbüchern, die man an Geburtstagen verschenkt, wenn einem nichts Besseres einfällt.

Kurzweilig ist es aber hin und wieder doch: Den meisten Spaß hat die Patchworkfamilie Heinze-Brown, als sie wie in den Siebzigern frisiert und ausstaffiert wird. Den meisten Mut beweist der 16-jährige Sam, dem die Maske eine „,ZDF-Hitparaden‘-Frisur“ (Heinze) verpasst. Vom „kernigen Frauenschwarm“ Thomas Heinze, wie es aus dem Off tönt, als wäre man bei „Bauer sucht Frau“, erfährt man, dass er der Sohn eines G. I. ist und die ersten Jahre in den USA verbrachte, dass er farbenblind ist, vornehmlich bei den Großeltern aufwuchs und es in seiner Kindheit häufig Linsensuppe mit abgezählten Wurststückchen gab. Auch ein paar Ausschnitte von Filmen mit Thomas Heinze gibt es. Von der „beliebten Radiomoderatorin“ Jacky Brown erfährt man in dieser Hinsicht nichts. Das passt dann auch irgendwie ins Jahr 1976, in dem die Zeitung nur „Stellenanzeigen (männlich)“ enthielt und „der einzige Salat, mit dem Männer sich beschäftigten, der Bandsalat war“, wie pfiffig kommentiert wird.

Alte TV-Klassiker leben auf

Heimelig wird es, als sich die Familie vor dem Fernseher zu einem Schnelldurchlauf von „Der große Preis“ bis „Biene Maja“ versammelt. Beim Auftritt von Rudolf Schock und dem Tölzer Knabenchor blitzt sogar etwas Selbstironie auf: Er werde von heutigen ZDF-Zuschauern schmerzhaft vermisst, behauptet der Kommentar. „Langweilig“ tönt es allerdings von der Couch, doch auch die Jugendlichen, die natürlich ihre Handys vor dem Wochenende abgeben mussten, tragen zu der absolut öffentlich-rechtlich-kompatiblen Fernsehunterhaltung bei, finden Rauchen eklig, wundern sich über das mangelnde Ernährungsbewusstsein in den Siebzigern und loben am Ende gar die prähistorische Kommunikationskultur. Ohne Handy nehme man viel mehr wahr, was um einen herum passiere, sagt Lennon. „Und dann ist es gar nicht so langweilig.“

An den beiden folgenden Donnerstagen senden die Sängerin Patricia Kelly sowie Ex-Fußballer Pierre Littbarski samt Familien Grüße aus den Jahren 1981 beziehungsweise 1972.