Denis S. lässt den Widerspruch im Raum stehen. Er sagt, er habe Sanel zurück in den Restaurantraum gebracht. Nach mehreren Zeugenaussagen sei es allerdings nicht Denis S. gewesen, sondern zwei ältere Männer sollen Sanel „im Schwitzkasten“ die Treppe herauf gebracht haben. Sanel soll Tugce dabei weiter beschimpft und bedroht haben, so sagen es Tugces Freundinnen. Der Zeuge aber bleibt bei seiner Version. Einige Zeit später hätten die Jungen das Schnellrestaurant verlassen, sagt Denis S. Draußen saß Tugce mit ihren Freundinnen. Tugce habe Sanel sofort wieder beleidigt. Denis S. habe Sanel schließlich gepackt und ihn zu seinem Auto auf dem Parkplatz gebracht. Die Frauen hätten ihn immer weiter beschimpft. Tugce habe Sanel einen „Hurensohn“ genannt, sagt Denis S. zunächst. Sie hätte auch Sanels Mutter und dessen Familie beleidigt. „Da sind bei Sanel die Sicherungen durchgebrannt“, sagt er. „Er wurde aggressiv, weil er permanent beleidigt wurde.“

 

Sanel habe schon im Auto gesessen, sei dann aber aus dem Fahrzeug gestürmt. Was dann geschah, habe er nicht gesehen, sagt Denis S. Er habe nur eine Frauenstimme gehört. Jemand habe geschrien: „Sie blutet!“ Erst auf der Fahrt nach Hause habe Sanel ihm berichtet, dass er Tugce „eine Ohrfeige gegeben hat“.

Der Richter schaut zweifelnd

Erst auf mehrmalige Nachfrage räumt Denis S. ein, dass er nicht wisse, wer genau Sanel einen „Hurensohn“ genannt hat. Ob es Tugce war, könne er nicht sagen. Die angeblichen Beleidigungen von den Frauen vor dem Schnellrestaurant hatte er bei der Polizei gar nicht erwähnt. „Ist mir im Nachhinein eingefallen“, sagt Denis S. vor Gericht. Richter Aßling guckt zweifelnd: „Ich habe ein bisschen Bedenken bei Ihrer Aussage.“ Dann kommt ein weiterer Freund von Sanel M. Freiwillig erzählt dieser Zeuge kaum etwas. Von dem Schlag will er nichts mitbekommen haben, obwohl er genau danebenstand. Der Richter blickt ihn voller Skepsis an: „Irgendwie passt das alles nicht zusammen, was Sie uns hier erzählen.“