Jean-Yves Ferri hat die Texte des neuen Asterix-Bands gestaltet. Den Leser zu amüsieren – darum ist es Ferri stets gegangen.

Paris - Er kommt so ganz anders daher als Asterix. Den Kopf kahl, das Kinn bärtig, im Umgang mit seinen Mitmenschen zurückhaltend, ja schüchtern: der in den französischen Pyrenäen beheimatete Jean-Yves Ferri scheint gänzlich aus der gallischen Art geschlagen. Und doch ist er es, der Asterix im heute erscheinenden 35. Band Stimme verleiht. Aber was heißt da Stimme. Damit war es nicht getan. Ferri hatte dem kleinen Krieger das Gehirn durchzupusten, auf dass der Wortwitz wiederaufleben möge, der mit dem Tod des textenden Asterix-Vaters René Goscinny 1977 dahingeschieden war. So genial der Zeichner Albert Uderzo mit Federhalter und Tuschepinsel umgehen kann, sprachlich geriet ihm der kleine Krieger doch recht blass.

 

„Nichts leichter als das“, erzählt Ferri

Das wenige, was von Ferri vor der Veröffentlichung zu erfahren war, stimmte zuversichtlich. „Irgendwohin muss er ja reisen“, antwortete der 54-Jährige, als jemand wissen wollte, warum Asterix zu den Pikten nach Schottland aufbreche. Und auf die Frage, wie die Geschichte zustande gekommen sei, versicherte der Erzähler, dass er im Rückwärtsgang zum Ziel gelangt sei. Ausgehend vom Happy End, dem großen Fressgelage, habe er 44 Seiten zusammengebaut, um beim Anfang der Geschichte herauszukommen, sagte Ferri und fügte hinzu: „Nichts leichter als das.“

Da war er wieder, der mit Ironie gewürzte Humor, den das Comic-Werk des Franzosen auszeichnet und der ihm 2005 den „Großen Preis für schwarzen Humor“ eingetragen hatte. Überall schimmerte er durch. In „De Gaulle am Strand“ zumal, wo Frankreichs Nationalheld mit Eimerchen, Schaufel und Gummilatschen zu bewundern ist. Den Leser zu amüsieren, ohne den Protagonisten der Lächerlichkeit preiszugeben: darum war es Ferri in seinen Comics stets gegangen. In „De Gaulle am Strand“ hieß es, die Würde des Generals wahren, aber gleichwohl die Lacher auf seine Seite ziehen. In den beiden auch auf Deutsch erschienenen Heften „Rückkehr aufs Land“ galt es, den Bauern und Polizisten Aimé Lacapelle in all seiner Schrulligkeit zu zeigen, aber eben auch in all seiner Liebenswürdigkeit. Und Asterix? So bescheiden die körperlichen Ausmaße des Helden auch sind, Größe hat er bekanntlich auch.

Die Heimatliebe verbindet Autor und Comic-Figur

So unterschiedlich Ferri und Asterix wirken, eines verbindet sie: Heimatliebe. Asterix ist aus seinem gallischen Dorf nicht wegzudenken, sein textender Vormund nicht aus dem Departement Ariège. Etwas anderes als ein Leben auf dem Land kommt für die zwei nicht infrage.

Ob die Verbindung Ferri-Asterix hält? Der Herausgeber ist sich nicht ganz sicher. Der Hachette Verlag hat den Texter nur auf Probe angestellt. Aber wenn der neue Asterix-Band ein Verkaufsschlager wird, dürfte die probeweise zugesprochene Vormundschaft Bestandskraft erlangen.