Zwischen Neuenburg und dem Rhein gibt es schwer überwindbare Barrieren. Die Stadt will jetzt wieder näher zum Fluss. Die Landesgartenschau und das Integrierte Rheinprogramm sollen dabei helfen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Neuenburg - Eine Umgehungsstraße, eine Autobahn und viel Wald – zwischen Neuenburg und dem Rhein gibt es schwer überwindbare Barrieren. Die Stadt will jetzt wieder näher zum Fluss. Die Landesgartenschau und das Integrierte Rheinprogramm sollen dabei helfen. In diesen Wochen wurden wichtige Weichen gestellt, es gibt eine Baugenehmigung am Flussufer und einen preisgekrönten Entwurf für den „Neuen Rheinpark“.

 

Neuenburg liegt dem Namen nach „am Rhein“ – aber den Fluss sieht man nicht. Die im Südzipfel des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald gelegene, 12 000 Einwohner zählende Zähringerstadt an der französischen Grenze hatte im Mittelalter den Rhein direkt an der Stadtmauer und sogar einen Hafen. Der Rhein überschwemmte 1525 die halbe Weststadt, sein Bett grub er, wo er wollte. Die Rheinbegradigung von Gottfried Tulla im 19. Jahrhundert ließ nur noch den flachen „Altrhein“ übrig und einen kleinen Tümpel. Die Hauptmenge des Wassers und die Schifffahrt wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auf den „Grand Canal“ linksrheinisch ins Elsass verlegt.

Das Integrierte Rheinprogramm schafft Ausgleichsflächen

Zwischen Stadt und Fluss liegen die A 5 und die B 378, weiter südlich noch die hügelhohe Kreismülldeponie. Doch das soll sich ändern. „Wir haben fünf Big Points vor“, referiert Bürgermeister Joachim Schuster (CDU), nebenamtlich Trainer der Deutschen Bürgermeisternationalelf. Erstens: „Die Mülldeponie rekultiviert der Landkreis.“ Zweitens: „Das Integrierte Rheinprogramm schafft Ausgleichsflächen.“ Dieses Programm ist ein riesiges, von allen Anrainerstaaten ins Leben gerufene Projekt für besseren Hochwasserschutz. Zwischen Weil und Iffezheim werden 13 Uferstrecken gesenkt, damit Rückhaltebecken für Überschwemmungsfluten entstehen. Ein Teil der dort ausgehobenen Kiesmenge wird dem Rheinkanal zugesetzt, ein Teil wird verkauft.

Im April hat das Regierungspräsidium Freiburg für den Abschnitt III bei Neuenburg die Baugenehmigung erteilt, bereits im Herbst soll an den „Rheingärten“ mit den Bauarbeiten begonnen werden. Dort soll Schusters dritter „Big Point“ gesetzt werden, die Landesgartenschau im Jahr 2020. „Sie gibt uns die Chance, den Weg zwischen Stadt und Rhein zu ebnen.“ Erst im zweiten Anlauf hatte der Antrag 2010 Erfolg, und die Stadt kann nun zum Rheinauenpark, der rekultivierten Deponie und den „Rheingärten“ am Flussufer das Verbindungsstück „Neuer Rheinpark“ anlegen. Das wird einmal mit neu gestalteten Zugängen über die Bundesstraße und unter der Westtangente hindurch fußläufig zu erreichen ist. Vom Rathaus zum Rheinufer sind es dann gerade einmal 800 Meter, die wesentlichen Teile der Anlage werden auch nach der Gartenschau nutzbar bleiben. Am Altrhein entstehen sogar Badestrände.

Von August an wird der TGV am Bahnhof halten

Damit nicht genug, Neuenburg greift auch über die Grenze. Über die Autobahn soll ein „Tor zur Region“ mit Gastronomie und Hotel auf einem Teil der alten Zollstation gebaut werden, die Neuenburg dem Bund abgekauft hat. Bessere Verbindungen zum französischen Nachbarn gibt es auch auf der Eisenbahnbrücke. Von August an wird der Schnellzug TGV zweimal täglich zwischen Mülhausen und Freiburg via Neuenburg fahren, die langsameren Züge laufen bereits seit Dezember 2012.

Warum dieses Streben hin zum Rhein? „Der Fluss gehört einfach zu Neuenburg“, sagt der seit 1991 als Bürgermeister im Badischen amtierende Joachim Schuster. „Alle Städte, die am Fluss liegen, haben eine besondere Anziehungskraft.“